Eine Glosse von Fabian Schindler

Dass der Kampf und zuweilen auch Tanz um den Ball, der dieser Tage in Brasilien zelebriert wird, eine durchaus haarige Angelegenheit ist, das beweisen die Kicker aller Nationen jeden Tag auf neue. Haare wirbeln verschwitzt durch die Luft beim Sprung zum Kopfball und werden gerauft nach vergebenen Torchancen. Oft werden sie auch nur auf dem Rasen zur Schau getragen. Kaum ein Spieler, der nicht mit einer extravaganten Frisur zu glänzen versucht.

Auch bei diesem Turnier gibt es wieder etliche Paradiesvögel zu bestaunen, wie etwa Brasiliens Dribbelkönig Neymar, dessen Haarkreation sich wohl am besten mit einem abgenutzten Vileda-Wischmob vergleichen lässt. Italiens Stürmerstar Balotelli mimt derweil den Indianer und Belgiens Marouane Fellaini sowie Brasiliens Dante tragen veritable Haarhelme, die womöglich vor tieffliegenden Bällen schützen sollen.

Dantes Teamkollege David Luiz erinnert mit seinen Korkenzieherlocken derweil an Tingeltangelbob aus der TV-Serie „Die Simpsons“ und Portugals Raubein Raul Meireles an eine Billigkopie von Mister T aus der TV-Serie „A-Team“. Den Gipfel der Ästhetik und Modernität verkörpert dieser Tage aber Italiens Mittelfeldstratege Andrea Pirlo. Mit seiner langen Mähne und dem üppigen Bart im hautengen Dress erinnert er unverkennbar an die Grand-Prix-Ikone Conchita Wurst. Sein Team hat er nach der blamablen Vorstellung beim WM-Turnier 2010 allerdings nicht wie Phoenix aus der Asche emporsteigen lassen.

Die schönste Frisur aller Zeiten hatte aber Carlos Valderama. Der kolumbianische Mittelfeldstar konnte mit einer Art Lampenschirm auf dem Kopf überzeugen. Dieser Haarschopf passte zu seiner Spielweise. Bei der WM 1994 war sein Aktionsradius mehr als einmal der einer Stehlampe.