Kinderschutzbund Elmshorn ermöglicht sozial Benachteiligten Aufenthalt auf Bauernhof

Elmshorn. Darleen sitzt kerzengerade auf ihrem Schimmel. Selbstbewusst führt die sonst eher zurückhaltende Zehnjährige die anderen Reiterinnen an. Für die Mädchen ist der Aufenthalt auf dem Bauernhof Tormählen in Raa Besenbek ein unvergessliches Ferienerlebnis. Einfach mal unbeschwert sein, Tiere erleben, mit anderen Kindern toben. Möglich macht es der Deutsche Kinderschutz in Elmshorn, der sozial benachteiligten Kindern den Besuch auf dem Bauernhof ermöglicht.

Es ist bereits die siebte Sommerferienfreizeit für die Kinder der Paul-Dohrmann-Schule in Elmshorn. In dem Förderzentrum werden Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf individuell gefördert und begleitet. In diesem Jahr begleiten elf Lehrkräfte die zehn Kinder auf dem Bauernhof ehrenamtlich. „Dieses Engagement der Lehrer gleich im Anschluss an das anstrengende Schuljahr verdient höchste Anerkennung“, sagt Elke-Maria Lutz, erste Vorsitzende des Kinderschutzbundes in Elmshorn (www.kibu-elmshorn.de). Dieser unterstützt Familien kostenlos in allen Lebenslagen, sei es mit Beratungsgesprächen, Nachhilfeunterricht, Gutscheinen für Kleidung oder Zuschüssen für Ausflüge, organisiert eine Sommerferienzeit im Fünf-Städte-Heim auf Sylt, sorgt dafür, dass Grundschüler jeden Tag einen Apfel bekommen und bietet Kindern dienstags in seinem Büro in der Jürgenstraße einen Ort, wo sie spielen und basteln können.

Der Kinderschutzbund überprüft die Bedürftigkeit der Familien nicht

Leider seien die Ferien auf dem Bauernhof dieses Jahr schon nach vier Tagen beendet. „Denn die den Kindern vertraute Schulsozialpädagogin durfte seitens der Stadt nicht mitkommen“, sagt Lutz. Der Kinderschutzbund habe zwar genug ehrenamtliche Helfer, um die Kinder auch noch am Freitag zu betreuen. Aber sie benötigen vertraute Personen um sich, fassen nur allmählich Vertrauen zu Fremden.

In Elmshorn leben mehr als 2000 Kinder in Familien, die öffentliche Leistungen für ihren Lebensunterhalt beanspruchen müssen. „Wir möchten auch den Kindern, die sonst in den Ferien gar nichts vorhätten, ein schönes Ferienerlebnis ermöglichen, von dem sie ihren Freunden erzählen können“, sagt die ehemalige Jugendrichterin am Amtsgericht Elmshorn. „Wir überprüfen aber nicht die Bedürftigkeit.“ Denn manchmal sei zwar das Geld vorhanden, nur nicht das Interesse der Eltern, mit den Kindern etwas zu unternehmen.

Für einen symbolischen Obolus von einem Euro pro Tag werden die Zehn- bis 14-Jährigen von der Schule mit einem Kleinbus, den ein Autohaus in Elmshorn kostenlos zur Verfügung stellt, morgens um neun Uhr abgeholt und zum Reiterferienhof Thormählen gefahren. Dort gibt es im Reiterstübchen erst einmal Frühstück, denn viele Kinder gehen jeden Morgen ohne Frühstück aus dem Haus.

Claus Thormählen erteilt den gestärkten Kindern Reitunterricht. Nur Philipp traut sich nicht so richtig. Der Junge hält sich lieber etwas abseits. Diesmal ist er allerdings schon bis zum Gatter herangekommen. Außerdem gibt es andere Beschäftigungsmöglichkeiten im Aufenthaltsraum mit Büchern, Spielen oder beim Tischtennis. Die Jungs toben auch gern auf einem Sandberg oder im Stroh. Langeweile kommt nicht auf. Gemeinsam essen alle das frisch zubereitete Mittagessen auf der Terrasse vor dem Bauernhaus. Landluft macht hungrig. Am Nachmittag stehen Ausflüge auf andere Höfe der Umgebung an oder eine weitere Reitstunde. So lernen die Kinder zum Beispiel auf dem ökologisch geführten Hof Zoller, wie sich aus Brennnesseln Chips zum Knabbern herstellen lassen, sie dürfen Beeren naschen oder mit der Fliegenklatsche Futter für die jungen, verwaisten Mehlschwalben fangen. Oder die Schüler erfahren auf dem Hof Schipmann, wie Kühe gemolken werden und können Kälbchen streicheln. Gegen 15 Uhr geht es dann wieder heim.

Doch vorher spendiert Klaus-Peter Dauer, seit fünf Jahren Mitglied im Kinderschutzbund, den Ferienkindern eine Runde Eiscreme. Bei den Kindern, die darauf schon immer warten, hat ihm das einen Spitznamen eingebracht. Sie nennen den engagierten Elmshorner lachend den Eismann.