Eine Glosse von Marvin Mertens

Herzlichen Glückwunsch, Sie sind Fußball-Weltmeister. Und glaubt man diversen Medien, bin ich es auch. Obwohl ich weder etwas dafür getan, noch überhaupt davon gewusst habe.

Ich stand dem Trubel der Fußball-Weltmeisterschaft immer kritisch gegenüber, versteckte mich im Büro beim Thema WM lieber unter Kopfhörern und konnte der plötzlichen Fußballbegeisterung so gar nichts abgewinnen. Trotzdem fand ich mich am Sonntag mit meinem Mitbewohner zum Minifanfest im Wohnzimmer ein. Ohne Fahnen, Schminke und Vuvuzela, dafür mit viel Knabberzeug.

Wie durchschnittlich 34,65 Millionen Menschen in Deutschland verfolgte ich das Finale vor dem Fernseher. Doch schon in der 70. Minute fielen mir erstmals die Augen zu. Es mag am Schlafmangel gelegen haben oder am ermüdenden Kommentar von Tom Bartels, vielleicht aber auch daran, dass mich ein Fußballspiel selten richtig begeistert. Als ich die Augen wieder öffnete, massierten sich die Spieler gerade gegenseitig die Waden, sodass ich zuerst dachte, es handele sich um einen Werbespot für Massageöl. Dann dämmerte mir: Verlängerung!

Noch bevor die Extrazeit angepfiffen wurde, war ich wieder im Land der Träume. Auch Autokorso, Feuerwerk und Hupkonzert konnten daran nichts ändern. So erfuhr ich am Morgen aus der Zeitung, dass ich offenbar den Titel geholt hatte. Was für ein Gefühl! Niemals werde ich vergessen, wie ich als einfacher Mann schlafen ging und als Fußballweltmeister aufwachte.