Studenten aus Brasilien, Elfenbeinküste und Togo sprechen in Elmshorn über Wege aus der Armut

Elmshorn. Wie lässt sich mehr Bewusstsein für internationale Zusammenarbeit und mehr Engagement für eine gerechte Welt schaffen? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung im Weltladen TOP 21 in Elmshorn, die in Kooperation mit dem entwicklungspolitischen Landesverband Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein in Kiel (BEI) entstand. Um Globalisierungsfragen einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, hatte der Weltladen Referenten aus Brasilien, der Elfenbeinküste und Togo eingeladen – Studierende, die beim Diakonischen Werk in Hamburg entwicklungspolitisch geschult worden waren. Das Programm wird von Brot für die Welt und der EU gefördert.

Besondere Aktualität hatte das Thema, das Taina Gelsi Arndt-Pump aus Brasilien anschnitt, nämlich die Fußball-Weltmeisterschaft in ihrer Heimat. Aus ihrer Sicht ist ein solches Großprojekt nicht geeignet, um die Armut in ihrem Lande zu bekämpfen. „Die Milliarden hätten lieber für Bildung, Gesundheitswesen und Verkehrswege, die allen zugute kommen, investiert werden sollen“, sagt die 25-Jährige, die Betriebswirtschaft in Hamburg studiert und deutsche Vorfahren hat. „Ich bin nicht generell gegen die WM und hoffe natürlich, dass Brasilien gewinnt. Aber es gab zu viel Korruption bei den Planungen und massive Fehlinvestitionen – wie in ein Riesenstadion, das von der Lage her nach der WM praktisch nicht mehr genutzt werden kann.“

Auf afrikanischen Kakaoplantagen herrschen Bedingungen wie zur Sklavenzeit

Nicolas Moumouni aus Togo, der derzeit seine Doktorarbeit in Erziehungswissenschaften schreibt, sieht wie die Brasilianerin in der Korruption ein starkes Entwicklungshemmnis, richtete den Blick aber auch auf Teilerfolge in seinem Land, so bei der Grundbildung und der Demokratisierung. Zudem betonte er, dass eine wirkliche Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen Entwicklungs- und Industrieländern notwendig sei.

Dass Menschen in vielen Ländern Afrikas mit für Europäer kaum vorstellbaren existenziellen Nöten zu tun haben, erzählte Theophile Mian von der Elfenbeinküste in Westafrika, der an der Technischen Hochschule in Hamburg-Harburg Mechatronik studiert. „Ich selbst stamme aus einer Familie, die nicht reich, aber auch nicht ganz arm ist“, sagt er. „Wir kannten aber andere Familien, die oft nicht wussten, was sie am nächsten Tag essen sollten. Auf unseren Kakao-Plantagen herrschen oft sklavenartige Arbeitsbedingungen.“ Die Regierung müsse die Kleinbauern besser unterstützen und verhindern, dass deren Existenz durch Dumping-Agrar-Exporte aus westlichen Ländern zerstört werde. Auch müsse es faire Preise für Kakao geben.

Thematisiert wurde auch die Frage, was der Einzelne im Alltag gegen weltweite Armut und Hunger beitragen könne. Als eine Möglichkeit wurde die Mitwirkung in entwicklungspolitischen Gruppen genannt, als eine andere, Produkte aus Fairem Handel zu kaufen. „Wichtig ist auch, das globale und interkulturelle Lernen zu stärken, um schon junge Menschen für solche Themen zu sensibilisieren“, sagt Nicole Gifhorn, Bildungsreferentin beim Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein.

Karen Wurr-Feldmann, Leiterin der VHS Elmshorn nahm mit Schülern aus einem Kursus und Dozent Jürgen Brüggemann an der Diskussion teil. Sie betonte den Stellenwert der Bildung, und dass Eine-Welt-Arbeit auch ein lokales Thema sein sollte. Einig war sich die Runde über die Notwendigkeit der Netzwerkarbeit, für die das BEI seit 20 Jahren eine wichtige Rolle spielt. Brüggemann will die Veranstaltung im VHS-Kursus nachbereiten.