Margit Hermanns aus Heist ist Tierbestatterin – die einzige ihrer Zunft im Kreis Pinneberg

Heist. Wenn das Haustier stirbt, ist es für viele Besitzer, als würden sie ein Familienmitglied verlieren. Früher wurde das tote Tiere lieblos im eigenen Garten verbuddelt oder kam zur Abdeckerei. Heute ist das schon lange nicht mehr so. Den Menschen ist das Tier, das sie oft jahrelang durch gute und schlechte Zeiten hinweg begleitet hat, etwas Wert. Margit Hermanns sorgt dafür, dass sich Tierhalter würdevoll von Hund, Katze und Co verabschieden können.

Die Heisterin ist Tierbestatterin – die einzige ihrer Zunft im Kreis Pinneberg. „Stirbt das Tier zu Hause, kommen wir umgehend nach dem Telefonanruf entweder in die Tierarztpraxis oder zu den Tierhaltern nach Hause, um das Tier in unsere Obhut zu nehmen“, sagt Hermanns, die rund um die Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen erreichbar ist. „Schließlich sind die Menschen in einer Ausnahmesituation.“ Die 55-Jährige versucht dies aufzufangen, klärt die Wünsche mit den Tierbesitzern am Telefon. Noch am selben oder darauffolgenden Tag holt sie das tote Tier ab, um es ins Haustierkrematorium ins niedersächsische Hanstedt zu bringen. Dort wird es innerhalb von drei Werktagen eingeäschert.

Auf Wunsch wird die Asche in einer Urne an den Besitzer ausgehändigt, so dass er sie im Garten bestatten oder daheim aufbewahren kann. Andere verzichten auf eine Einzelkremierung. Dann kommt die Asche auf das Streubeet am Krematorium. Je nach Art der Bestattung und Größe des Tieres berechnet sich der Preis. So kostet die Überführung und Feuerbestattung einer Katze 190 Euro, wenn der Besitzer die Urne bei Hermanns abholt, die eines mittelgroßen Hundes knapp 300 Euro. Hermanns bringt die Tierurne auch nach Hause. Diese gibt es in verschiedenen Farben und Formen. „Meine Kundschaft setzt sich aus allen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten zusammen“, sagt sie. Die meisten kommen aus dem Kreis Pinneberg, aber auch aus Dithmarschen oder Hamburg.

Die fröhliche Frau ist eigentlich gelernte Floristin. „Ich hatte vor neun Jahren aber den Wunsch, mich beruflich zu verändern“, sagt Hermanns. In dieser Zeit starben ihre beiden Hunde kurz aufeinander. „Ich habe sie kremieren lassen und die Asche in der Urne mit nach Hause genommen.“ Auf diese Weise kam sie zum ersten Mal mit dem Beruf des Tierbestatters in Berührung. Die Tierfreundin fühlte sich gut betreut und dachte, das wäre eine Arbeit, die ihr auch liegen würde. „Ich habe eine Affinität zu Tieren und kann gut mit Menschen umgehen“, sagt sie.

Hermanns beginnt als Freiberuflerin für ein bundesweit tätiges Krematorium zu arbeiten. Fünf Jahre später macht sie sich mit der Tierbestattung Delos selbstständig. Heute kommen die meisten Kunden aufgrund von Mund-zu-Mund-Propaganda zu ihr. „Viele Hundebesitzer, wie die Doggen-Züchter, sind in Internetforen vernetzt“, sagt Hermanns. Guter Service spricht sich rum. Bei so großen Hunden helfen ihr ihr Mann Jörg oder ihre Mitarbeiterin Sonja Gerberding beim Transport.

Manchmal ist die Trauer so groß, dass man erst einmal nicht darüber reden möchte. „Wir respektieren das“, sagt die Tierbestatterin. „Oft ist es aber so, dass die Tierhalter gerade in dieser Situation sprechen möchten, Freunde und Bekannte aber nicht damit umgehen können oder wollen.“ Im schlimmsten Fall träfen sie auf Unverständnis oder würden belächelt. Hermanns nimmt sich so viel Zeit wie nötig, findet tröstende Worte und hört zu. „Dabei spielt es keine Rolle ob sich jemand von einem Meerschweinchen oder einer Katze, einem Mischling oder einem Zuchtchampion verabschieden muss. Denn jedes geliebte Tier, ob groß oder klein, ob mit oder ohne Stammbaum, hinterlässt eine Lücke“, so Hermanns.

Die exotischsten Tiere seien mal ein Leguan und ein Chamäleon gewesen. Am häufigsten kommen Katzen- und Hundebesitzer zu ihr. Hin und wieder lassen Besitzer auch Kaninchen, Hamster oder Meerschweinchen bestatten. Pferde dürfen in Deutschland nicht kremiert werden. „Haustiere haben einen ganz anderen Stellenwert als früher.“ Demzufolge wurde in den 1990er Jahren in München das erste Tierkrematorium Deutschlands eröffnet, weitere folgten. Haustiere seien Freund und Wegbegleiter, so Hermanns. Der Besitzer habe Bewegendes, Lustiges und Spannendes mit ihnen erlebt. Viele möchten nicht, dass sie nach dem Tod einfach nur entsorgt werden.