Dritte Zwangsversteigerung des Seestermüher Traditionslokals. Fischerkate im Nachbardorf Seester ist wieder geöffnet

Seester/Seestermühe. Das Restaurant „To’n Vossbau“ in Seestermühe war einst das beliebteste Ausflugslokal im Kreis Pinneberg. Am Freitag, 27. Juni, folgt vor dem Amtsgericht Elmshorn der dritte Versuch, per Zwangsversteigerung einen neuen Eigentümer für die leerstehende Immobilie zu finden. Dass Landgasthöfe sehr wohl eine Zukunft haben können, beweist ein Beispiel aus dem Nachbarort Seester: Dort wurde Mitte Mai die Fischerkate nach zweijähriger Schließung wieder belebt – dank Claudia Teply.

„Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt die Neu-Gastronomin. Bereits im Februar 2013 war die Elmshornerin in die zuvor ebenfalls leerstehende Wohnung über der Gaststätte gezogen. Mehr als ein Jahr benötigte sie, um gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten das Lokal auf Vordermann zu bringen. „Hier war ja nichts mehr drin“, sagt die 46-Jährige. Mobiliar und ein Tresen sowie Geschirr mussten besorgt werden, auch zuverlässiges Personal war vonnöten. Für eine maritime Atmosphäre sorgte ein Maler, der großflächige Wandgemälde anfertigte.

Die letzte Besitzerin führte den Betrieb des „Vossbaus“ trotz Insolvenz fort

„Das Resultat kann sich sehen lassen“, meint die Inhaberin, die viel Arbeit und Geld in ihren Traum investierte. Sie legt Wert auf schmackhafte Küche. Die Ware dazu wird idealerweise über den Fischhandel bezogen, den die beiden Elmshorner selbst betreiben. Geöffnet ist freitags und sonnabends ab 11 Uhr sowie sonntags ab 10 Uhr. „Alles läuft gut an. Weil wir ein Ausflugslokal sind, bleiben die Öffnungszeiten auf das Wochenende beschränkt“, sagt Claudia Teply. Ausnahmen soll es nur für geschlossene Gesellschaften geben. „Das was ich hier mache, habe ich keinen Tag bereut. Ich würde mich immer wieder so entscheiden.“

Ob sich in gut zwei Wochen auch jemand für den Erwerb der Gaststätte „To’n Vossbau“ entscheidet, bleibt indes zweifelhaft. Zwar war der Andrang bei den bisherigen Zwangsversteigerungsterminen am 27. Februar 2014 sowie am 9. Oktober 2013 groß. Doch beide Male waren kaum Kaufinteressenten erschienen, sondern überwiegend Einwohner der kleinen Gemeinde, die wissen wollten, was aus dem Traditionslokal wird. „To’n Vossbau“ ist nicht nur die einzige Gaststätte der Gemeinde. Die um 1730 errichtete Immobilie ist auch ortsbildprägend und untrennbar verbunden mit einer mehr als 200-jährigen gastronomischen Tradition.

Dafür stand 35 Jahre lang Karin Voss. Sie hatte den „Birkenhof“, so der vorherige Name, 1978 erworben und bis zur Schließung im Oktober 2013 betrieben. Doch schon die zwei Jahre davor hatte sich Voss nur mühsam über Wasser halten können. Umsatzsteuerschulden beim Finanzamt und ein Kredit bei der Deutschen Genossenschafts- und Hypothekenbank (DG HYP) konnten nicht mehr bedient werden. Bereits im September 2011 setzte die Bank eine Beschlagnahmung der Immobilie durch.

Das einzige Gebot lag mit 100.000 Euro deutlich unter dem Verkehrswert

Im Frühjahr 2012 musste Voss dann auch für die Restaurantbetriebsgesellschaft Insolvenz anmelden. Schon damals versuchte Insolvenzverwalter Oliver Dankert, die Immobilie zu verkaufen. Jedoch erfolglos. Nach der Liquidation der Betriebsgesellschaft im Herbst 2012 führte Karin Voss den Restaurantbetrieb noch für ein Jahr auf eigene Faust fort – im Wissen, dass die Verbindlichkeiten nicht mehr bedient werden konnten.

Die Höhe der angemeldeten Forderungen übersteigen deutlich den errechneten Verkehrswert der Immobilie in Höhe von 286.227 Euro. Beim dritten Versteigerungstermin, der am 27. Juni um 8.30 Uhr im Saal 1 des Amtsgerichts an der Bismarckstraße beginnt, gelten formal keine Wertgrenzen mehr. Ein Erwerber könnte das Restaurant mit 140 Plätzen in landschaftlich reizvoller Lage inklusive herrlicher Terrasse für einen Preis deutlich unterhalb des Verkehrswertes erwerben. Allerdings ist die DG HYP nicht gezwungen, Dumping-Gebote zu akzeptieren. Zudem ist ein erheblicher Instandhaltungsstau in dem Gebäude zu beseitigen.

Bei den beiden vorherigen Terminen gab es nur ein einziges Gebot. Es lag bei 100.000 Euro und damit deutlich unter der damals geltenden Wertgrenze. Erhöht hatte der Bieter, der Gerüchten zufolge aus der Gastronomie-Szene stammen soll, seine Offerte nicht.

Viele Bürger der Gemeinde und auch Bürgermeister Thorsten Rockel hoffen, dass nun beim dritten Termin der „Vossbau“ endlich unter den Hammer kommt. Selbst Neu-Gastronomin Claudia Teply aus dem benachbarten Seester fürchtet eine mögliche neue Konkurrenz nicht. „Das ist ein wunderschönes Lokal, das viel zu schade ist, um einfach nur leerzustehen.“