Das Repair-Café im Elmshorner Kranhaus war wieder ein großer Erfolg. Viele Bürger schätzen nachhaltigen Umgang mit Produkten

Elmshorn. Wolfgang Heine lötet den Riss einer Waagschale. Ein Bügeleisen, zwei Radios, einen Toaster und eine Lichterkette hat der 67-Jährige heute schon repariert. Der pensionierte Mühlenbauer stellt sein handwerkliches Geschick beim Repair-Café im Elmshorner Kranhaus kostenlos zur Verfügung. „Ich habe Zeit und möchte Menschen helfen“, sagt er. „Außerdem sehe ich nicht ein, dass so viel weggeschmissen wird.“

Am Nebentisch schaut Reno Bleidorn unter das Gehäuse einer Digitalkamera. Das Objektiv fährt nicht mehr aus. Noch ist der gelernte Elektriker ratlos, woran das liegt. Doch er sucht weiter nach dem Fehler. „Kaputt ist sie ja schon“, sagt der Schweriner, der die Arbeit im Repair-Café mit einem Besuch bei Freunden in Elmshorn verbindet. Die gehören nämlich auch zu den insgesamt 25 Ehrenamtlichen, darunter Spezialisten für Computer, Fahrräder, Elektronik und Haushaltsgeräte. Sie reparierten beim zweiten Repair-Café wieder rund 40 Gegenstände in den drei Stunden.

„Das Konzept für das Repair-Cafè stammt aus den Niederlanden“, sagt Veranstalterin Yvette Karro. Die Amsterdamer Journalistin Martine Postma und der Groninger Nachhaltigkeitsmanager Peter van Vliet hatten 2009 die Idee, Treffpunkte einzurichten, in denen Nachbarn ihre eigenen defekten Gegenstände unter fachkundiger Anleitung und in freundlicher Atmosphäre reparieren können. Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden und breitete sich über die Landesgrenzen hinweg aus.

Offensichtlich gibt es immer mehr Menschen, die die Wegwerfmentalität der Industrieländer nicht mittragen möchten. Internetseiten wie www.murks-nein-danke.de zeugen von diesem Umdenken in der Bevölkerung. Die Initiative fordert von Herstellern nachhaltige Produktverantwortung, denn zahllose Produkte gehen kurz nach Ablauf der Garantie kaputt – und das nicht aus Versehen. Der Kunde soll neu kaufen oder den teuren Reparaturservice der Hersteller nutzen.

„Den meisten Herstellern ist nicht daran gelegen, dass Kunden die Geräte selbst reparieren“, sagt Thorsten Kramer. So würden zum Beispiel fehlerhafte Kondensatoren in Kühlschränke eingebaut, deren Ersatzteile sich für einen Euro beschaffen lassen, deren Reparatur aber hundert Euro kostet. Der Kommunikationselektroniker wäre beinahe an einer Senseo-Kaffeemaschine gescheitert, deren Gehäuse sich nur gewaltsam öffnen ließ. „Die Hersteller benutzen absichtlich keine Standardschrauben“, sagt der Elmshorner. Oder sie lassen sie gleich ganz weg. Deswegen lohne es sich beim Kauf, das Gerät genau zu betrachten. Sind Standardschrauben zu sehen, kann es, wenn nötig, geöffnet und repariert werden.

„Wir sind kein kostenloser Reparaturdienstleister, sondern es geht vordergründig um Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Karro. Wer zufrieden ist mit dem Service, wird um eine Spende gebeten. „Fünf Euro finde ich angemessen, wenn man bedenkt, dass man das Haushaltsgerät sonst weggeworfen und ein neues gekauft hätte“, sagt sie. Und die Umwelt hat auch noch was davon.

Am Sonnabend, 23. August, findet das nächste Repair-Café statt. Weitere Veranstaltungen im Kranhaus unter www.kranhaus-elmshorn.de .