Das 19. Summer-Jazz-Festival lockt 30.000 Musikfreunde nach Pinneberg - von Blues bis Boogie-Woogie wurde viel geboten

Pinneberg . Ein Sommer ohne Summer-Jazz ist auch für Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg nicht vorstellbar: „Ich besuche das Festival seit 19 Jahren und bin jedes Jahr immer wieder begeistert“, sagt Steinberg. „Das Summer-Jazz-Festival ist ein echtes Highlight in jedem Sommer und ein fester Termin in meinem Kalender. Ich richte sogar meinen Urlaub nach diesem Festival. Ich freue mich, dass Pinneberg sich zum Jazz-Mekka in Norddeutschland entwickelt hat.“

Die Bürgermeisterin der 43.000-Einwohner-Stadt hatte das Jazz-Festival am Donnerstagabend eröffnet. Miu aus Hamburg spielte auf der Hauptbühne vor der Drostei, und der Drosteiplatz war gleich gut gefüllt. An der Seite von Urte Steinberg waren zwei Männer, die beide sehr angetan waren von den Klängen: Ihr Bruder Dietrich Brauer, der aus Oberhausen angereist war. Und der Stadtpräsident von Neumünster, Friedrich-Wilhelm Strohdiek, den Steinberg auf dem Heider Marktfrieden in Heide getroffen und in die Kreisstadt eingeladen hatte.

„Ich bin erstaunt über die Ausgestaltung und Größe dieses Jazz-Festivals“, sagte Strohdiek dem Hamburger Abendblatt. Er lauschte mit den Geschwistern Steinberg und Brauer dem Duo The Hometown Brothers auf der Terrasse der Remise. „Das ist ein ganz gelungenes tolles Jazz-Festival, das sich nicht nur an Jazz-Kenner richtet“, sagte der Stadtpräsident. „Sieben Bühnen auf einen Streich sind wirklich formidabel. Neumünster kann in punkto Jazz viel von Pinneberg lernen. Unsere Jazz-Musiker, die schon gute Kontakte nach Kappeln, Eutin und Bad Segeberg haben, sollten die Fühler nach Pinneberg ausstrecken.“

Für den künstlerischen Leiter des Summer-Jazz-Festivals, Ralph Kricke, war es das zehnte Festival. Treuer Hörer und Zuschauer ist er schon seit dem ersten Festival. Er stand auch schon zwölf Mal auf der Bühne, unter anderem mit der Big Band Elms-Horns am Klavier. Auch bei diesem Summer-Jazz-Festival saß Ralph Kricke am Piano: Mit der Formation Meta & Friends auf der Blütenrausch-Bühne in der Mittleren Dingstätte. „Die Atmosphäre auf der Bühne war sehr schön“, sagte Kricke, „die Leute sind voll mitgegangen bei den Stücken.“

Viel Stammpublikum kam auch in diesem Jahr wieder zum Jazzen und Swingen in die Pinneberger City. Viele Menschen reisten aus der Metropolregion Hamburg mit S-Bahn und Regionalbahn an. Freunde von Ralph Fricke reisten ganz aus dem baden-württembergischen Stuttgart an. Und der künstlerische Leiter gab mit seiner Formation einer Gruppe von Engländern als Zugabe ein Geburtstagsständchen zum besten, das die Engländer per Smartphone auf die britische Insel schickten.

240 nationale und internationale Musiker und Formationen hatten sich diesmal fürs Summer-Jazz-Festival beworben. Von Donnerstag bis Sonntag erklangen dann schließlich 52 Konzerte unter freiem Himmel, dazu kamen zwei Festival-Nights im Sitzungssaal des Rathauses. Insgesamt zählten die Organisatoren etwa 30.000 Zuschauer während der vier Festival-Tage. Zu hören war wieder die ganze Bandbreite des Jazz: Von Blues, Boogie Woogie, Dixieland, Swing, Bebop, Modern Jazz, Fusion und Latin bis hin zu Soul und Funk. Das Besondere am Summer Jazz: Der Eintritt war wie immer frei. Aber viele Besucher kauften den Summer-Jazz-Pin in Form eines Akkordeons und spendeten somit sechs Euro. Manche Musiker griffen auch das Motto „Jazz meets Platt“ auf, so auch die Sängerin Kijoka Junika, die eine Bluesversion vom „Hamborger Veermaster"darbot.

Ein Höhepunkt des Festivals war der Auftritt der niederländischen Boogie-Woogie-Queen Anke Angel und der David Herzel Band am Sonnabendabend. Anke Angel war schon war schon im Vorjahr aufgetreten und hatte die Organisatoren Günter Kleinschmidt und Herbert Hoffmann derart begeistert, dass sie sie gleich für 2014 engagierten. Auch in diesem Jahr zog die Holländerin das Publikum wieder in den Bann. Ihre Stimme erinnerte an Ella Fitzgerald – hemmungsloser Swing. Aber dann schaltete sie auch urplötzlich auf eine sanfte Ballade um, so intensiv, dass manchem im Publikum fast die Tränen kamen.