Ein Schreckensbericht von Marvin Mertens

Montag, 16. Juni. Ich verlasse das Büro, es ist kurz nach 18 Uhr. Als die Tür hinter mir ins Schloss fällt, fühle ich mich wie Schauspieler Cillian Murphy in den ersten Szenen von „28 Days Later“. Wie der Hauptdarsteller in dem Zombie-Thriller laufe ich durch menschenleere Straßen, gesäumt von Glasflaschen und Papierfetzen. Die Trinker vom Bahnhof sind nirgendwo zu sehen, die Jalousien von Kiosk, Bäckerei und Imbissbude sind heruntergelassen.

Es ist unheimlich still, als ich meine Kopfhörer abnehme. Immer wieder schaue ich mich um. Meine Hände sind zu Fäusten geballt, ich rechne damit, jeden Moment wie im Film von etwas Bösem angefallen zu werden. Meine Vermutung: Hier muss etwas Schreckliches vorsichgehen.

Ich irre gut 90 Minuten einsam durch die Straßen, schaue auf mein Handy, immerhin funktioniert das Mobilfunknetz noch. In mir keimt Hoffnung. Ich rufe meine Mutter an, frage, ob alles in Ordnung sei. „Ja, bei uns ist alles gut.“ „Wirklich?“, frage ich nach. Die Antwort meiner Mutter verstehe ich nicht mehr, denn plötzlich bricht ein unglaublicher Lärm los.

Mit hochroten Gesichtern und weit aufgerissenen Mündern kommen sie von überall auf mich zu. Ich bin mir sicher, dass dies das Ende ist. Da erreichen mich aus dem Gebrüll ein paar bekannte Laute: „Schlaaaand!“ Jetzt bin ich endgültig sicher, dass hier etwas Furchtbares passiert. Und zwar noch mehr als dreiWochen lang. Oh je! Oh je! Oh je! Oh je! Es ist Fußball-Weltmeisterschaft.