Die Abendblatt-Regionalredaktion traf schon vor der WM-Partie auf Portugal und leistete sich beinahe einen Fehlstart

Wedel. Heute Abend ist es endlich so weit: Um 18 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit ertönt der Anpfiff in der Arena Ponte Nova von Salvador. Deutschland gegen Portugal. Wer startet erfolgreich in die Fußball-Weltmeisterschaft? Im Kreis Pinneberg ist diese Frage längst beantwortet! Die Abendblatt-Regionalredaktion hat sich dafür vor der ersten Partie des Teams von Bundestrainer Joachim Löw mit Portugiesen aus der Region an einen Tisch gesetzt. Oder besser gestellt. Beim Kickern auf der Terrasse der Wedeler Highlight Sportsbar ging es aber nicht nur um ein sportliches Kräftemessen, sondern auch um Pferde, Portugals Superstar Cristiano Ronaldo und Heimatgefühle.

Problemlos im Norden wie im Süden fühlen, kann sich, wer durch das Hamburger Portugiesenviertel mit seinen zahlreichen Restaurants, Cafés und Pastelarias schlendert. In der Hansestadt leben 9000 Menschen mit portugiesischem Pass. Nicht ganz so viele sind es im Kreis Pinneberg, aber immerhin ist die aus 659 Frauen und Männern bestehende portugiesische Gemeinde die größte in ganz Schleswig-Holstein. Dass diese Portugiesen beileibe nicht nur im Gatronomiebereich tätig sind, beweisen Nuno Palma e Santos und Filipe Fernandes, die sich beim Kickern mit dem Hamburger Abendblatt auf fremdes sportliches Terrain wagten.

Beide sind nämlich eigentlich Reitersleute, Palma e Santos leitet sogar einen eigenen Dressur- und Ausbildungsstall auf dem Gut Haidehof am Klöven-steen. Der 48-Jährige aus Lissabon ist einer der bekanntesten Dressurreiter Portugals und auch als Trainer erfolgreich. Vor 13 Jahren kam er nach Deutschland, mehr als die Hälfte der Zeit hat er mittlerweile in Wedel verbracht – und möchte auch nicht mehr weg. „Ich mag dieses Land“, sagt er. Sein Schüler Fernandes ist hingegen noch in der Findungsphase. Der 22-Jährige lebt erst seit acht Monaten in Deutschland, um sich als Bereiter ausbilden zu lassen.

Im Stall von Palma e Santos ist Fernandes Teil einer multikulturellen Gemeinschaft, zu der mit Ryunosuke Kuroda aus Japan und Alvaro de la Fuente aus Spanien noch weitere Reiter gehören, deren Heimatländer auch bei der Fußball-WM in Brasilien mitspielen. Zum Kickerduell nach Wedel kamen die Beiden zum Anfeuern mit und sahen zunächst einen Spielverlauf, vor der es dem echtem deutschen Team grauen dürfte. Die Portugiesen waren nämlich haushoch überlegen, erzielten ein Tor nach dem anderen und gewannen die erste Partie schnell mit 5:1.

Wer es mit dem Abendblatt-Team gut meint, könnte anführen, dass Nuno Palma e Santos schon in der Vergangenheit WM-Format hatte. Allerdings im Sattel. Bei den Weltreiterspielen in Kentucky sollte er 2010 für Portugal starten, verzichtete aber mit seinem Pferd auf die strapaziöse Transatlantikreise. „Ich will vorne platziert sein“, sagt Palma e Santos, „nur um dabei zu sein, mache ich so etwas nicht.“ Für Portugal zu starten, war ihm nicht so wichtig, und Siegchancen hatte er sich damals keine ausgerechnet. Im Falle der portugiesischen Fußballer ist das anders.

2:1 lautete sein Tipp für das Duell gegen Deutschland, Fernandes rechnet mit einem 0:0. Vieles wird wohl vom Lieblingsspieler der beiden Portugiesen abhängen: Cristiano Ronaldo. Dass dieser außerhalb Portugals und der Fangemeinde seines Clubs Real Madrid nicht überall beliebt ist, können sie nachvollziehen, loben aber dessen Einstellung zum Sport und soziales Engagement.

Fernandes kam übrigens mit seinem getippten torlosen Unentschieden auch dem Ausgang am Kickertisch nahe. Denn aus deutscher Sicht war zum Glück noch ein Rückspiel vereinbart worden und das ging wiederum mit 5:1 ans Abendblatt-Team. Macht unter dem Strich ein 1:1. Ein Ergebnis, mit dem möglicherweise auch die beiden Teams heute Abend auf dem grünen Rasen leben könnten.