Schleswig-Holstein Musik Festival: Sol Gabetta und Pianist Bertrand Chamayou setzen Maßstäbe

Haseldorf. Der Weltstar kam, sah und spielte sich mit souveränem Bogenstrich in die Herzen von knapp 1200 Zuhörern im ausverkauften ehemaligen Rinderstall von Gut Haseldorf. Das Gastspiel der argentinischen Cellokönigin Sol Gabetta zum Auftakt des diesjährigen Schleswig-Holstein Musik Festivals im Kreis Pinneberg erfüllte die hochgesteckten Erwartungen und setzte musikalische Maßstäbe.

Das lag allerdings nicht nur am versierten, charismatischen Saitenspiel von Zugpferd Gabetta, die als zentrale Musikerin des Festivals fungiert, sondern vor allem am perfekten Zusammenwirken mit ihrem langjährigen Duopartner, dem französischen Pianisten Bertrand Chamayou. Er setzte starke Akzente an den Tasten und ließ sich von der Diva keineswegs an die Wand spielen. Stattdessen nutzte er instinktsicher die Räume, die die Sonaten von Beethoven, Chopin und Mendelssohn-Bartholdy ihm eröffneten. Und das war gut so. Denn diese Werke drehten sich nicht nur um das Cello, sondern inszenierten zwei virtuose Routiniers als musikalisch gleichberechtigte Partner.

Das Gespann Gabetta/Chamayou tauchte mit seinem konzentriert lauschenden Publikum tief ein in die emotionalen Weiten der Romantik und der späten Klassik. Packend und mit gelegentlich sonorem Bogengrummeln zeichneten sie die lauernde Dramatik der Beethoven-Sonate. Mit haarfeinem Pinsel strichelte Gabetta die melodiöse Schönheit des Allegro-Satzes von Mendelssohn-Bartholdy. Gemeinsam stürzten die Musiker sich bei der Reverenz an den gebürtigen Hamburger, der neben Gabetta im Mittelpunkt des diesjährigen Festivals steht, kopfüber in das mit überraschenden Momenten gespickte Adagio. Und der dickste Brocken des Abends, Chopins viersätzige Sonate für Cello und Klavier g-Moll op. 65, gab Gabetta und Chamayou reichlich Gelegenheit, alle Register ihres Könnens zu ziehen.

Das war spannend, bedeutete allerdings auch harte Arbeit. Und zwar nicht nur für die Musiker. Mehr als zwei Stunden hochkomplexer Romantik plus Rachmaninov-Zugabe sind vielleicht doch etwas zu viel des Guten und trüben den Glanz eines ansonsten sehr gelungenen Festivalstarts.