Der Barmstedter Fritz Schröder sammelt Oldtimer, auch Landmaschinen und Motorräder

Barmstedt. Insgesamt 513 Jahre alt sind die Schätze, die Fritz Schröder aus Barmstedt im Laufe seines Lebens gesammelt hat. Seine ganze Liebe gehört Oldtimern – alten Landmaschinen, Motorrädern und Autos, die viele Menschen nur aus Büchern oder Erzählungen der Großeltern kennen. Jedes seiner sieben Fahrzeuge hat eine besondere Bedeutung für den 74-Jährigen, der dazu auch ein kleines Archiv aus Bildern, Zeitungsausschnitten und Berichten zusammengetragen hat.

Als Fritz Schröder 1940 geboren wurde, kämpften die Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Als 1945 das Kriegsende bereits absehbar war, mobilisierte Hitler seine letzten Reserven. Er zog Fahrzeuge von Privatpersonen ein, um die militärischen Truppen aufzustocken. Viele Deutsche versteckten ihren wertvollsten Besitz auf Bauernhöfen oder in den Wäldern. „Meine Generation kann sich glücklich schätzen“, sagt der ehemalige Seemann. „Für uns sind Autos etwas Besonderes. Heutzutage weiß das niemand mehr zu schätzen.“

Schröder vergleicht das Jahr 1945 mit der Anfangszeit der Automobilindustrie um 1905, da jeweils nur wenige Fahrzeuge auf den deutschen Straßen fuhren. Seine Familie besaß allerdings zwei Bauernhöfe im Kreis Segeberg und so kam er früh mit großen Landmaschinen in Kontakt. 1947 erwarb sein Vater beispielsweise einen Lanz Bulldog, der zu der Zeit größte und schwerste Traktor auf dem Markt. Schon als kleiner Junge musste Fritz Schröder auf dem Hof mithelfen. Der Trecker, auf dem er als 14-Jähriger saß, steht heute hinter seinem Haus. Mit 67 Jahren ist der Bulldog immer noch fahrtüchtig und mittlerweile mehrere Tausend Euro wert.

Nach seinem ersten Auto, einem verschlissenen Opel Kapitän, kaufte Schröder mit dem Geld, das er auf See verdiente, einen 170er-Mercedes Diesel. „Ich glaube, dass verschiedene Erlebnisse aus meiner Kindheit meine Leidenschaft für Automobile entfacht haben“, sagt er und erzählt von einem dieser Erlebnisse.

Ein Bankdirektor aus der Stadt besuchte den Hof des Vaters. Während sich die Männer unterhielten, besetzten Schröder und elf andere Kinder dessen Auto, einen nagelneuen 170er-Mercedes, um zu einer Spritztour aufzubrechen. Einer von ihnen startete den Wagen und fuhr los. Der Direktor stürmte wutentbrannt zur Tür hinaus und rannte ihnen hinterher. „Ich habe das Bild vom Direktor mit seinen feinen Halbschuhen immer noch vor Augen“, sagt Schröder. Auf einer matschigen Weide hielten die Kinder an, sprangen aus dem Wagen und flüchteten vor dem wütenden Bankier, der mit seinen Schuhen knöcheltief im Schlamm stecken blieb.

Um ein Exemplar in seiner Sammlung wird der Rentner von vielen Oldtimerfans besonders beneidet. Die Geschichte des 88 Jahre alten Rolls Royce ist außergewöhnlich: Mit gerade einmal 15 Jahren verlässt der abenteuerlustige Fritz Schröder den elterlichen Hof, da seine zwei älteren Brüder den Betrieb übernehmen sollten. Nach ersten Überlegungen, Tierfänger im Zoo oder Expeditionsfahrer zu werden, verschlägt es ihn auf See. Während seiner 52 Jahre als Seemann hat er stets eine genaue Vorstellung, welche Fahrzeuge er erwerben möchte und erfüllte sich nach und nach jeden dieser Wünsche. So kam er auch zu dem Rolls Royce.

Als sein Schiff 1969 in England vor Anker gegangen war, erledigte der damals 26-Jährige Besorgungen an Land. Zufällig kam er an einer Garage vorbei, in der drei Engländer an einem Auto schraubten. Schröder erkannte den Rolls Royce Phantom I. sofort und sprach die Männer an. Drei Jahre pflegte er den Kontakt zum Besitzer, bis der ihm den Wagen 1972 endlich verkaufte.

Fahrzeuge werden als Oldtimer bezeichnet, wenn sie mindestens 30 Jahre alt sind. Fritz Schröder sieht das jedoch mit anderen Augen. „Das Empfinden für die Zeit verändert sich im Laufe des Lebens“, sagt er. Mit zehn Jahren empfand er Fahrzeuge mit dem Baujahr 1910 als uralt, heute sind 40 Jahre alte Maschinen für ihn neu und gewöhnlich. Neben dem Rolls Royce (Baujahr 1926) und dem Lanz Bulldog (1947) stehen in Schröders kleinem Fuhrpark ein Mercedes Typ 650 (1938), ein Mercedes 300 SL (1957), zwei Motorräder, eine 600er-BMW (1950) und eine Vincent (1949) sowie ein amerikanischer Sattelschlepper (1918), der in vier Jahren seinen 100. Geburtstag feiert.

Selbst heute träumt der 74-Jährige noch von dem ein oder anderen Schatz, den er gern in seine Sammlung aufnehmen möchte. Derzeit ist er auf der Suche nach Enthusiasten, die sich am Erwerb einer historischen Lokomobile, einer 20 Tonnen schweren, dampfbetriebenen Pflugmaschine, finanziell beteiligen wollen. Interessenten können sich unter der Telefonnummer 04123/3460 bei Fritz Schröder melden.