Krisengeschüttelte Sparkasse Südholstein will Probleme in sechs Jahren überwinden. Region steht künftig im Vordergrund

Kreis Pinneberg. Die krisengeschüttelte Sparkasse Südholstein will mit einem Sechs-Jahres-Plan die seit Jahrzehnten andauernde Krise überwinden. „Wir wollen wieder eine normale Sparkasse werden“, sagte bei der Bilanzpressekonferenz Vorstandschef Andreas Fohrmann, der Anfang des Jahres als Sanierer die Führung übernommen hatte. Fohrmann will Kosten senken und das Geschäft auf die Region konzentrieren. „Die Region ist der Motor unseres Geschäfts“, sagte er.

Ein Kriterium für eine „normale“ Sparkasse ist für Fohrmann eine ansehnliche Rendite. Derzeit investiert die Sparkasse 85 Euro, um ein Ergebnis von 100 Euro zu erzielen. 2020 soll die Investition dafür bei 70 Euro liegen. Offen ist weiterhin, ob der Landessparkassenverband bei der Sparkasse einsteigen wird und damit auch zwei der 21 Sitze im Verwaltungsrat beanspruchen kann.

Fohrmann bestätigte Verhandlungen darüber, ohne Einzelheiten über die Gründe zu nennen. Brachenkenner vermuten, dass der Verband sich eine Mitsprache sichern will, nachdem er im vergangenen Jahr die angeschlagene Sparkasse mit 60 Millionen Euro gestützt hat und in diesem Jahr mit weiteren Verbänden weitere 55 Millionen locker macht. Diese erneute Zahlung gehört zu einem komplizieren Rechenwerk, das die Bank entsprechend den neuesten Rechtsvorschriften (Basel 3) stabilisieren und gleichzeitig die Basis für eine Gesundung liefern soll. Fohrmanns Credo lautet: „Wir wollen aus eigener Kraft wachsen.“ Kündigungen und weitere Filialschließungen seien nicht geplant, sagte er. Auch Fusionen seien kein Thema.

Fohrmann glaubt, nach Jahren der Krise auf dem richtigen Weg zu sein, auch wenn er einräumt: „Es liegt eine schwierige Zeit vor uns.“ In den vergangenen Jahren hatte die Sparkasse stets negative Schlagzeilen gemacht. 2013 benötigte sie 60 Millionen Euro zur Stützung, 2009 waren es 100 Millionen. 2012 musste sie etwa 40 Millionen Euro auf Beteiligungen abschreiben, besonders an der HSH Nordbank.

Die Sparkasse will im Geschäftsbereich Kundenbeiräte gründen

Zwar hatten die jeweiligen Vorstände stets geäußert, man habe die Lage im Griff. Aber die Realität sah anders aus. Seine Vorgänger Ralph Schmieder und Mario Porten mussten gehen. Im vergangenen Jahr schloss die Sparkasse mehrere kleine Filialen. 130 der 1000 Stellen werden verschwinden. An dieser Planung will auch Fohrmann festhalten.

Beim Geschäft wird sich die Sparkasse künftig noch klarer auf die Region mit den Kreisen Segeberg, Pinneberg und der Stadt Neumünster konzentrieren und plant eine enge Zusammenarbeit mit mittelständischen Unternehmen und selbstständigen Kunden. Auch in Zukunft werden Kredite nur innerhalb der Region gegeben. „Große Kredite“ außerhalb des Geschäftsbereichs werde die Sparkasse mit Kooperationspartnern gewähren, teilte Fohrmanns Vorstandskollege Martin Deertz mit.

Zum Sechs-Jahres-Plan gehört außerdem die Gründung von Kundenbeiräten in den beiden Kreisen und in Neumünster. „Wir erwarten uns davon Impulse, wie wir die Wünsche unserer Kunden noch besser erfüllen können“, sagt Fohrmann. Darüber hinaus will er die Firmenkundenbetreuung intensivieren. In Bad Bramstedt, Uetersen, Quickborn und Barmstedt soll neue „Kompetenzcenter“ entstehen.

Weiterer Punkt auf der Arbeitsliste bis zum Jahr 2020 ist die Reduzierung der Kosten. „Hier müssen wir deutlich besser werden“, sagte Fohrmann. Die Sparkasse kündigte den Vertrag mit einem externen Dienstleister, der Sachbearbeitung im Kreditgeschäft übernimmt, und holt am 1. Januar 2015 dessen Mitarbeiter für diese Aufgaben ins eigene Haus. Zwar wächst damit der Personalbestand zunächst um 65, doch offenbar rechnet sich der Deal. Fohrmann geht davon aus, dass 2020 etwa 850 bis 900 Menschen bei der jetzt 1000 Mitarbeiter starken Sparkasse arbeiten werden. 2013 hatte die Sparkasse 30 Stellen gestrichen. Fohrmann spricht von „schlanken und effizienten Prozessen“. Dass es mit der Sparkasse endlich aufwärts geht, schließt der zweiköpfige Vorstand aus Fohrmann und Martin Deertz aus den Zahlen für das Jahr 2013. „Wir sind nicht unzufrieden“, sagt Fohrmann. „Die Richtung stimmt.“ Die Kundeneinlagen stiegen um 3,5 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro. Die Spareinlagen wuchsen trotz eines extrem niedrigen Zinsniveaus um 4,7 Prozent. 700 neue Kunden, die ein Girokonto eröffnet haben, kamen 2013 hinzu.

Auch die Firmenkunden orderten mehr Kredite

Auch beim Kreditgeschäft verzeichnet die Sparkasse einen Anstieg. Privatkunden haben sich 222 Millionen Euro und damit 33 Millionen mehr als im Vorjahr geliehen. Bei den Firmenkunden verzeichnete die Bank einen Zuwachs um 65 Millionen auf 318 Millionen. Die Bilanzsumme lag 2013 bei 5,13 Milliarden Euro.