Quickborner Volkshochschule bietet Alphabetisierungskurse an. Bund fördert diese Programme

Quickborn. Die Volkshochschule Quickborn will zum Wintersemester erstmals Alphabetisierungskurse anbieten für Menschen, die nicht richtig lesen und schreiben können. Das kündigte jetzt VHS-Leiterin Anette Ehrenstein im Gespräch mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Ernst Dieter Rossmann an. Der Politiker ist zugleich Bundesvorsitzender des Volkshochschulverbandes, dem 924 Volkshochschulen angehören.

Rossmann sagte ihr dabei die Unterstützung der Bundesregierung zu, die für die kommenden zehn Jahre eine Alphabetisierungs-Kampagne starten wolle. So gebe es 7,5 Millionen Analphabeten in Deutschland im Alter von 18 bis 65 Jahren, sagte Rossmann. Auf den Kreis Pinneberg heruntergerechnet wären dies etwa 20.000 Menschen, die nicht lesen und schreiben könnten.

Dabei seien es zum großen Teil Personen, die mitten im Leben stünden, so Rossmann. Die Hälfte von ihnen habe eine Beschäftigung. „Sie haben sich gut angepasst, sind in ihren Berufen anerkannt, organisieren ihr Leben. Das sind alles tüchtige Leute.“ Bundesweit würden die Volkshochschulen zurzeit etwa 25.000 Menschen in Alphabetisierungskursen unterrichten. Im Kreis Pinneberg gebe es diese Angebote bereits in Pinneberg, Wedel, Elmshorn, Uetersen und Tornesch. Insofern könne er es nur begrüßen, wenn nun auch die Quickborner VHS nachziehe.

Eine Mindestanzahl an Teilnehmern, wie sonst bei den 400 Weiterbildungskursen an der VHS Quickborn üblich, will Ehrenstein für die Alphabetisierungskurse nicht vorgeben. „Wir wollen mit unserem Angebot den Betroffenen Mut machen, sich bei uns zu melden, um ihre Schreib- und Lesekompetenz zu verbessern", sagt sie. „Wenn einer dies macht, bin ich schon zufrieden.“ Jede Anmeldung werde diskret behandelt. Das Angebot richte sich auch an Migranten, die die deutsche Sprache von Grund auf lernen müssten.

Rossmann plädiert dafür, dass berufliche Weiterbildung einen höheren Stellenwert in der Förderung bekommt. So solle jeder Bundesbürger das Recht auf eine dreijährige Erstausbildung und drei Jahre Weiterbildung haben. Auf die Formel: „Zwei mal drei“ bringt der SPD-Politiker und VHS-Bundesvorsitzende dieses Konzept, für das er sich in der Großen Koalition einsetzen möchte. „Aufs ganze Arbeitsleben bezogen wären das gerade mal zwei Wochen Weiterbildung pro Jahr.“ Das sei angesichts der ständig steigenden Anforderungen in vielen Berufen nicht zu viel. Aber die Bürger müssten sich dabei auf eine finanzielle Beteiligung einstellen. „Weiterbildung wird es nicht zum Nulltarif geben können.“

Wichtig sei, dass der Bund die Förderung nicht an Höchstgrenzen koppele, wie dies für die Bildungsgutscheine bis 2017 vorgesehen sei. Demnach dürften die Kurskosten 1000 Euro nicht überschreiten. Dabei gebe es etliche Kurse, wie die zum Immobilienmakler oder Hausverwalter, die über diesem Grenzwert lägen. „Wir sollten die Förderung lieber auf einen bestimmten Betrag deckeln.“ Seit 2008 habe der Bund 250.000 Bildungsgutscheine mit einem durchschnittlichen Wert von 350 Euro ausgegeben, sagte Rossmann.