Netzwerk im Kreis Pinneberg schult 70 Lehrer zu Datenschutz und Prävention, damit sie Chancen und Risiken erkennen

Kreis Pinneberg. Kein Schulfach kommt heute ohne die Nutzung moderner Medien aus. Die Schüler verabreden sich untereinander in sozialen Netzwerken, Eltern werden per E-Mail zu Informationsabenden eingeladen, Lehrer kommunizieren vielfach per SMS oder E-Mail mit ihren Schülern. Da sei es geboten, dass Schüler und Lehrer über die Chancen und Nutzen des elektronischen Datenverkehrs, aber auch über seine Risiken und die Rechtslage gut informiert sind. Das haben sich jedenfalls die Mitarbeiter der Jugendschutzabteilung der Kreisverwaltung gedacht und das Netzwerk Medienkompetenz gegründet, das nun kreisweit Pädagogen beim Umgang mit den modernen Medien unterstützen möchte.

Für Dienstag hatte dieses von Silvia Stolze und Jörn Folster geleitete Netzwerk 70 Lehrer zu einer ersten Fachtagung eingeladen. Unter dem Titel „Medienkompetenz als Herausforderung für Schule – die Schulwelt nach Snowden“ referierten drei Experten über den Medienwandel in den 84 Schulen des Kreises Pinneberg, die Anforderungen des Datenschutzes und die Gefahren des Cyberbulling, wie das Bloßstellen von Schülern und Lehrern im Netz genannt wird.

„Wir haben mit diesem Thema den Nagel auf den Kopf getroffen“, sagte Silvia Stolze nach dem gelungenen Auftakt. Sie ist überzeugt davon, dass viele Lehrer nur zu gern Hilfestellung annehmen würden. Ein Lehrer habe gesagt, die Computertechnologie und die neuen Medien seien heute so schnelllebig, dass es selbst für die engagiertesten Pädagogen schwer sei, ständig am Ball zu bleiben. „Als wir endlich den neuen Computerraum hatten, waren die Geräte und Programme schon wieder veraltet“, habe er geklagt. Für Stolze steht fest: „Medienkompetenz muss Schulfach werden.“

Einige Schulen seien auf diesem Gebiet schon recht weit, erfuhren die Kollegen auf der Fachtagung. So bietet die Johannes-Brahms-Schule, die seit sieben Jahren das Radio Pinneberg betreibt, ihren Gymnasiasten in der Oberstufe ein Medienprofil an, erläuterte Projektleiter Sebastian Marcks. Schüler der achten Klasse könnten den Medien-Führerschein machen. Für Schulentwicklungstage würden sich die Pädagogen Fachleute ins Haus holen, um sich über den richtigen Umgang mit sozialen Netzwerken wie Facebook beraten zu lassen, so Marcks. „Hier besteht ein großer Aufklärungsbedarf an allen Schulen.“

Die Kommunikation über den elektronischen Datenaustausch berge auch rechtliche Probleme, warnte Henry Krasemann vom Landeszentrum für Datenschutz in Schleswig-Holstein die 70 Lehrkräfte. So verbiete es die landesweite Datenschutzverordnung, dass Lehrer über im Ausland sitzende Medienanbieter sensible Daten über Schüler oder Zeugnisse in Umlauf bringen. Dazu zählen ausländische Mailprogramme wie Googlemail ebenso wie Kurznachrichtendienste wie Whatsapp, klärte der Datenschutzexperte auf. Auch sei es den Lehrern untersagt, über Facebook mit ihren Schülern zu kommunizieren oder gar an deren privaten Aktivitäten teilzuhaben.

Auch wenn die Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden zeigen, dass der US-amerikanische Geheimdienst offenbar weltweit den elektronischen Datenverkehr abschöpft, gebe es Möglichkeiten, private Daten durch die Verschlüsselung von E-Mails besser zu schützen, sagte Krasemann. Er riet den Pädagogen, auch in dieser Richtung umsichtig vorzugehen. Wer über das Netz Mitschüler oder Lehrer beleidige, mache sich sogar strafbar, sagte Jörg Mangelmann von der Polizeidirektion Bad Segeberg.

Das Netzwerk Medienkompetenz, dem bereits 16 Organisationen von Kreisverwaltung, Schulen, Landesmedienanstalt, Schülervertretung und Junger Presse angehören, solle ausgebaut und auf Sozialpädagogen aus der offenen Jugendarbeit ausgeweitet werden, kündigten Folster und Stolze an. Im September werde das Thema Pornografie im Internet behandelt.