Moselwein überzeugt die Jury. Händler Ulf Bichel verrät, was einen guten Tropfen ausmacht

Pinneberg. „Wir wissen gar nicht, womit wir das verdient haben“, sagt Ulf Bichel. Der „TerraX Johanniter Chardonnay Black Label“, den die Bichels beim Pinneberger Weinfest ausgeschenkt haben, ist dabei als bester Wein prämiert worden. Bichels macht das schon ein wenig stolz, denn zum dritten Mal in Folge stellt der Weinhändler, der exklusiv die Weine des Gutes Schier & Braun vertreibt, den Siegerwein in Pinneberg, wo die Besucher sich am Wochenende bei gutem Wetter in geselliger Runde vergnügten.

Aber was macht einen Wein zum Siegerwein? „Da kommen einige Komponenten zusammen“, sagt Bichel. Wichtig für die Qualität eines Weines sei das Wetter. Wenn der Regen zur rechten Zeit kommt und zum passenden Moment die Sonne scheint, sei schon viel gewonnen. „Im vergangenen Jahr war es ganz schrecklich für die Weinbauern. Es hat geregnet, war kalt geworden.“ Die Winzer mussten knapp ein Drittel ihrer Ernte abschreiben. Wichtig sei auch der Boden und die Traubenart. Beides müsse zusammenpassen. Gerade der Boden habe einen sehr großen Einfluss auf den Geschmack des Weines. Kalkhaltigkeit, Schiefer- oder Basaltgestein, Humusstrukturen, Hanglage und andere Komponenten müsse ein Winzer für den Traubenanbau in Betracht ziehen. „Auch der Anspruch des Winzers spielt eine Rolle“, sagt Bichel. Wenn für den Massenmarkt hergestellt werde, könne nur schwer eine sehr hohe, gleichbleibende Qualität erreicht werden.

Beim diesjährigen Siegerwein sei das Geheimnis zum einen die Chardonnay-Traube, die mit der Johanniter-Traube zusammengeführt wird, die zu den selteneren Traubenarten zählt. Eine große Traube mit etwas mehr Süße, die auf dem Boden an der Mosel gut gewachsen ist. An den Weinstöcken ist dann in Handarbeit die Zahl der Trauben reduziert worden.

„Ein Teil der Trauben wird abgeschnitten, damit von den Aromen und Nährstoffen mehr in die verbleibenden Trauben reingeht“, sagt Bichel. In etwa so, wie bei einem Tropfen Tinte in Wasser. Ein großer Wasserbehälter wird nur schwach eingefärbt, ein kleiner dagegen wird intensiver blau verfärbt.

Die endgültige Ernte wird dann wieder per Hand vorgenommen, auch weil an den Steilhängen kaum Maschinen eingesetzt werden können. Zum Schluss folgt eine behutsame Verarbeitung und Lagerung des Traubensaftes, bis sanfte Stachelbeer- und Aprikosenaromen herausgebildet sind.

„Wenn die Jury später die Weine auf dem Weinfest verkostet, wissen die aber nicht, welchen Wein sie gerade trinken“, sagt Bichel, denn die Verkostung findet „blind“ statt. Keine Etiketten. Nur ein Glas und Wein. Mehr nicht.

Sechs Jurymitglieder haben rund 20 Weine verkostet. Für gewöhnlich heißt es, sechs Verkoster, sieben Meinungen, sagt Bichel. Das auch deshalb, weil jeder etwas anderes wahrnehme. „Einen Wein den ich gut finde, muss ein anderer nicht auch gut finden. Der persönliche Geschmack ist entscheidend“, sagt der Weinkenner.

So auch bei der Jury. Die beurteilt dann, auf einer Skala von eins bis zehn, ob der Wein viel oder wenig Säure hat, ob die Geschmacksnuancen aufeinander gut abgestimmt sind, wie die Farbe des Weines ist und in welcher Preisregion sich der Wein befindet. Der Wein mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis wird dann zum Gewinner in seiner jeweiligen Preiskategorie ernannt. Meist wird ein Wein bis fünf Euro ausgezeichnet, einer in der Preiskategorie bis zehn Euro und einer über zehn Euro.

Keinen Einfluss auf die Qualität des Weines hat übrigens der lange verpönte Schraubverschluss. „Eigentlich ist der Schraubverschluss viel besser für den Wein als Korken“, sagt Bichel. Der Wein kann dann nicht verkorken und verändert auch den Geschmack nicht. 15 Prozent der mit Kork verschlossenen Weine müssen Winzer als Ausschussware einkalkulieren. Das falle beim Schraubverschluss weg. Auch positiv: Der Wein lässt sich nach Anbruch problemlos im Kühlschrank lagern. Kork kommt nicht deswegen aus der Mode. „Kork kann nur alle fünf Jahre geerntet werden. Der Rohstoff wird allmählich knapp und damit teuer“, sagt Bichel. Noch glauben viele, ein Korken sei ein Zeichen für guten Wein. In ein paar Jahren, ist sich Bichel sicher, werde niemand mehr so denken – auch nicht beim Pinneberger Weinfest.