Pinnebergs Großvereine beklagen Zustand städtischer Anlagen. Bei kleineren Sportclubs sorgt das für Unverständnis

Pinneberg. Werner Mende war ziemlich aufgebracht, als er das Foto im Pinneberg-Teil des Hamburger Abendblattes sah: Da sitzt in der Ausgabe vom 2. Juni Uwe Hönke, der Geschäftsführer des VfL Pinneberg, auf der Gegengeraden im Stadion 1, im Pinneberger Stadtwald Fahlt gelegen. Um ihm herum wuchert Gras und Unkraut. Er sagte: „Pinneberg hat zu wenig Sportplätze und diese sind teilweise noch in einem desolaten Zustand.“

Werner Mende ist 68 Jahre alt und seit sieben Jahren Vorstandsvorsitzender des Pinneberger Tennis-Clubs; gerade ist er einstimmig wiedergewählt worden. „Ich habe mich geärgert, dass der Geschäftsführer des größten Pinneberger Vereins sich auf einer Tribüne fotografieren lässt, wo das Gras teilweise kniehoch wächst und die Bänke überwuchert“, sagt Werner Mende. „In meinem Verein würde ich einen Gartentag anberaumen, und dann würde das hier sofort anders aussehen.“

Aber Werner Mende, der 550 Mitgliedern vorsitzt – zum Vergleich: der VfL Pinneberg hat 5350 Mitglieder –, hat sich nicht nur über das Foto von Uwe Hönke im hohen Gras geärget. Ihn wurmt auch, dass die großen Pinneberger Vereine wie der VfL Pinneberg von der Stadt bessere städtische Sportanlagen fordern. Die Pinneberger Fachbereichsleiterin Sport, Traudchen Perrefort, hat schon einmal eine Rechnung aufgemacht: „Auf die Stadt Pinneberg kommt wegen der Sanierung der Außensportanlagen bestimmt ein Millionenbetrag zu.“

Die großen Pinneberger Sportvereine wie der VfL Pinneberg, SC Pinneberg sowie Spiel und Sport Waldenau nutzen die städtischen Außenanlagen und Turnhallen, die auch von Pinneberger Schulen beansprucht werden. Werner Mende, der auch als Ratsherr und Fraktionsvorsitzender für die FDP in der Pinneberger Ratsversammlung sitzt, macht derweil ebenfalls eine Rechnung auf: „Die städtischen Sportanlagen werden pro Jahr mit etwa 400.000 Euro subventioniert.“ Sport-Fachbereichsleiterin Perrefort bestätigt die Zahl: „Die Stadt Pinneberg unterstützt die Vereine jährlich mit 400.000 Euro für die Nutzung der städtischen Sportanlagen.“

Das findet der Vorstandsvorsitzende des Pinneberger Tennis-Clubs ungerecht: „Wenn in der Turnhalle ein Wasserhahn tropft, rufen die großen Pinneberger Vereine den Kommunalen Servicebetrieb Pinneberg an und dessen Mitarbeiter reparieren die Angelegenheit. Unser Verein hingegen muss den Handwerker auf eigene Rechnung bezahlen.“

Werner Mende spricht deshalb von einer „Zweiklassengesellschaft, was die Sportvereine in Pinneberg angeht: Die großen Vereine nutzen die städtischen Anlagen, und wir nutzen unsere eigenen. Wir müssen alles selbst bezahlen und dabei kreativ sein“.

80.000 Euro nimmt der Pinneberger Tennis-Club jährlich durch Mitgliedsbeiträge ein. Hinzu kommen 40.000 Euro Beiträge für die Nutzung der vereinseigenen Halle. „Aber wir haben kein Geldvermögen“, sagt Werner Mende, „wir leben von der Hand in den Mund.“

In der letzten Zeit hat der Tennis-Club kräftig investiert: Vor zwei Jahren wurde der Hallenboden erneuert. Machte etwa 120.000 Euro. Im vergangenen Jahr bekam die Halle eine energiesparende LED-Beleuchtung. Machte 60.000 Euro. Dazu wurden zwei Außenplätze von Grund auf saniert und bekamen eine neue Drainage. Machte 20.000 Euro. Und in diesem Jahr bekam ein Außenplatz eine neue Drainage und eine neue Lavaschicht. Machte 10.000 Euro.

Summa summarum hat der Pinneberger Tennis-Club binnen zwei Jahren Investitionen in Höhe von 210.000 Euro getätigt. „Hinzu kommen jährliche Kosten von etwa 50.000 Euro für Wasser, Strom und Gas, die wir an die Stadtwerke zahlen“, bilanziert der Vorstandsvorsitzende. „Die 210.000 Euro Investitionen haben wir komplett über Bankdarlehen finanziert. Insgesamt steht unser Verein mit etwa 400.000 Euro in der Kreide.“

In naher Zukunft werden noch andere Projekte auf den Pinneberger Tennis-Club zukommen: Das Hallendach muss erneuert, die Heizung für die Halle und die Gastronomie modernisiert, die Fenster in der Umkleide und in der Gastronomie müssen ausgetauscht werden. „Sobald wir wieder ein wenig liquide sind, werden wir diesen Sanierungsstau auflösen“, sagt Werner Mende.

In seinem Tennis-Club sorgt der Club-Chef derweil für Ordnung: Gerade haben Arbeiter Stützsteine für eine kleine Tribüne gesetzt. „Die Holzbohlen für die Sitzbänke werden Mitglieder in Eigenarbeit fertigen“, sagt Mende. An die Stadt Pinneberg stellt er eine Forderung: „Wenn die anderen Pinneberger Vereine fordern und bekommen, erwarten wir auch einen angemessenen Betriebskostenzuschuss.“

Den Wunsch des Pinneberger Tennis-Clubs könne sie „gut nachvollziehen“, sagt Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg (parteilos). „Hierbei handelt es sich aber um eine sogenannte freiwillige Leistung. Als Kommune unter dem Rettungsschirm des Landes ist es nicht möglich, neue freiwillige Leistungen durch Ausweitung des derzeitigen Budgets einzugehen. Im Rahmen der vorhandenen Mittel wäre eine Umverteilung grundsätzlich möglich. Dies ist jedoch eine politische Entscheidung.“