Die Rowa Group Holding produziert Kunststoffgranulate, Farbkonzentrate und Treibmittel

Pinneberg. Ein Stückchen Pinneberg steckt in jedem Audi. Und auch in vielen BMW, Mercedes, Jaguar und Range Rover. Das Stückchen Pinneberg sind winzig kleine Kunststoffgranulate, die das Pinneberger Unternehmen Rowa an der Siemensstraße produziert. Die Kunststoffgranulate gehen von Pinneberg an Teilehersteller in der ganzen Welt. Die stellen aus den Körnern Außenspiegel, Gurtführungen, Blenden, Kühlergriffe und Einstiegleisten für die Premiumautos her. Und so steckt in jedem Außenspiegel von Audi Kunststoff, der bei Rowa in Pinneberg hergestellt worden ist.

Aber nicht nur in Autoteilen landen die Stückchen aus der Siemensstraße. „Auch Hersteller von Staubsaugergehäusen, Kugelschreibern, Telefongehäusen und Fernbedienungen gehören zu unseren Kunden“, sagt der Geschäftsführer der Rowa Group Holding, Kai Müller, 50. Neben den Kunststoffteilchen kommen von Rowa aus Pinneberg auch Farbkonzentrate zum Einfärben von Kunststoffen. Treibmittel zum Aufschäumen von Kunststoffteilen für Rohrisolierungen, Schuhsohlen und Tapeten. Lacke produziert Rowa am Standort in Seevetal im niedersächsischen Landkreis Harburg – das Labor und die kaufmännische Verwaltung sind in Pinneberg. Flüssigfarben für Kunststoffe werden am Standort Karstädt in Brandenburg hergestellt.

Rowa ist in der Kreisstadt einer der größten Gewerbesteuerzahler

Die Geschäfte laufen gut bei Rowa. „Das positive gesamtwirtschaftliche Umfeld wirkt sich positiv auf unsere Unternehmen aus“, sagt Geschäftsführer Kai Müller. 2013 erzielte die Rowa-Gruppe einen Umsatz von 112 Millionen Euro. „Dieses Jahr wollen wir um acht Millionen auf 120 Millionen Euro wachsen“, sagt Kai Müller.

Rowa ist einer der größten Gewerbesteuerzahler in der 43.000-Einwohner-Stadt. 280 Frauen und Männer arbeiten für das Unternehmen im heimischen Pinneberg. 330 Mitarbeiter sind weltweit beschäftigt: im Ausland auch noch in den Vereinigten Staaten, in Frankreich, in der Republik Korea und in der Volksrepublik China. Und die Zeichen stehen auf volle Fahrt voraus: „Wir suchen für den Standort Pinneberg noch gut qualifizierte Fachkräfte, vor allem für die Bereiche Entwicklung und technischer Betrieb“, sagt Firmenchef Müller.

Gegründet worden ist die Rowa GmbH 1958 in Maschen im Landkreis Harburg vom Hamburger Familienunternehmen Nordmann, Rassmann GmbH (NRC); Rowa stand für Rohstoff Wasch- und Aufbereitungswerk. Es war ein kleiner Betrieb, der im Wesentlichen Kautschukballen für die Kautschukindustrie spaltete. Das Geschäft lief mühsam. Die Wende kam 1969 durch die Chemie-Abteilung. Dort arbeitete Udo Müller, Kai Müllers Vater, als Profit-Center-Leiter. Zu Udo Müllers Verkaufsprogramm gehörten auch Speziallacke. Er entschied sich, die Lösungsmittel nicht mehr aus den USA zu beziehen, sondern vor Ort herstellen zu lassen.

So wurde ein Rührwerk und ein Lösungsmitteltank gebaut. Müller und Edgar E. Nordmann wurden Geschäftsführer der Rowa GmbH. Dies war die Geburtsstunde der neuen Rowa, aus der im Laufe der Jahre die wohl bedeutendste Tochtergesellschaft des Familienunternehmens Nordmann werden sollte. Bis heute ist die Georg Nordmann Holding AG Mehrheitsgesellschafter der Rowa-Gruppe; Udo Müller, 73, ist Minderheitsgesellschafter.

Sein Sohn Kai Müller, der Geschäftsführer der Rowa-Gruppe, ist im Hamburger Westen, in Klein Flottbek, groß geworden. Mit 15 Jahren verlor er sein Herz an den FC St. Pauli: aber nicht an die Fußballer, sondern an die Rugby-Abteilung. Noch heute spielt Kai Müller ab und zu in der Alt-Herren-Mannschaft.

Seinen „Feinschliff“ erhielt der Absolvent des Wirtschaftsgymnasiums Weidenstieg und Groß- und Außenhandelskaufmann in Südafrika, wo er auch auf einer Ananas-Plantage lebte und vier Monate für einen Hamburger Konservenhändler arbeitete. Und in Akron, im US-Bundesstaat Ohio, wo er ein Jahr lang bei einem Kunststoffproduzenten tätig war. 1991 fing Kai Müller bei Rowa an, nachdem der Betrieb 1989 seinen Haupt- und Produktionssitz nach Pinneberg verlagert hatte.

Der Firmenchef denkt international, die Rowa ist international aufgestellt und auch die Mitarbeiter in Pinneberg kommen aus der ganzen Welt. Bei Rowa arbeiten zwei Koreanerinnen, eine leitet den Einkauf und betreut die Schlüsselkunden. Zwei Russen sind im Unternehmen, eine Ukrainerin, zwei Bulgarinnen, ein Chinese und ein Schwede: der leitet seit kurzem die wichtigste Tochterfirma, die Romira GmbH, die die technischen Kunststoffe für Audi & Co. herstellt. Die Granulate sollen jetzt verstärkt auch im US-Bundesstaat New Jersey produziert werden. Kai Müller: „Wir folgen den deutschen Automobilherstellern, die auch in den USA fertigen.“