Die Biologin Edelgard Heim tritt die Nachfolge von Bernd-Ulrich Netz an. Sie setzt auf moderate Erneuerungen

Haseldorf. Für viele überraschend nahm Bernd-Ulrich Netz Ende November seinen Hut. Der langjährige Leiter des Elbmarschenhauses in Haseldorf, der das Haus vor zehn Jahren erfand, aufbaute und es kontinuierlich weiterentwickelte, galt als ein allseits beliebter und anerkannter Experte in Umweltfragen. Seit dem 1. Dezember ist der Diplom-Biologe nun Leiter der Hamburger Umweltbehörde. Dass die Lücke, die sein Weggang in Haseldorf gelassen hat, groß sein würde, war bekannt. Unklar war lange, wer in seine Fußstapfen treten sollte.

Nun ist klar: Die Diplom-Biologin Edelgard Heim ist ab sofort die neue Leiterin der Integrierten Station Unterelbe und damit des Elbmarschenhauses. 20.000 Hektar umfasst die Fläche, die der Station zugeordnet ist. Darunter ist ein großer Teil Wasser- und Wattflächen, aber auch das Naturschutzgebiet Haseldorfer Binnenelbe mit Elbvorland – es ist mit mehr als 2000 Hektar eines der größten Naturschutzgebiete in Schleswig-Holstein.

Heim freut sich auf ihre Aufgabe. „Ich glaube, es wird spannend und ich glaube auch, dass es konstruktiv weitergehen wird“, sagt sie. Ihr Vorgänger, den die Biologin nach eigener Aussage gut kennt und schätzt, hatte in seiner Zeit auf einen engen Kontakt zu Verbänden, Politik, Verwaltungen und den Menschen vor Ort gesetzt, um die Akzeptanz für die Integrierte Station zu stärken und den Umweltschutz fest in der Region zu verankern.

Bernd-Ulrich Netz hatte bei seinem Abschied erklärt, dass eine der Grundvoraussetzungen, die ein Nachfolger für das Amt mitbringen müsse, darin bestehe, weiterhin den engen Kontakt zu den Menschen zu pflegen. Heim will genau dies machen. „Wir haben hier Tourismus, Jägerschaft, Landwirte, Politiker, einfache Bürger und viele andere Schnittstellen“, sagt die neue Stationsleiterin. „Das macht die Arbeit in der Station besonders reizvoll. Und diesen integrierten Ansatz möchte ich gerne fortsetzen.“ Die Herausforderung, die Umwelt zu schützen und die Region zugleich touristisch voranzubringen, will sie im konstruktiven Miteinander lösen. Und der Managementplan für die Unterelbe müsse auch noch umgesetzt werden. Das erfordere einiges an Zeit und Kontaktpflege. Aber sie will auch neue Wege gehen und Dinge weiterentwickeln, kündigt Heim an. Das betrifft auch das Elbmarschenhaus selbst.

Die sieben Jahre alte Ausstellung in der Haseldorfer Station will die Diplom-Biologin grundlegend erneuern. „Wir wollen die Ausstellung im Jahr 2015 modernisieren, um neue Anreize zu schaffen“, sagt sie. Von August an wird die Station, die gegenüber dem Haseldorfer Schloss an der Hauptstraße liegt, im Monatstakt eine „Pflanze des Monats“ vorstellen. Dabei soll es sich nicht nur um bedrohte Pflanzenarten handeln, sondern auch um alltägliche Gewächse, die vielen Menschen aber dennoch wenig bekannt sind. Damit will die Biologin auf die Vielfalt der Natur und auf den Nutzen der einzelnen Pflanzen im Ökosystem hinweisen. Mit diesen und anderen Aktionen wolle sie, so Heim, die Naturschutzregion noch zielgerichteter bewerben und den Naturschutz in den Köpfen der Menschen präsent halten.

Bevor sie dieses Projekt aber angehen wird, will Heim zunächst die einzelnen Akteure in der Region besser kennenlernen. „Die Abläufe, die Strukturen analysieren, das ist jetzt meine erste Aufgabe. Ich will das bestehende und verknüpfte Netz an Beziehungen verstehen“, sagt die 55-Jährige. Dabei kann sie voraussichtlich auch auf die Hilfe von Stationsvater Netz setzen. Beide kennen sich seit Jahren und wollten auch künftig in Kontakt bleiben.

Angefangen hat die Karriere der neuen Haseldorfer Stationsleiterinin der Mitte Deutschlands. Die gebürtige Oberhausenerin studierte in Gießen Biologie und begann in Nordrhein-Westfalen ihre berufliche Karriere als Umweltwissenschaftlerin. 1993 ging sie nach Itzehoe, wo sie im Amt für Land- und Wasserwirtschaft unter anderem Kartierungsarbeiten erledigte und Biotope plante. 2002 wechselte sie nach Flintbek zum Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR). Dort war sie zunächst dafür zuständig, Naturschutzgebiete auszuweisen und Gutachten zu verfassen. Schließlich stieg sie im Jahr 2008 in die Projektgruppe „Natura 2008“ ein.

Da dieses Projekt noch nicht abgeschlossen ist, will Edelgard Heim vorerst zweigleisig arbeiten. Zunächst einen Tag pro Woche und ab Herbst drei Tage in der Woche wird sie in Haseldorf nach dem Rechten sehen, die restliche Zeit will sie in den Abschluss des Natura-2008-Projektes investieren. Ende 2015 soll das Projekt abgeschlossen sein. Dann will die Diplom-Biologin, die in ihrer Freizeit gern in ihrem Garten in Itzehoe arbeitet oder aber Eierwärmer häkelt, voll mit dem Team des Elbmarschenhauses durchstarten.