Eine Glosse von Fabian Schindler

An Geschichte interessierte Menschen wissen von jener Epoche, in der das Gebiet Togos eine deutsche Kolonie war. Zwischen 1884 und 1916 sollte auch Westafrika am deutschen Wesen genesen. Die „Musterkolonie Togo“ prägte das Deutsche Reich mit seinen Waren. Palmöl, Kautschuk und Baumwolle, Elfenbein, Kakao und Kaffee aus Togo sowie Erdnüsse, Häute, Kokosnüsse und Pfeffer zierten die Schaufenster in den Städten.

Das ist lange her und bei vielen längst in Vergessenheit geraten. Doch seit einigen Jahren ist die einstige Kolonie wieder fester Bestandteil des deutschen Alltags. Denn egal, wohin das Auge schaut, überall ist Togo. In fast jedem Schaufenster werden die neuen Kolonialwaren angepriesen. Döner-Togo, Nails-Togo und Kaffee- Togo zum Beispiel. Aber auch ein Car-Togo und Gold-Togo gibt es. Hat das wirklich alles mit Togo zu tun? Natürlich nicht. Aber es zeigt, welch unsägliche Werbesprachpanschereien es gibt. Denn erstens heißt es „to go“ und nicht „togo“, zweitens heißt es „zum Mitnehmen“.

Der Gipfel des Unfugs ist neuerdings ein „Lagertogo“. Ja, es wird wirklich so geschrieben, kein Bindestrich, keine Trennung. Doch was ist das? Ein Lager ist eigentlich ein Ort zum Aufbewahren von Roh- und Betriebsstoffen sowie Fertigteilen. Also etwa eine große Lagerhalle. Wenn dieser Aufbewahrungsort aber transportabel ist, dann ist das, na? Richtig: Ein stinknormaler Container (also ein „Behälter“). Aber „Container zu mieten“ klingt halt nicht so sexy wie „Lagertogo“. Oder?

Wer sich auch immer das „Lagertogo“ ausgedacht hat, er wäre ein würdiger Kandidat für den Titel des Sprachpanschers des Jahres. Für die Auszeichnung muss man sich auch nicht mehr wirklich schämen: Wer diesen Preis erhält, darf sich zur Spitze deutscher Prominenz zählen. Günther Oettinger, Klaus Wowereit, Hartmut Mehdorn, Jil Sander, sie alle gehören zum erlauchten Kreis der Sprachpanscher. Ist doch was!