Rotarier ermöglichen Hauptschülern aus Quickborn und Barmstedt, mit der Hilfe von Dozenten der Uni Lüneburg sich gezielt auf die Prüfungen im kommenden Jahr vorzubereiten

Quickborn/Barmstedt. Wenn ihre Klassenkameraden am kommenden Wochenende in die Sommerferien gehen, werden Celina Werner, 14, und Karan Shamoyan, 15, weiter Mathe, Deutsch, Englisch und andere Fächer büffeln. Die beiden Hauptschüler der Quickborner Comeniusschule haben sich für die Sommerakademie der Leuphana-Universität Lüneburg angemeldet, die am ersten Ferientag beginnt.

Drei Wochen lang werden sie mit 36 anderen Hauptschülern aus Schleswig-Holstein und Hamburg, darunter neun aus Quickborn und Barmstedt, im Jugendhof Scheersberg bei Flensburg von 16 Dozenten und Studenten der Uni Lüneburg in einem Crash-Kursus in Lesen, Schreiben, Rechnen sowie Auftreten, Körpersprache, Bewerben, Verhalten und kreativem Gestalten fit gemacht, damit sie im kommenden Jahr den Hauptschulabschluss schaffen. Wöchentliche Treffen nach den Sommerferien in individuell betreuten Kleingruppen sollen sie anschließend gezielt weiter vorbereiten.

„Das ist eine Chance für mich, den Hauptschulabschluss zu schaffen“, sagt Karan Shamoyan über seine Motivation, sich für dieses Sommercamp angemeldet zu haben. Er möchte endlich die schlechten Schulnoten loswerden. Celina Werner verspricht sich von der Sommerakademie so viel Ansporn und Lernhilfen, dass sie einen ausreichend guten Hauptschulabschluss macht, der ihr einen Realschulabschluss ermöglicht. „Ich möchte auf jeden Fall weiter zur Schule gehen.“

Initiiert hat dieses Projekt der Quickborner Rotary-Club. Über befreundete Rotarier aus Niedersachsen hörte Präsident Jürgen Peters von dem Sommerferienprogramm der Uni Lüneburg, das diese bundesweit mit verschiedenen Partnern für Hauptschüler der achten Klassen anbietet, die schulisch auf der Kippe stehen. Etwa 40 dieser geballten Kurse habe ihre Uni inzwischen seit 2007 gemacht und dabei 1100 Schüler gezielt weitergebildet, berichtet Projektleiterin Maren Vosshage-Zehnder. „Der Erfolg gibt uns Recht. 95Prozent aller Teilnehmer haben danach ihren Schulabschluss geschafft.“

Damit das Projekt nachhaltig wirkt, wird der Quickborner Rotary-Club es für die kommenden drei Jahre mitfinanzieren. Dazu hat er sich 21 weitere Rotary-Clubs aus Hamburg und Schleswig-Holstein mit ins Boot geholt. Sie teilen sich einen Kostenanteil von 230.000 Euro für die drei Sommerkurse mit insgesamt 105 Hauptschülern und die intensive Weiterbetreuung im neunten Schuljahr. Das ist die eine Hälfte der Gesamtkosten. Die andere trage die Bundesagentur für Arbeit, erläutert Rotary-Chef Peters. „Finanziell ist das das größte Projekt, dass unser Rotary-Club je gestemmt hat.“

Die Auswahl der Schüler hat die Rotarierin Ingetraud Schröder übernommen. Sie hat die ehemalige Hauptschule in Quickborn geleitet, die inzwischen mit der Realschule zur Gemeinschaftsschule Comenius fusioniert ist. Bei Kathrin Jensen, der Klassenlehrerin von Celina und Karan, fand sie sofort Gehör. Jensen schlug einige ihrer Schützlinge für das Programm vor, die es ohne Hilfe sehr schwer hätten, den Hauptschulabschluss zu erreichen.

Das Programm der Sommerakademie habe es in sich, sagt Antke Kreft von der Universität Lüneburg, die das Camp auf dem Scheersberg leiten wird. Praktisch von morgens bis abends würden die Jugendlichen beschäftigt und individuell betreut. Vormittags stünden vor allem Lesen, Rechnen, PC-Arbeit, Bewerbungstrainings und soziales Verhalten auf der Tagesordnung, so Kreft. Nachmittags würden Coaching, Beratung und kreative Kurse wie Musical, Theater, Tanz oder Tischlern angeboten. Selbst das Freizeitprogramm sei so gestaltet, dass bei Sport und Spiel gemeinschaftliches Denken und Gruppenverhalten geübt wird, erklärt Camp-Leiterin Kreft.

Mehrere kleine Tests sollen den Jugendlichen zeigen, wie sie sich entwickelt haben. So würden sich die Mathe-Leistungen und Lese-Geschwindigkeiten im Laufe der drei Wochen teilweise verdoppeln, sagt Maren Vosshage-Zehnder. Neuerdings würden Lesestrategie-Kurse angeboten, die den Jugendlichen ein besseres Verständnis von schwierigen Texten vermitteln sollen. Dies geschehe überwiegend durch die Lektüre von Zeitungsartikeln.

Nach den Sommerferien kommen alle Quickborner Teilnehmer einmal wöchentlich zusammen, um mit ihren Tutoren zu besprechen, was sie zurzeit beschäftigt. Dies könne Vorbereitung auf die nächste Klassenarbeit sein oder Hilfestellung, einen Praktikumsplatz zu finden, erläutert Vosshage-Zehnder. Aber auch private oder schulische Probleme oder Familienzwist, der die Schüler vom Lernen abhalte, könnten dabei individuell und vertraulich behandelt werden. Es sind noch einige Plätze für das Sommercamp frei. Interessierte wenden sich an Ingetraud Schröder unter Telefon 04106/6407833 oder per E-Mail an amschroedy@aol.com.