Pinneberger Schülerzeitung „Pressident“ wird am 30. Juni in Hamburg ausgezeichnet

Pinneberg. Einmal in der Woche wird es richtig voll in dem etwa 20 Quadratmeter großen Raum im zweiten Stock der Theodor-Heuss-Schule in Pinneberg. Dann treffen sich bis zu 25 Schüler der Klassenstufen fünf bis elf des Gymnasiums und besprechen die Themen für ihre Schülerzeitung „Pressident“. Die erscheint online auf der Seite www.ths-pressident.de und dreimal im Jahr als gedruckte Ausgabe. Sechs Elftklässler bilden die Chefredaktion. Die Nachwuchsschreiber werden Redakteure genannt.

„Die Redaktionskonferenz ist bisweilen ein lustiger Zirkus“, sagt Chefredakteur Philipp Wenzel, 16. Er ist verantwortlich für das Layout der Print-Ausgabe und benutzt dafür das Programm Adobe InDesign. So hatte jüngst ein Fünftklässler die Idee, einen Artikel über einen Wespenangriff auf einer Klassenreise zu schreiben. Ein anderer Jung-Redakteur wollte eine Tabelle zu den besten Brettspielen, die auf einer Nachrichtenseite im Internet erschienen war, kopieren.

Aber da sind die wachen Augen und Ohren des Ersten Chefredakteurs David Hock, 17, und seiner Chefredaktions-Kollegen, die dafür sorgen, dass Duplikate und Trivialitäten nicht Einzug ins Blatt finden. Die neueste Printausgabe beschäftigt sich in der Titel-Geschichte mit dem Thema Müll.

Dazu gibt es unter anderem ein Interview mit Rasmus Andresen, Abgeordneter der Grünen im schleswig-holsteinischen Landtag, ein Bericht über Nelson Mandela, ein „Fotointerview“ mit einem Lehrer mit sechs Fragen und sechs Antworten sowie einen Lehrersteckbrief, in dem eine Lehrerin schreibt, dass die „Schüler kaum Fehler machen“. Auch ein Vergleich von zwei großen Anbietern von Fast Food ist enthalten: Zwei Fünftklässler testeten unter anderem Pommes, Cheeseburger, Hamburger, Veggie Burger, Chicken Nuggets, Cola und den Service. Ihr Fazit: Der kleinere der beiden Fast-Food-Anbieter habe „eine sehr gute Küche“. Insgesamt war es offenbar ein schmackhafter Test, sie schreiben: „Es hat sehr gut geschmeckt, und wir werden irgendwann noch mal testen.“

Schülerzeitungen in Deutschland wetteifern traditionell um den Schülerzeitungspreis des Hamburger „Spiegel-Verlages“. Der wird in diesem Jahr am 30. Juni verliehen. Und auch in diesem Jahr wird der „Pressident“ wieder einen Preis abräumen: Die Pinneberger Schülerzeitung ist nach 2012 und 2011 wieder für den renommierten Preis nominiert worden. „Damit sind wir ganz sicher unter den drei Besten in der Kategorie Online“, sagt David Hock. Das hat die Redaktion auch ihrem Mitschüler Marc Pabst zu verdanken, der für das Online-Design zuständig ist.

Die Jury war schon 2012 voll des Lobes für die Redakteure des „Pressident“. „Fast täglich aktualisieren sie ihre Site mit einer ausgeglichenen Mischung aus großen Themen und präzisen Beobachtungen des eigenen Schulalltags“, hieß es in der Begründung. „Dabei beweisen die jungen Redakteure in verschiedenen Formaten, dass sie alle Textgattungen beherrschen.“

Doch damit nicht genug der Ehre: Die Zeitungsmacher von der Theodor-Heuss-Schule freuen sich auch noch über eine zweite Auszeichnung: Im Wettbewerb „InklusivKreativ“ der Aktion Mensch holten die Gymnasiasten den ersten Platz in der Kategorie „Texte von Jugendlichen“. Die beiden Auszeichnungen in diesem Jahr sind die ersten, seit der „Pressident“-Gründer Tim Hoenig sich zurückgezogen hat, um sich voll und ganz den Abiturvorbereitungen zu widmen.

Die „Pressident“-Macher haben schon richtige Top-Geschichten hingelegt. So interviewten sie den ehemaligen Bundesinnenminister und Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich und sprachen mit dem Chefredakteur der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“, Giovanni di Lorenzo. Der Erste Chefredakteur David Hock hat weitere Prominenz im Visier. „Wir planen jetzt ein Interview mit Wolfgang Kubicki, dem Vorsitzenden der FDP-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag und stellvertretenden Bundesvorsitzenden der FDP.“

David Hock sieht die Arbeit bei „Pressident“ auch als Entrée ins Berufsleben. Ebenso wie Chefredakteur Philipp Wenzel, 16, will er später Journalist werden. „Ich lerne hier in der täglichen Arbeit viel für mein späteres Berufsfeld“, sagt der 17-Jährige. „Ich liebe das Kommunikative. Hier muss man Fünftklässler anleiten und auch bei Firmen Anzeigen akquirieren. Aber die Hauptsache ist, dass wir uns unsere eigene Journalismuswelt selbst gestalten und ungebunden sind.“