Wedel initiiert Berufs-Orientierungstag für Eltern, Schüler und Firmen, um Fachkräftemangel in der Region zu lindern

Wedel. Die Stadt Wedel sagt dem Fachkräftemangel bei regionalen Unternehmen den Kampf an. Gemeinsam mit dem Institut für Talententwicklung (IfT), das in 60 Städten Berufsqualifizierungsangebote anbietet, will Wirtschaftsförderer Manuel Baehr die erste Parentum-Messe unter der Schirmherrschaft von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka auf die Beine stellen. Auf der Messe sollen Unternehmen aus der Region, Schüler und ausdrücklich auch deren Eltern miteinander in Kontakt kommen, um optimale Jobangebote für die Schulabgänger zu finden.

Baehr und Parentum-Projektleiterin Kathrin Kunterding ist es wichtig, zu betonen, dass es sich bei der Messe um einen Baustein handelt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Wir wollen bestehende Wedeler Veranstaltungen zur Berufsorientierung nicht ersetzen, sondern sie ergänzen“, sagt Kunterding. „Denn gemeinsam können wir grundlegende Probleme besser angehen.“

Das Problem des Fachkräftemangels verschärft sich laut Baehr spürbar, auch in Wedel. Daher sei es notwendig, möglichst viele Optionen sinnvoll zu nutzen und zu kombinieren, damit sowohl Jobsuchende als auch Unternehmen am Ende nicht als Verlierer dastünden. Erste Firmen sind wegen einer Messeteilnahme bereits angesprochen worden, weitere sollen folgen. Kostenlos ist das für Unternehmen nicht, sie müssen 595 Euro Anmeldegebühr zahlen. Dafür gibt es für sie die Aussicht auf den dringend benötigten Berufsnachwuchs.

Dass eine bessere Orientierung für viele Schulabgänger unbedingt erforderlich sei, habe sich inzwischen gezeigt, sagt IfT-Regionalleiterin Kathrin Walsch. Mehr als 16.000 Studiengänge und 350 Ausbildungsberufe gibt es in Deutschland derzeit. Die Anforderungen in vielen Berufen steigen und werden spezieller. Laut Kunterding ist das Hauptproblem für viele Schulabgänger und deren Eltern, dass sie bei der Vielzahl von Möglichkeiten das Passende nicht finden, weil sie es gar nicht kennen. Häufig werde etwa Betriebswirtschaftslehre, Jura, Informatik, Psychologie oder Politikwissenschaft gewählt, einfach aus dem Grund, weil dies die bekannten Fächer seien. Das führe dazu, dass bestimmte Positionen in Unternehmen nicht besetzt werden könnten, weil es nicht genügend qualifizierte Bewerber gibt.

„Ein weiteres Problem ist, dass viele Unternehmen nur mit bestimmten Berufen in Verbindung gebracht werden, weitere interessante Ausbildungsmöglichkeiten aber nicht bekannt sind“, sagt die Projektleiterin. So würden etwa Chemiekonzerne mit einem Studium zum Chemiker in Verbindung gebracht. Dass auch kaufmännische Berufe, juristische Kenntnisse oder Maschinenbau-Fähigkeiten gefragt sein könnten, sei vielen Schülern nicht bewusst. Auf Messen könne dieses Problem durch Gespräche aufgelöst werden. „Im persönlichen Gespräch wird schneller als bei der Begutachtung einer Bewerbungsmappe deutlich, für welche Position ein Schulabgänger in einem Betrieb infrage kommen könnte“, sagt Kunterding.

Parentum setze daher auf überschaubare Messen, so Walsch. Etwa 20Unternehmen, die sich präsentieren, sind das Ziel. Die Teilnehmerzahl von Seiten der Schüler soll bei etwa 300liegen. Solche Zahlen würden es auch erlauben, besondere Kontakte zu Firmen zu ermöglichen – ein Ziel der Parentum-Messe. „Wir bieten Schülern und Eltern die Möglichkeit zu vorab terminierten, 20-minütigen Messegesprächen“, sagt die Projektleiterin. Dafür könnten sich Besucher ab Anfang September über die Internetseite der Messe www.erfolg-im-beruf.de anmelden. „Dort gibt ein Schüler zum Beispiel an, dass er im Zeitraum von 15 bis 17Uhr mit einem Mitarbeiter der Sparkasse sprechen möchte. Dieser Service wird auf unseren anderen Messen gut genutzt, spontane Kontakte sind aber auch möglich und erwünscht“, erklärt Kunterding.

Darüber hinaus setzt die Messe auf Informationsvermittlung zu Themen wie Ausbildungs- und Studienfinanzierung, Berufsvoraussetzungen, Zukunftsperspektiven von Berufen und der Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen. Mit im Boot ist auch die Agentur für Arbeit, die über die Vielzahl von Studienfächern und Ausbildungsberufen informiert.

Wichtig ist Kunterding auch, dass möglichst viele Eltern an der Messe teilnehmen. Studien hätten gezeigt, dass 96Prozent der Eltern die Berufsorientierung ihrer Kinder beeinflussten, 92Prozent sei die Berufswahl ihres Kindes wichtig. 87 Prozent sähen es als ihre Aufgabe an, den Wahlprozess aktiv zu begleiten. Daher sei es auch gut, wenn Eltern sich ein Bild von Firmen machen und sich dann mit ihren Kindern beratschlagen könnten. Da die Berufswelt immer komplexer werde, sei es auch für Eltern gut, wenn sie einen aktuellen Einblick in den Arbeitsmarkt gewinnen könnten.

Dass eine gute Vorbereitung für die Jobwahl nach wie vor wichtig ist, zeigt eine weitere Statistik. 22 Prozent aller Auszubildenden brechen trotz einer engen Betreuung in den Betrieben ihre Ausbildung ab, weil sie feststellen, dass sie sich doch falsch entschieden haben und ihre Talente woanders sinnvoller einsetzen können. An den Hochschulen liegt die Studienabbrecherquote, trotz Hochschulreformen, bei 30 Prozent und damit unvermindert hoch.

Nach den Sommerferien will das IfT verstärkt an Schulen in der Region für die neue Messe werben, unter anderem in Uetersen, Moorrege, Halstenbek und Schenefeld. Das Ziel ist laut Kunterding und Baehr, die Messe nicht nur einmalig anzubieten, sondern sie in der Region zu etablieren.

Der Startschuss ist für Freitag, 19.September, geplant. Dann sollen in der Ernst-Barlach-Gemeinschaftsschule in Wedel von 15 bis 19 Uhr Eltern, Unternehmer und Schüler zusammenkommen. Der Eintritt zu der Messe ist für die Besucher kostenlos.