Seit Monaten ist das Rellinger Geschäft von Kim Anh Nguyen Ziel von Randalierern. Die Polizei ermittelt

Rellingen. Die Lage ist idyllisch und gutbürgerlich an der Hauptstraße 32 in Rellingen. Unweit der schönen Barockkirche, umgeben von gepflegten Reihenhäusern, einem Blumengeschäft und einer Apotheke hat Kim Anh Nguyen im April vergangenen Jahres ihren Kosmetik-, Wellness- und Schönheitssalon „Sen Beauty Care“ eröffnet.

Sen ist das vietnamesische Wort für Lotosblüte, eine Pflanze, die auch als Symbol für Entspannung und Frieden steht. Doch die Kosmetikerin und Fußpflegerin ist seit dem Herbst vergangenen Jahres immer wieder unerklärlichen bösartigen Attacken und Mobbing-Aktionen ausgesetzt. Zuletzt wurden am vergangenen Sonntag vier wuchtige Keramik-Pflanzkübel entwendet, die sie am Gehwegrand vor ihrem Geschäft aufgestellt hatte.

Die dekorativen tönernen Töpfe waren von Kim Anh Nguyen liebevoll mit Margeriten, Geranien, Tagetes und anderen Frühlingsblumen bepflanzt worden. Die mit Erde gefüllten Behälter sind so schwer, dass ein einzelner Mensch sie nicht anheben kann. Die in Vietnam geborene Geschäftsfrau mit der deutschen Staatsangehörigkeit vermutet, dass mehrere Personen die Kübel mit einem Fahrzeug abtransportiert haben. Außerdem zerstörten die Übeltäter den Briefkasten des Salons.

Die Kosmetikerin erstattete Anzeige in der Rellinger Polizeistation und suchte mit einer Freundin vergeblich die Umgebung nach dem Verbleib der Kübel ab. Doch bisher gibt es keine Hinweise auf die Täter. Kim Anh Nguyen, die seit 34 Jahren in Deutschland lebt, ist zurückhaltend mit Vermutungen, ob es sich um einen ausländerfeindlichen Hintergrund handeln könnte oder ob ihre Praxis irgendwelchen Menschen ein Dorn im Auge ist.

Doch alles sieht nach einer gezielten Kampagne aus. An die zehn Mal sind der Salon und das Umfeld seit dem vergangenen Herbst bereits attackiert worden. Mehrmals zerstörten die unbekannten Täter die Blumendekoration. Auch in dem kleinen Garten neben dem kombinierten Wohn- und Geschäftshaus wurde die Bepflanzung herausgerissen und ein Fenster eingeschlagen.

Mittlerweile hat die Mieterin mit Einwilligung des Hauseigentümers einen soliden Metallzaun aufstellen lassen. Auch die Eingangstür und die Schaufenster waren schon das Ziel von Schmierereien. „Drei Fenster wurden in roter Farbe mit dem Buchstaben A bemalt“, sagt Kim Anh Nguyen, die sich nicht erklären kann, was diese Aktion zu bedeuten hat. Auch ihr in der Nachbarschaft abgestelltes Auto ist schon zerkratzt worden. Außerdem lagen mehrfach tote Mäuse vor der Tür ihres Salons.

Hinzu kommen Attacken, die offenbar zum Ziel haben, den Ruf der Geschäftsfrau zu schädigen. So berichtete ihr eine Kundin bereits im vergangenen Jahr von in Rellingen kursierenden Gerüchten, dass man sich im Salon „Sen Beauty Care“ mit Fußpilz infizieren würde. Diese Behauptungen im Stil einer Rufmord-Kampagne verfehlten nicht ihre Wirkung. Während die Inhaberin in den ersten Monaten nach der Eröffnung noch ihre Tochter, ebenfalls ausgebildete Kosmetikerin, und eine Freundin beschäftigte, sind inzwischen so viele Kunden ausgeblieben, dass Kim Anh Nguyen nur noch allein in ihrem Geschäft ist und oft wenig zu tun hat.

Dennoch gibt sie noch nicht auf und hofft wie die Polizei auf die Hilfe von Zeugen. „Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen“, sagt eine Polizeisprecherin auf Nachfrage. Wer Beobachtungen gemacht hat oder andere Hinweise geben kann, sollte sich mit der Polizei in Rellingen unter der Telefonnummer 04101/4980 in Verbindung setzen.

Um sich besser abzusichern, will die Inhaberin des Salons jetzt im Schaufenster eine Videokamera installieren. Eine Überwachung mit Außenkameras sei nicht zulässig, wurde ihr von der Polizei erklärt. „Ich bin so gern hier in Rellingen, die alte Kirche gefällt mir gut. Und ich habe viele nette Kontakte zu den Nachbarn“, sagt Kim Anh Nguyen. Mit 14 Jahren kam sie als Waisenkind mit Boatpeople-Flüchtlingen nach Deutschland und wuchs bei deutschen Pflegeeltern auf. Bevor sie sich nach einer Zusatzausbildung selbstständig machte, war sie im zahnmedizinischen Bereich und als Altenpflegerin tätig.