Die Umfrage, die der Unternehmensverband Unterelbe-Westküste jedes Halbjahr unter seinen Betrieben macht, gleicht in mancher Hinsicht dem alten Rom.

Dort forderte der frühere Feldherr und spätere Senator Cato in beinahe jeder Rede die Zerstörung Karthagos. Ähnlich bekrittelt der Unternehmensverband jedes Mal die infrastrukturelle Lage Schleswig-Holsteins, ganz egal, wie gut oder schlecht die Wirtschaftslage ist.

Sicher ist es richtig, dass der Zustand der Landesstraßen besser sein könnte, als er es zurzeit ist. Und auch viele Unternehmer gerade aus dem Kreis Pinneberg sehnen den Bau der A20 herbei. Doch dass diese durch Gerichtsbeschluss quasi auf Eis liegt, ist nicht die Schuld der jetzigen Landesregierung. Erst vor wenigen Tagen hat der Bund den Neubau der maroden Rader Hochbrücke zugesagt. Einen Autobahn-Ausbau zu fordern und sich dann über die zusätzlichen Staus zu beschweren, wenn denn tatsächlich kräftig gebaut wird wie jetzt an der A7, ist auch etwas schizophren.

Es sind wohl dieselben Muster, die dahinter stecken und oft der deutschen Mentalität nachgesagt werden: Das Jammern auf hohem Niveau. Wenn die Infrastruktur wirklich so miserabel eingeschätzt würde wie dargestellt, könnten die Betriebe hier nicht vollausgelastet sein und weitere Umsatzrekorde einfahren. Vielmehr soll damit wohl zum Ausdruck gebracht werden: Uns könnte es noch besser gehen, wenn der Staat noch mehr investierte. Diese Lobbyarbeit ist es, die manchmal etwas verwundert.