Jens Ewald tourt als Clown Mücke durch Schleswig-Holstein. Das Leben als Spaßmacher ist aber nicht immer nur lustig

Jerry Lewis galt als spaßbefreiter Mensch. Und auch Stan Laurel soll privat gar nicht komisch gewesen sein, so wie viele Komiker und Clowns. Das zumindest wird immer wieder angeführt, wenn es um die Frage geht, ob Komiker Humor besitzen oder nicht. „Das sind alles nur Klischees“, sagt Jens Ewald. Der Mann, der über zwei Gesichter verfügt, sitzt auf seiner Couch, die Stirn ist in verärgerte Falten gezogen. Er winkt ab. Alles Quatsch, Unsinn und unwahr. „Komiker und Clowns haben sehr wohl einen Sinn für Humor, auch abseits der Bühne“, sagt er.

Ewald muss es wissen: Der Uetersener verdient seit 25 Jahren seinen Lebensunterhalt als Clown Mücke. Und lachen gehört bei ihm auch privat zum Leben dazu. „Das Leben des Brian ist nach wie vor einer meiner Lieblingsfilme“, sagt er. Der harsche britische Humor der Monty Python-Truppe gefalle ihm, und auch wenn er so manche Witze von modernen Comedians wie Dieter Nuhr oder Mario Barth hört, muss er herzlich lachen. „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag“, sagt er. Und darum ist es auch ihm ein Anliegen, Menschen regelmäßig zum Lachen zu bringen. Dies aber nicht nur, um das Zwerchfell zu strapazieren. Nein, der Humor erfülle eine wichtige soziale und psychologische Funktion.

Humor und kleine Späße könnten dafür sorgen, dass Menschen ihre Ängste überwinden, dass sie mehr Selbstvertrauen gewinnen. Zugleich kann er mit vielen der Aktionen, die er als Clown macht, das Sozialleben von Menschen positiv beeinflussen. Gegenseitiges Vertrauen fördern, Rücksichtnahme und Respekt, das alles sei Teil seines Programms. Gerade bei Kindern könne mit einer Art Humortherapie viel erreicht werden, und auch älteren Menschen erleichtere er es, einen trüben und anonymisierten Alltag zu vergessen, sagt der ausgebildete Zirkuspädagoge. Ausgebildet? Ja, sagt der 52-Jährige. Er sei sogar ein „höchstzertifizierter Zirkuspädagoge“. Er selbst bezeichnet seinen Beruf als eine Art Ergotherapie mit Spaß und Freude. Der Beruf stelle hohe Anforderungen an jene, die das Fach ausüben wollen. Das sei vielen Menschen aber nicht bekannt.

Für die Zirkuspädagogik ist neben artistischem Können unter anderem eine Ausbildung als Erzieher, Sozialpädagoge, Lehrer, Sportlehrer oder Sportpädagoge erforderlich. Alles ist bürokratisch geregelt und festgelegt. Überhaupt, die Bürokratie und das Clownsgewerbe, das gehört unweigerlich und fest zusammen. Und das findet Berufs-Clown Ewald gar nicht lustig. „Es gibt so unglaublich viel Papierkram, den ich erledigen muss. Das stört mich“, sagt er.

Rund 60 Prozent seiner Arbeitszeit verbringt er mit dem Ausfüllen von Anträgen, dem Erstellen von Lehrkonzepten, mit Rechnungen, Korrespondenzen mit dem Finanzamt und was sonst noch zum Leben eines Freiberuflers dazugehört. Auch wenn es arbeitsintensiv ist – den Spaß am Clownsein hat ihm die Bürokratie nicht austreiben können.

Angefangen hatte alles 1989. Einige Mitarbeiter des Kreisjugendrings in Pinneberg hatten die Idee, eine Gauklertruppe zu gründen. Kurz darauf, in den Sommerferien, brachte die Gruppe Kindern das Jonglieren und Akrobatik bei. „Der Erfolg war für uns überwältigend, die Kinder waren begeistert“, sagt der Uetersener. Es dauerte nicht lange, bis sich Ewald als Clown selbstständig gemacht hatte. „Bereut habe ich den Schritt nie, auch wenn es nicht immer einfach gewesen ist, ein Leben als Clown und Zirkuspädagoge zu bestreiten“, sagt er.

Das habe vor allem mit einer fehlenden Wertschätzung seines Berufes zu tun. Für viele Menschen sei er „halt einfach nur ein Clown“. Was er alles bei seiner Arbeit für die Gesellschaft mache, dass er der Gesellschaft den Spiegel vorhalte, Fehlentwicklungen aufzeige und Menschen so zum Nach- und Umdenken bewege, werde nur selten reflektiert. Nicht selten habe es Anfragen gegeben, ob er nicht eine Zirkus-AG an einer Schule betreuen wolle. Grundsätzlich ja. Wenn ihm aber ein Stundenlohn von acht oder zehn Euro angeboten wird, dann ist der Clown beleidigt. „Es gibt ein paar Städte, die wissen, was sie an mir haben, die mich sehr gut behandeln“, sagt Ewald. Tornesch und Pinneberg zählen dazu. Dort wird er regelmäßig für Sommerferienprogramme herangezogen. So wie kommende Woche, wenn er in Pinneberg in Zusammenarbeit mit dem SC Pinneberg eine Zirkuswoche für Kindern anbietet.

Kinder sind für den Berufsclown ein dankbares Publikum. Trotz der vielen Reize der modernen Gesellschaft, der Clown fasziniert. „98 Prozent der Kinder lernen etwas, verbessern etwa ihre Feinmotorik, ihr Gleichgewichtsgefühl. Die Koordinationsübungen helfen auch in der Mathematik. Wer auf einer Kugel laufen kann, kann auch Mathe“, sagt Ewald. Das sei bewiesen.

Wichtig sei seine Arbeit, um Kindern ihre Kindheit zu erhalten. „Kinder wollen Spaß haben, aber viele haben keinen mehr“, sagt Ewald. Das liege am Erwartungsdruck der Gesellschaft und am Schulsystem. Von Kleinauf würden Kinder in einen Wettbewerb gedrängt. „Der Leistungsdruck von Seiten der Schule und der Familien ist enorm.“

Jens Ewald weiß nicht, wie lange er noch Clown sein will. Nach jedem Auftritt gibt er sich Noten. „Wenn ich mir fünf oder sechsmal hintereinander eine Fünf oder Sechs gebe, dann höre ich auf“. Bis dahin, sagt er grinsend, sei es aber noch lange hin.

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