Der Förderkreis Reepschlägerhaus setzt sich mit Ausstellungen und Lesungen für den Erhalt der alten Kate in Wedel ein

Wedel . Joachim Röhrig kommt regelmäßig mit seinem Mitbewohner Ben Jacobi ins Reepschlägerhaus, um in der dortigen Teeküche zu Abend zu essen. Seit seinem 15. Lebensjahr kennt Röhrig das Haus. Drei Stullen für jeden, eine mit Leberwurst, eine mit Schmalz und eine mit Käse. Bodenständig und rustikal ist das Essen auch bei den Vernissagen in dem historischen Haus in Wedel. „Bei den Ausstellungseröffnungen schmieren sich die Gäste ihre Brote selbst“, sagt Joachim Röhrig, Schriftführer des Förderkreises Reepschlägerhaus. Keine Canapés, kein Schicki-Micki – ein Buffet wie das Haus selbst.

Das historische Gebäude beheimatete seit seiner Errichtung im Jahr 1758 lange Zeit die Reepschläger. Bis vor 50 Jahren stellten sie an der Schauenburgerstraße Taue für Großsegler her, heute befindet sich an ihrer alten Wirkungsstätte eines der Kulturzentren der Stadt. Und dass dieses Zentrum auch mit Leben gefüllt wird, darum kümmert sich seit mehr als 30 Jahren der Förderkreis Reepschlägerhaus.

Schon 1961 war das Haus in den Besitz der Stadt Wedel übergegangen, die es zehn Jahre lang dem Verfall überließ. Das Gebäude sollte abgerissen oder verkauft werden. Seit 1971 kämpfte eine Bürgerinitiative mit Unterstützung der oberen Denkmalschutzbehörde in Kiel um den Erhalt des Hauses. Ein Novum zu jener Zeit. Schließlich wurde es von 1976 bis 1977 saniert.

Mittlerweile wird das Haus als Teestube, Kunstgalerie und Veranstaltungsort für Konzerte und Lesungen genutzt. Die ehemalige Reeperbahn der Seilmacher wurde von Teestubenwirt Werner Wietek zu einem prachtvollen Garten umgestaltet. Und aus der einstigen Bürgerinitiative ging der heutige Förderkreis hervor.

„Zu den Aufgaben des Förderkreises zählen die Pflege und Erhaltung des Gebäudes sowie die Unterhaltung des Reepschlägerhauses als Kulturzentrum“, sagt Kassenwart Bernd Vorwerk. „So steht es in der Satzung.“ Seit 1977 betreibt Werner Wietek die Gastronomie des Hauses und er wohnt auch in dem historischen Gebäude. „Mit seiner Arbeitskraft zahlt er die Miete. Haus und Garten tragen seine Handschrift“, sagt Vorwerk.

„Wir kümmern uns um die Organisation der Ausstellungen, Konzerte und Lesungen, erneuern und reparieren das Mobiliar, helfen im Garten, machen die Pressearbeit, pflegen die Internetseite und sichern die Finanzierung des Hauses“, fasst Joachim Röhrig die Arbeit der freiwilligen Unterstützer zusammen. 110 Mitglieder zählt der Förderkreis derzeit, zehn davon arbeiten aktiv für das Haus.

Die übrigen Helfer unterstützen den Verein vor allem durch ihre Mitgliedsbeiträge. Mindestens 15,34Euro muss jedes Mitglied jährlich zahlen, nach oben gibt es keine Grenze. „Einige Mitglieder helfen auch beim Aufbau der Ausstellungen mit“, sagt Vorwerk. „Das ist auch eine schöne Form der Unterstützung.“

Außer auf die Mitgliedsbeiträge ist der Förderkreis, der das Haus von der Stadt Wedel gepachtet hat, auf den Kulturzuschuss der Stadtverwaltung sowie auf Geld- und Sachspenden angewiesen. Der Zuschuss durch die Stadt entspricht dabei ungefähr dem, was der Förderkreis als Pacht an die Stadt zurückzahlt.

Die Beteiligung an den Ausstellungserlösen der Künstler ist deshalb ein weiteres wichtiges finanzielles Standbein des Vereins – obwohl diese nur zehn und nicht wie üblich 30Prozent beträgt. „So können wir einen Anreiz für Künstler schaffen, sich für Ausstellungen im Haus zu bewerben“, sagt Röhrig. Das Konzept geht auf. „Wir haben schon jetzt mehr Bewerbungen als wir 2015 unterbringen können.“

Welche Künstler im Reepschlägerhaus ihre Werke ausstellen, das entscheidet der Vorstand. Dabei kommt es sowohl auf die Qualität an als auch auf die jeweilige Technik. „Wir achten sehr darauf, dass sich die Stile und Arbeitsweisen der Künstler nicht zu sehr ähneln“, sagt Röhrig. Bernd Vorwerk ergänzt: „Und natürlich müssen die Bilder auch zum Haus passen. Das kann für manchen Künstler schon zu einer echten Herausforderung werden.“ Die Vorsitzende des Förderkreises, Anja Badners, steht im Kontakt mit den Künstlern, bespricht und konzipiert die Ausstellungen. 200 bis 300 Stunden investieren die Vorstandsmitglieder jährlich in die Arbeit im Förderkreis – ehrenamtlich.

Doch nicht nur bildende Kunst, auch Musik und Literatur haben ihren Platz im Reepschlägerhaus. Bis zu vier Konzerte und Lesungen veranstaltet der Förderkreis jährlich. „Wir sind immer auf der Suche nach Neuem und Interessantem“, sagt Joachim Röhrig. Allerdings schränke die Architektur des historischen Hauses die Möglichkeiten stark ein. Ein Rockkonzert sei zum Beispiel nicht möglich, dafür reiche der Platz nicht.

„Unser Anspruch ist, gerade bei den Ausstellungen, auch die Menschen ohne Kunstbildung im klassischen Sinne für die Kunst zu interessieren, indem wir ihnen etwas Neues bieten“, sagt Röhrig. Dieser Ansatz komme sowohl bei den Besuchern als auch bei den Künstlern gut an.

Die nächste Ausstellung im Reepschlägerhaus an der Schauenburgerstraße 4 zeigt Farbstiftzeichnungen von Hans-Werner Seyboth. Die Vernissage beginnt an diesem Donnerstag, 31.Juli, um 19.30 Uhr. Elke Ferro-Goldstein, die Vorsitzende des Kreiskulturverbandes Pinneberg, wird eine Einführung in die Schau geben. Bis zum 7.September sind die Werke während der Öffnungszeiten des Hauses (dienstags bis freitags von 16 bis 22 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 15 bis 22 Uhr) zu sehen. Montags ist Ruhetag, der Eintritt zur Ausstellung ist frei.