In den frisch angelegten Steinfeldern, die rund um die Offshore-Windanlagen im Windpark Borkum-Riffgat als Kolkschutz dienen, sind jetzt auch Junghummer von Helgoland unterwegs.

Helgoland. Bei einem Besuch des Kreis Pinneberger Bundestagsabgeordneten Ernst Dieter Rossmann und von Helgolands Bürgervorsteher Peter Botter stellte Prof. Heinz Dieter Franke den beiden SPD-Vertretern kürzlich das jüngste Hummer-Projekt vor, das jetzt von der Nordseeinsel aus in sein entscheidendes Stadium geht.

So sind in diesen Tagen 3000 extra aufgezogene Junghummer auf einer Gesamtfläche von 1000 Quadratmetern ausgesetzt worden, um das Besiedlungsverhalten und die Überlebensrate in den künstlich angelegten Steinfeldern im offenen Meer zu untersuchen. Das Projekt wird mit rund 700.000 Euro von dem Windpark-Betreiber als ökologische Ausgleichsmaßnahme finanziert. „Sollte das Projekt erfolgreich verlaufen, könnte das natürlich auch die übrige Hummerforschung positiv beeinflussen“, sagt Rossmann. Als These steht im Raum, dass nur durch eine solch intensive Besetzung eine nachhaltige Wiederbesiedlung möglich ist. „Das könnte auch wichtig werden für Helgoland, denn mit den bisher dort ausgesetzten rund 20.000 Jungtieren auf einer sehr viel größeren Fläche ist bisher noch keine durchschlagende selbst tragende Vergrößerung des Bestandes gelungen“, sagt Rossmann.

Früher fingen die Helgoländer Fischer bis zu 80.000 Hummer pro Jahr

In früheren Zeiten konnten die Helgoländer Hummerfischer immerhin bis zu 80.000 Exemplare in jedem Jahr fangen, ohne dass der Bestand gefährdet wurde, bevor es in den 50er-Jahren zu einem dramatischen Rückgang der Population kam. Was hierfür Ursachen sein können, von Umweltbelastungen bis hin zur Verdrängung durch Taschenkrebse, ist offen. Peter Botter wusste bei dem Besuch immerhin zu berichten, dass in den Gewässern um die Offshore-Windparks große Dorsche beobachtet werden, natürliche Fressfeinde der Taschenkrebs-Larven. „Das könnte am Ende dann wieder den Hummern zugutekommen.“

Solche Zusammenhänge und Detailinformationen zu den Hummern und ihrer Geschichte rund um Helgoland stoßen bei vielen Inselgästen auf Interesse. Bei der Biologischen Anstalt gibt es deshalb auch erste Überlegungen, einen Besucherbereich mit Ausstellungs- und Vortragsräumen einzurichten. Für Ernst Dieter Rossmann wäre dies eine willkommene Ergänzung zu dem Projekt. Rossmann: „Die Weiterentwicklung des Bluehouse-Konzeptes hin zu einem Haus des Meeres bleibt die vorrangige Perspektive, um Helgoland als bedeutenden Ort der Meeresforschung anschaulich und zugänglich zu machen. Ein kleines Hummerzentrum neben den Zuchtanlagen könnte vielleicht ein weiterer Baustein sein, der die ganze Breite der Forschungsarbeiten auf Helgoland deutlich macht.“