Birgit Strohscher aus Klein Nordende eröffnet die Freie Kunstakademie Hamburg. Früher war sie auf dem Forschungsschiff „Polarstern“ unterwegs

Klein Nordende/Hamburg. Es riecht nach Farbe. Die Wände sind frisch gestrichen. In einem Raum stehen mehrere neue Staffeleien. Ansonsten sieht das Loft in Bahrenfeld noch etwas leer aus. Aber das ändert sich bald. Am Montag, 16. Juni, beginnt in der neugegründeten Freien Kunstakademie Hamburg der erste Kursus – und für Birgit Strohscher aus Klein Nordende das große Abenteuer. Die 47-Jährige hat sich ihren Traum verwirklicht und ihre eigene Kunstschule gegründet.

Strohscher entdeckte die Kunst 2005 für sich, als sie in Elmshorn Zeichen- und Malunterricht bei Ruth Kosnick und Bärbel Smuda nahm. Zudem besuchte sie Kompaktseminare in Bad Reichenhall und Augsburg. Dieser intensive Austausch mit anderen Teilnehmern und die Beschäftigung mit der Kunst über mehrere Tage begeisterte sie. „Ich konnte mich dem Prozess total hingeben“, sagt Strohscher. Anders als beim langjährigen Kunstunterricht einmal in der Woche, wo Strohscher manchmal auch den Stress aus Beruf und Alltag mitnahm. Sich in mehrtägigen Seminaren mit Malerei, Plastiken oder Fotografie beschäftigen zu können, das fehlte Strohscher in Hamburg und Umgebung. Also gründet sie kurzerhand ihr eigenes Seminarhaus.

Schon länger trug sie den Wunsch in sich, sich noch einmal beruflich zu verändern. „Im vergangenen Sommerurlaub fasste ich dann den Entschluss, eine Kunstakademie zu gründen“, sagt Strohscher. Wieder zurück von der Yogareise in Andalusien kündigte sie ihren Job als Shop-Managerin in einen Onlinehandel für Fotografiezubehör, setzte sich an einen Business-Plan, entwarf ein Konzept und suchte die passenden Räume. Diese fand sie in der alten Kavallerieschule an der Wichmannstraße in Bahrenfeld.

„Das lichtdurchflutete Atelier mit den hohen Decken schafft eine kreative Werkstatt-Atmosphäre“, so Strohscher, die den Wechsel braucht. „Ich mag mich ungern festlegen.“ Sie arbeitete zunächst als biologisch-technische Assistentin am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Auf dem Forschungsschiff „Polarstern“ ging es unter anderem ins ewige Eis. „Auf einer Expedition lernte ich meinen Mann Christian Riewesell kennen“, sagt die Frau, die aus Bramsche in Niedersachsen stammt. Wegen ihm zog sie nach Elmshorn. Danach führte sie ihr beruflicher Weg an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Hamburg. Sie ließ sich zur psychologisch-technischen Assistentin umschulen und wählte anschließend geeignetes Personal für die Luftfahrt aus. Dafür war sie unter anderem im Königreich Bahrain. Außerdem absolvierte sie einen zweijährigen Fernlehrgang zur psychologischen Beraterin.

„Ich musste für meine Arbeit schon immer viel organisieren“, sagt Strohscher. „Das kommt mir jetzt zugute.“ Die Kurse werden von namhaften Künstlern aus dem In- und Ausland geleitet. 35 Dozenten sind es bislang, sie bieten bis Ende des Jahres zunächst 74 Kurse an. Alle Kursleiter sind künstlerisch erfahren, haben eigene Ateliers und stellen regelmäßig aus. Zu den Dozenten gehören etwa Jost Hinrichsen, freischaffender Künstler aus Hamburg, der diplomierte Fotodesigner und Fotokünstler Jan Klose-Brüdern und die Bremer Künstlerin Cornelia Himme.

Tobias Krejtschi und Jonas Lauströer, die schon mit mehreren Preisen für ihre Buchillustrationen ausgezeichnet wurden, geben ihr Wissen an andere Illustratoren weiter. Mit Actionpainting, Zeichnen, Collagen, Drucktechniken, Plastik und Objektkunst haben Anfänger und Fortgeschrittene eine große Auswahl.

Am Sonntag, 15. Juni, wird die Freie Kunstakademie Hamburg, Wichmannstraße 4, in Hamburg-Bahrenfeld feierlich eröffnet. Zwischen 11 und 18 Uhr präsentieren Dozenten bei Musik ihre Werke und bieten Besuchern die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. Die Teilnahme an den Seminaren kostet zwischen 200 und 600 Euro. Weitere Infos auf www.fkahh.de