Hamburg–Elmshorn zählt zu lautesten Zugstrecken bundesweit. An einigen Abschnitten werden nun Wände errichtet, um Geräuschpegel zu senken

Tornesch. Seit Jahrzehnten rattern beinahe im Minutentakt Züge durch Tornesch. Der Lärm, den die vielen Güter- und Personenzüge verursachen, nervt einige Anwohner seit Jahren. Denn die durchschnittliche Lärmbelastung in diesem Bereich ist mit der Zunahme der Züge, die die Bahnstrecke Hamburg–Elmshorn nutzen, gestiegen. Der nächtliche Lärmpegel an dieser Strecke liegt laut der Deutschen Bahn und dem Bundesverkehrsministerium im Durchschnitt bei 70 bis 75 Dezibel. Sie gehört damit zu den lautesten Bahnstrecken in Deutschland.

Ab 2015 soll sich das ändern. Die Bahn will bis 2020 die Lärmentwicklung entlang ihrer Gleise halbieren. In Tornesch will sie vom vierten Quartal 2015 an Lärmschutzmaßnahmen umsetzen. Und auch in Halstenbek, Elmshorn und Pinneberg soll der Geräuschpegel durch verschiedene Maßnahmen gesenkt werden. Das hat die DB Projektbau GmbH am Mittwochabend in Tornesch auf einer Informationsveranstaltung für Anlieger bekanntgegeben.

Zwei verschiedene Arten von Schallschutz sind geplant. Zum einen will die Bahn Schallschutzwände errichten. Eine soll entlang der Friedrichstraße verlaufen und 667 Meter lang sein. Die zweite Schallschutzwand soll im Bereich der Pommernstraße auf 955 Metern Länge für mehr Ruhe sorgen. Ende 2016 soll der Bau abgeschlossen sein, die Kosten liegen bei voraussichtlich 2,2 Millionen Euro. Die Schutzwände sollen laut dem Schallgutachter Christian Krenz drei Meter über der Gleiskante enden. „Damit können wir den Lärm um acht Dezibel senken, in Spitzenbereichen sogar um bis zu 14Dezibel.“

Das Problem sei aber, dass nicht überall an der Strecke Schallschutzwände errichtet werden können. Das sei den Räumlichkeiten und den Vorgaben des Gesetzgebers geschuldet, so Krenz. „Es sind mindestens zehn Häuser in einer Reihe notwendig, die von Lärmbelastungen betroffen sind, um eine Schallschutzwand zu errichten. Ist dies nicht gegeben, können nur passive Maßnahmen geleistet werden“, sagt er. Das heißt für die Anwohner entlang der Bahntrasse, dass nicht alle einen Schallschutz erhalten.

In einer Computersimulation ist die Lärmemission entlang der Strecke ermittelt worden. Der zu berücksichtigende Bereich für die Maßnahmen ist zu beiden Seiten der Schienen etwa 100 Meter breit. In diesem Bereich können nur jene Gebäude in den Genuss von Schallschutzmaßnahmen kommen, die vor 1974 gebaut wurden, denn sie gelten als förderfähig. Wenn also zu wenige solcher Häuser in einer Reihe stehen, wird keine Schallschutzwand gebaut. Statt dessen werden jene Häuser, die vor 1974 gebaut wurden, mit passiven Lärmschutzmaßnahmen wie speziellen Fenstern und Dämmwänden ausgestattet, die die Lärmbelastung in den Wohnräumen senken sollen.

75 Prozent der Kosten für den passiven Lärmschutz übernimmt der Bund, 25 Prozent der Kosten müssen die Anwohner selbst tragen. Hausbesitzer, die erst nach 1974 gebaut haben, gehen leer aus. 370 Gebäude sind in Tornesch von den Lärmgutachtern untersucht worden, 85 Häuser gelten auf Basis der Berechnungen als förderfähig.

„Es ist eine freiwillige Maßnahme, die geleistet wird“, sagt Sabine Müller von der DB Projektbau GmbH. Auf die Vorgaben des Bundes, wer profitiert und wer bei der Förderung leer ausgeht, habe die Bahn keinen Einfluss. „Das sind halt die Spielregeln, denen wir uns zu fügen haben, auch wenn es uns nicht gefällt“, sagt Bürgermeister Roland Krügel. Dennoch begrüßt er das Engagement der Bahn und des Bundes, denn jede Verringerung des Zuglärms sei eine Verbesserung der Lebensqualität in Tornesch.

Die Idee einzelner Bürger, auf eigene Initiative Lärmschutzwände von der Bahn bauen zu lassen, bezeichnet Müller als „nicht unproblematisch“. Wenn die Bahn für Privatleute Schallschutzwände baue, werde dies eine lange Planungsphase und hohe Kosten nach sich ziehen. Allein die reinen Materialkosten lägen bei etwa 1054 Euro pro laufendem Meter. Dazu kämen noch beträchtliche Planungskosten. „Da käme eine unheimliche Summe zusammen“, sagt Müller. Anders sei dies, wenn Anwohner auf ihrem Grund in Eigenregie Schallschutzwände errichten würden. Das ließe sich leichter realisieren, weil die Bahn die Maßnahmen nicht planen und sie auch nicht mit Eingriffen in den Bahnverkehr koordinieren müsste.

Bürgermeister Krügel schlägt den Bürgern daher vor, Kontakt mit der Verwaltung aufzunehmen, um zu prüfen, was abseits der Bahnpläne machbar ist. „Vielleicht finden wir ja eine Lösung, die sich bezahlen lässt.“