Politiker und Nabu kritisieren Haltung des Kreisbauernverbandes. Der hat eine ausufernde Ausgleichsflächenabgabe moniert

Kreis Pinneberg. Die Landwirte im Kreis Pinneberg bangen um ihre Flächen und fürchten, weiterhin Ausgleichsflächen für Bauprojekte an das Land abtreten zu müssen. Der Kreisbauernverbandsvorsitzende Georg Kleinwort hatte kürzlich moniert, dass eine einseitige Belastung der Landwirtschaft vorherrsche, die nicht zielführend sei. Wenn Landwirte auch künftig Flächen für Ausgleichsmaßnahmen an das Land abtreten müssten, werde die Wirtschaftlichkeit von Agrarbetrieben infrage gestellt. Der Verband hat daher ein Umdenken der Landesregierung in Kiel gefordert. Die Grünen Landtagsabgeordnete Ines Strehlau und auch Hans Ewers vom Naturschutzbund (Nabu) im Kreis Pinneberg können die Klagen der Landwirte indes nicht nachvollziehen.

Strehlau und Ewers haben gemeinsam mit dem Grünen-Kreistagsabgeordneten Helmuth Kruse den Kreis besichtigt und sich ein Bild vom Umweltschutz in der Region und von der Landwirtschaft gemacht. Ihre gesammelten Erfahrungen widersprechen ihren Angaben zufolge weitgehend dem Bild der klagenden Landwirte. Sie kritisieren, dass Gartenbaubetriebe und Landwirte sich nicht an rechtliche Anordnungen hielten und Raubbau an der Natur betrieben.

„Das ist alles Popanz“, sagt Ewers. „Die Landwirte verkaufen doch seit Jahrzehnten Flächen an die Kommunen, um daraus Bauland machen zu lassen“, sagt Ewers. Der Mangel an landwirtschaftlichen Flächen sei eine Mär, die die Landwirte verbreiteten, um ihren Beitrag am Umweltschutz gering zu halten. Strehlau findet die Forderungen der Landwirte überzogen. „Lediglich 1,6 Prozent der Landesfläche wird für Ausgleichsmaßnahmen herangezogen“, so die Grünen-Abgeordnete. Zwei Drittel dieser Fläche stellten die Landwirte. Dass das Stellen von Ausgleichsflächen einen Ausverkauf der landwirtschaftlichen Betriebe gleichkäme, stimme nicht, denn die Flächen seien für Landwirte nicht verloren. „Es darf dort lediglich nicht gedüngt werden“, sagt die Grünen-Politikerin. „Außerdem ist auch Landwirten bekannt, dass die Besiedlung den Raum nimmt, nicht der Ausgleich.“ Laut Ewers muss ein Landwirt auch keine finanziellen Einbußen hinnehmen, denn für extensive Flächenwirtschaft, gebe es von Brüssel Grünlandprämien. „Das rechnet sich für die Landwirte ganz enorm“, sagt der Umweltexperte.

Anstatt zu lamentieren, sollten sich Landwirte um die Einhaltung der Maßgaben zum Umwelt- und Naturschutz halten. Da sehen der Nabu-Experte und Strehlau Defizite. So habe sich bei der Tour durch den Kreis Pinneberg einmal mehr gezeigt, dass der Knickschutz in der Praxis oftmals nicht greife. Anstatt die Wallhecken, die als Schutz gegen Erosion dienen und für ein ökologisches Gleichgewicht sorgen sollen, am Rand der Äcker zu erhalten, werde öfter bis über den Rand der Äcker hinaus gepflügt, jeder Zentimeter genutzt. Die Zahl der Knicks bewohnenden Tierarten beträgt in Schleswig-Holstein laut dem Nabu etwa 7000. Auf einem Kilometer einer Wallhecke können bis zu 1800 Arten leben, für viele von ihnen ist es das letzte Rückzugsgebiet in intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten.

„Unsere Besichtigung hat gezeigt, dass Landwirte eben nicht alles richtig machen. Die Felder werden ausgequetscht“, sagt Strehlau. Das zerstöre langfristig die Lebensgrundlage von Landwirten und Gesellschaft. „Knicks dürfen nicht benutzt, nicht beackert werden. Das ist nichts Neues. Wir werden jetzt in Kiel schauen, dass wir wieder verstärkt eine Einhaltung des Knickschutzes erreichen“, sagt die Grünen-Politikerin.

Was passiert, wenn keine ausreichende Kontrolle der landwirtschaftlichen Arbeit da ist, habe die Tour gezeigt: Bei einem kreisansässigen Baumschulbetrieb wurde laut Strehlau und Ewers ein Feld mitsamt Knick regelrecht totgespritzt.