Kreisbauernverband Pinneberg fordert mehr Entgegenkommen von der Politik

Kreis Pinneberg. Die Situation für die Obstbauern im Kreis Pinneberg wird schlechter. Das Bild, das Georg Kleinwort, Vorsitzender des Kreisbauernverbands in Pinneberg, zeichnet, ist alarmierend. Kleinere Landwirtschafts- und Obstbaubetriebe müssten allmählich aufgeben oder ihre Höfe verkaufen, weil der von Discountern entfachte Preisdruck zunehme.

Bereits jetzt betrage der Anteil von Discountern am Obst- und Gemüseumsatz etwa 65 Prozent, mit steigender Tendenz. Die Kleinvermarktung vor Ort werde verschwinden, fürchtet Kleinwort – auch weil verboten ist, Werbeschilder an Straßen aufzustellen. „Wir haben eigentlich keine Chance mehr“, klagt er. Nur noch riesige Landwirtschaftsbetriebe könnten dem Druck, der auf der Branche laste, bisher standhalten. Doch auch für sie sei es nicht einfach, den Wünschen des Marktes gerecht zu werden.

Ein großes Problem sind laut Kleinwort die Verbraucher. Viele hätten überzogene Erwartungen an die Landwirtschaft. „Heutzutage soll alles Öko sein“, sagt er. Das an sich sei noch kein Problem für die Branche. Problematisch werde es aber dann, wenn die Verbraucher immer perfekter aussehendes Obst und Gemüse forderten und zugleich immer weniger für die Produkte zu zahlen bereit seien. Für einen Öko-Anbau werde etwa doppelt so viel Fläche wie für einen konventionellen Anbau benötigt. Die Folge: Die Investitionskosten sind höher und damit auch die Preise für Obst und Gemüse.

Doch selbst ein normaler Anbau sei alles andere als günstig. Einen Hektar Obstplantage aufzubauen, koste knapp 100.000 Euro, so der Kreisbauernverbandsvorsitzende. Alleine für eine einzige Fruchtart stehe somit oftmals eine Millioneninvestition an, bevor an eine Ernte gedacht werden könne. Da Landwirte und Obstbauern aber mehr als eine Art anbauen müssten, um Ernteausfallrisiken zu mindern, stünde jeder Agrarwirt vor finanziellen Herausforderungen. Von vielen Bürgern werde das aber nicht wahrgenommen. „Es gibt eine Geiz-ist-geil-Mentalität, die vor allem von Hannover an nach Norden vorhanden ist“, sagt Kleinwort.

Auch die Qualitätsansprüche an Früchte nehmen teils absurde Dimensionen an. Auf seinem Obsthof in Hohenhorst zeigt Kleinwort auf das Problem: Riesige Kirschen hängen an den zarten Bäumen. Die Ernte sei dieses Jahr zwar sehr gut, dennoch treiben Kleinwort und die anderen Obstbauern Sorgen um. „Der Verbraucher will immer größere Früchte, die alle perfekt aussehen“, erklärt er.

Eine Kirsche, die aufgrund von Regen einen Riss in der Haut hat, ist praktisch unverkäuflich. „Je größer die Kirschen sind, desto anfälliger sind sie für Risse“, sagt Kleinwort. Er ist dazu übergegangen, seine Kirschen mit Spezialplanen zu überdachen. Das mindere den Pestizideinsatz um 80 Prozent und schütze die Kirschen zugleich vor dem Regen. Das Wasser werde gezielt zwischen die Bäume geleitet. „Das Prinzip hat sich für uns bewährt, eventuell wird es auch künftig im Apfelanbau zum Einsatz kommen“, sagt Kleinwort.

Die Dachkonstruktion helfe zwar, eine halbwegs gleichmäßig gute Ernte zu erzielen. Bei den vielen anderen Problemen der Landwirtschaft hilft sie aber nicht. Die Zahl der Punkte, die den Landwirten und Obstbauern Sorgen bereitet, ist lang. Zum einen ist da der Fakt, dass die Landwirte immer wieder Land für Ausgleichsmaßnahmen abtreten müssten. Zum anderen kollidieren naturschutzrechtliche Belange oft mit den Interessen der Landwirte. Neuerdings wird gefordert, dass Landwirte ihre Sickergruben für Jauche aus Umweltschutzgründen mit doppelten Wänden ausstatten. Der Kreisbauernverband fordert hier ein Umdenken, denn nicht jeder Kuhstall lasse sich „einfach so anheben“, um die Anlagen entsprechend umbauen zu können. „Wir brauchen hier vernünftige Lösungen, gerade für die Altbestände“, sagt Kleinwort, etwa eine Übergangsregelung. Von der Politik, die diese Sickergrubenvorschrift erarbeitet hat, fühlen sich viele Bauern daher alleine gelassen. „Manchmal habe ich den Eindruck, man will die Landwirtschaft nicht mehr haben“, klagt Kleinwort.

Die CDU-Landtagsabgeordneten Peter Lehnert, Barbara Ostmeier und Heiner Rickers, Agrarpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion sagen, sie könnten die Sorgen nachvollziehen. Die Landwirtschaft werde weiterhin im Land gebraucht, doch im Vergleich zu früher habe sie an Rückhalt in der Bevölkerung und an Gehör in Kiel und Berlin verloren. Die CDU stehe an der Seite der Landwirte, versichert Ostmeier. Aber ein Schulterschluss sei notwendig, um den Druck in Kiel und anderswo zu erhöhen. Dass von der Landesregierung ein unterschwelliger Abbau der Landwirtschaft betrieben werde, indem etwa die Regierung und Naturschutzverbände ein Vorkaufsrecht für frei werdende Flächen erhalten sollen, sei zu kritisieren, so Rickers. „Wir brauchen Lösungen. Zum Beispiel bei den Sickergruben. Dort brauchen wir einen Bestandsschutz. Eine Nachrüstung der Gruben ist teilweise nicht machbar.“

Ebenso müsse der Landfraß bei Ausgleichsmaßnahmen gestoppt werden. Die CDU will die Themen im Landtag auf die Agenda hieven. Mit welchem Erfolg, ist abzuwarten.