Haydn zum Auftakt, Mendelssohn als krönendes Finale, dazwischen ein paar Spritzer Moderne aus der Feder der vergleichsweise moderaten Komponisten Schostakowitsch und Britten.

Pinneberg. Auf den ersten Blick erschien das Programm, mit dem das junge Streichquartett der Hamburger Symphoniker sich in der Pinneberger Drostei vorstellte, geradezu gediegen. Doch weit gefehlt. Vom ersten Bogenstrich an überraschten die beiden Geiger Ionel Adrian Iliescu und Maxim Kosinov, Bratschist Bruno Merse und Cellist Arne-Christian Pelz, allesamt relativ neue Chefs ihrer jeweiligen Stimmen bei den Symphonikern, ihr Publikum mit der furchtlosen Frische, der sensiblen Intonation und der atemberaubenden Virtuosität, mit der sie den Klassikern Beine machten.

Unter ihren Händen sprühte Haydns gepflegte Eleganz Funken. Sie kam ohne eine Spur der leicht pomadigen Patina daher, die seinen ausbalancierten Kompositionen gelegentlich anhaftet. Schon bei diesem ersten Appetithappen zeigten die jungen Musiker die Stärken, mit denen sie ihr Publikum bis zum allerletzten Tönchen der Zugabe in Atem hielten.

Bei Schostakowitschs Streichquartett Nr. 7, einem knapp viertelstündigen musikalischen Drahtseilakt, setzten sie den Saal unter knisternde Hochspannung, sie balancierten geschmeidig zwischen zornigen Zupfstaccati und flüsterleisen Weichzeichnern auf 16 Saiten. Die kratzbürstige Tonalität in Brittens March entwickelte unter ihren Händen ebenso pralles Leben wie die versöhnliche Lieblichkeit seines Waltz und die glühende Intensität der Burlesque. Und wer beim instinktsicher gespielten Intermezzo-Motiv in Mendelssohns a-Moll-Quartett op. 13 nicht zumindest einen feuchten Reflex in den Tränendrüsen verspürte, hat vermutlich einfach keinen Sinn für Romantik.