Nach 41 Jahren im Dienst geht Polizist Michael Beutel in den Ruhestand. Das Ein-Mann-Revier wird aufgegeben

Haseldorf. Mit ihm geht ein Unikat. Haseldorfs Polizist Michael Beutel verabschiedet sich in den Ruhestand. In 41 Jahren Dienst hat der Gesetzeshüter einiges erlebt. „Einmal musste ich sogar von der Dienstwaffe Gebrauch machen“, sagt der 58-Jährige. Der Schuss fiel bei einer wilden Verfolgungsjagd in den Holmer Sandbergen. In die Luft konnte Beutel nicht zielen, denn der Polizeihubschrauber kreiste direkt über ihm. So landete die Kugel in der Stoßstange eines Autos. Es war allerdings nicht der Warnschuss, der den Flüchtigen stoppte, sondern ein Baum. Der Fahrer, der im gestohlenen Wagen unterwegs war, blieb unverletzt und wurde festgenommen. „Damals war ich in Moorrege stationiert“, sagt Beutel.

Seine berufliche Laufbahn begann im Oktober 1973 in Eutin. 15 Jahre lang sorgte er in Moorrege für Recht und Ordnung, bevor er 1996 das Ein-Mann-Revier im idyllischen Haseldorf übernahm. Dort war er rund um die Uhr im Dienst. Privates und Berufliches ließ sich nicht immer trennen. Denn das Polizeirevier war gleichzeitig Wohnsitz der Familie Beutel und seine Frau quasi der Hilfssheriff. „Wenn die Leute anriefen und meine Frau am Hörer hatten, erzählten sie ihr von ihren Anliegen.“ 1998 kaufte die Familie das Dienstgehöft von der Landesregierung.

„Ich habe versucht, für die Bürger Ansprechpartner zu sein“, sagt Beutel. Bei Unstimmigkeiten unter Nachbarn versuchte er zu vermitteln, mehr als Privatmann denn als Wachmann. Den Parteien riet er, miteinander zu sprechen. „Oder wollt ihr, dass die Polizei kommt?“ Meistens konnte auch ohne Holzhammermethode der Frieden wiederhergestellt werden. In einem anderen spektakulären Fall half allerdings kein gutes Zureden. 2001 überfiel ein maskierter Mann die Kreissparkasse in Haseldorf und bedrohte die Kassiererin und eine Kundin mit einer Pistole. Mit 6500 Mark gelang ihm die Flucht. Fast 40 Beamte nahmen die Verfolgung auf. Beutel selbst saß als Ortskundiger bei den Hamburger Kollegen im Hubschrauber, um die Gegend abzusuchen. „Leider wurde der Fall nie aufgeklärt“, sagt Beutel.

Am 31. Juli räumt der Dorfschutzmann sein Büro aus und übergibt Funkgerät und Co an die Dienststelle in Wedel. Seine Uniform überlässt er dem Volkskundemuseum Schleswig. Ihn und seine Frau zieht es ebenfalls dorthin. „Wir wollen nach Eckernförde ziehen“, sagt Beutel. Man müsse auch ans Alter denken. Was, wenn er irgendwann nicht mehr Auto fahren kann? Haseldorf sei dann doch zu weit abgelegen vom nächsten Arzt und Supermarkt.

Einen Nachfolger wird es nicht geben. Im Zuge der Umstrukturierung innerhalb der Polizeidirektion Bad Segeberg wurden die Polizeistationen in Moorrege, Haseldorf und Holm aufgegeben. In den kommenden neun Monaten wird Montag von 10 bis 12 Uhr und am ersten Dienstag im Monat zwischen 16 und 18 Uhr ein Beamter im Bürgerbüro für die Haseldorfer vor Ort sein. Danach wird entschieden, ob es sich lohnt, die Sprechzeit beizubehalten.

Ein Ersatz für Beutel kann es nicht sein. „Den Mann können wir nicht ersetzen“, sagt sein Revierleiter Torsten Schmidt. „Er ist ein Urgestein der Landespolizei, der sein Herz am rechten Fleck trägt und ehrlich seine Meinung sagt.“ Und bescheiden noch dazu. Beutel wollte keine offizielle Verabschiedung oder große Dankesreden. Darum überraschten ihn die Kollegen aus Uetersen, Tornesch und Wedel in seinem Urlaub zu Hause.