Bewohner des Brandhauses in Elmshorn konnten kurz in ihre Wohnungen. Löschwasser hat großen Schaden angerichtet

Elmshorn. Hier hat das Feuer gewütet. Hier ist nichts mehr geblieben. Hier ist alles verkohlt. Stumm stehen der Elmshorner Bürgermeister Volker Hatje und Matthias Stock vom Wohnungsunternehmen Deutsche Annington auf dem, was einmal der Dachstuhl des Wohnhauses an der Beethovenstraße 15 und 17 in Elmshorn war. Verkohlte Reste von persönlichen Dingen, die die Bewohner hier lagerten, verkohlte Dachteile und verkohlte Balken liegen jetzt auf dem Boden.

Hier, im Dachstuhl des Elmshorner Gebäudes, war am Sonnabend kurz nach dem WM-Spiel Deutschland gegen Ghana ein Feuer ausgebrochen. Insgesamt rückten mehr als 400 Einsatzkräfte aus elf Freiwilligen Feuerwehren mit mehr als 100 Fahrzeugen an. Es war einer der größten Brandeinsätze der vergangenen Jahre im Kreis Pinneberg. Die Bewohner der beiden Wohngebäude hatten Glück im Unglück: Niemand kam ums Leben. Sieben Elmshorner wurden mit Verdacht auf Rauchvergiftung im Krankenhaus behandelt, auch zwei Feuerwehrleute wurden leicht verletzt.

Am Donnerstag, am Tag fünf nach dem Großbrand, besichtigen Volker Hatje und Matthias Stock die Unglücksstelle. Stock vertritt das Unternehmen, das Eigentümer des Hauses ist. „Das Wohnhaus sieht von außen unbeschädigt aus, hier oben ist der Anblick erschütternd“, konstatiert er. „Es ist schon ein erschreckendes Bild“, sagt Volker Hatje. „Hier oben auf dem Dach kann man das Ausmaß und die Wucht des Feuers erkennen. Die Feuerwehrleute haben hervorragend gearbeitet.“

169 Bewohner haben ihr Zuhause verloren. Die Wohnungen – 100 sind es insgesamt – wurden zwar nicht Opfer der Flammen. Aber das Löschwasser, das durch das gesamte Haus gelaufen ist, hat sie dennoch unbewohnbar gemacht. Am Donnerstagmittag kehren viele Bewohner für eine halbe Stunde in ihre Wohnungen zurück und nehmen Sachen mit, die ihnen wichtig sind: Wertgegenstände, Bilder, Dokumente.

„Die Gefasstheit und die Diszipliniertheit der Bewohner ist bewundernswert“, sagt Matthias Stock. „Viele betreten ihre Wohnungen das zweite Mal nach dem Brand. Alles ist nass. Durch die Schächte hat sich das Löschwasser seinen Weg durch alle Etagen gebannt.“

Für alle Bewohner ist mittlerweile eine Unterkunft gefunden worden. Viele sind bei Bekannten und Verwandten untergekommen. 15 wohnen vorerst im Hotel. Die Deutsche Annington hat zudem fünf Wohnungen vermietet – vier in Elmshorn und eine in Hamburg. Auch bei der TAG Wohnen im Elmshorner Stadtteil Hainholz sind Betroffene untergekommen. Und beim Wohnungsunternehmen Semmelhaack in Tornesch. „Bei vielen Bewohnern wird es wohl noch einen psychologischen Knacks geben, wenn sie sehen, dass der Brandgeruch auch beim Waschen nicht aus den Kleidungsstücken geht“, sagt der Bürgermeister. Auch Michael Gerbert von der Elmshorner Bauaufsicht ist an diesem Tag mit auf das Dach des Wohnhauses gestiegen. „Die Standsicherheit der Wände ist nicht mehr gegeben, die Stützen aus Holz sind verkohlt“, sagt der Fachmann und erklärt, was nun geschehen muss. „Die Stahlbetonwand muss jetzt erst einmal gesichert werden, damit es hier nicht zu einem zweiten Unglück kommt, wenn ein starker Wind weht.“

Matthias Stock hatte eine schlechte Nachricht für die Bewohner: „In diesem Jahr wird niemand mehr in seine alte Wohnung zurückkehren können.“ Der Geschäftsführer bezifferte den Schaden „auf mehr als eine Million Euro“. Eine positive Nachricht hatte er aber auch mitgebracht: Die Deutsche Annington spendet 10.000 Euro als Soforthilfe für die 169 betroffenen Bewohner. Weitere 10.000 Euro kommen gemeinsam vom Lions Club Elmshorn und vom Lions Club Elmshorn Audita. Präsident Holger Malzahn und Präsidentin Birgit Stark überreichten dem Bürgermeister einen Scheck. Die Bewohner können sich ihren Anteil im Elmshorner Rathaus abholen.

Die Ermittlungen der Kriminalpolizei laufen derweil auf Hochtouren. „Das für Elmshorn beispiellos große Schadensausmaß ist für die Betroffenen eine Katastrophe“, sagt Dietmar Engelhorn, Chef der Kriminalpolizei. „Für uns bedeutet das Brandortarbeit XL.“ Die Ermittler können einen technischen Defekt bisher weder ausschließen noch bestätigen. Auch eine Brandstiftung, ob fahrlässig oder vorsätzlich, können sie nicht ausschließen. Die Beamten ermitteln weiterhin.

Die Stadt Elmshorn hat ein Spendenkonto für die vom Großfeuer Betroffenen eingerichtet, auf das ab sofort Spenden eingezahlt werden können. Informationen gibt es unter der Telefonnummer 04121/231-200.