Viele Feuerwehren aus dem Kreis beteiligen sich mit Filmbeiträgen bei Jux-Wettbewerb. Jetzt gibt es Ärger von oben

Kreis Pinneberg. Was verleitet gestandene Einsatzkräfte der Feuerwehren dazu, vor der Video-Kamera übermütig wie kleine Kinder in ein Planschbecken zu springen oder eine Wasserrutschbahn entlang zu schliddern? Es ist ein Virus namens „Cold Water Challenge“. Dieser hat Dutzende Feuerwehren nicht nur im Kreis Pinneberg infiziert. Während die Brandschützer bundesweit beweisen, dass sie Spaß verstehen, ist der Hanseatischen Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK) das Lachen vergangen: Gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein beklagt die HFUK „erhebliche Gesundheitsrisiken“, denen sich die Feuerwehrleute beim Videodreh aussetzen. Außerdem würden „kommunales Einsatzgerät und Schutzkleidung zweckentfremdet“.

Die „Cold Water Challenge“ funktioniert nach dem Kettenbrief-System: Wer einen Clip gedreht und auf YouTube eingestellt hat, nominiert bis zu drei andere Gruppen für den Jux-Wettbewerb. Die Benannten müssen binnen kurzer Zeit selbst einen pfiffigen Clip produzieren und beweisen, dass sie keine Warmduscher sind. Schaffen sie das nicht, müssen sie entweder eine Grillparty für die Truppe organisieren, der sie die Nominierung zu verdanken haben, oder eine Geldspende für Paulinchen e. V. leisten, einer Organisation für brandverletzte Kinder.

Mehr als 700 Personen haben sich auf YouTube angeguckt, wie die Feuerwehr Schenefeld ein Schlauchboot vor der Wache zu Wasser lässt. Die Hasloher Kollegen, die mit viel nackter Haut zum Planschen gehen, kommen auf fast 1800 Klicks. Die Feuerwehr Pinneberg, die das nasse Spektakel aus mehreren Kameraperspektiven filmte, hat fast 2200 Zugriffe. Wer weiter sucht, kann Beiträge der Feuerwehren aus Ellerhoop, Elmshorn, Klein Nordende, Kummerfeld, Helgoland, Wedel oder Tornesch-Ahrenlohe bewundern.

„Wenn Feuerwehrangehörige zu Spaßaktionen mit Sonderrechten ausrücken und sich mit Strahlrohren gegenseitig bespritzen, werden unzulässige Gefährdungen für Feuerwehrangehörige und Außenstehende erzeugt“, heißt es in der Mitteilung von Landesfeuerwehrverband und HFUK. Beide sehen die Aktion als reinen Klamauk und weisen darauf hin, dass alle Teilnehmer dabei nicht wie bei Einsätzen über die Feuerwehrunfallkasse versichert sind.

Kummerfelds Wehrführer Marc-Oliver Peters zitiert dagegen den Deutschen Feuerwehrverband, der Aktionen wie das „Cold Water Challenge“ ausdrücklich begrüßt habe. „Bei unserem Video ist alles in einem vernünftigen Rahmen geblieben. Wir haben nicht übertrieben, alle hatten ihren Spaß, und die Sache war gut für die Kameradschaft.“ Ähnlich sieht es Pinnebergs Wehrführer Claus Köster. „Wir haben darauf geachtet, alle Unfallverhütungsvorschriften einzuhalten. Man kann nicht alles reglementieren.“

„Es gibt wichtigere Dinge“, sagt Lorenz Groth, Wehrführer von Borstel-Hohenraden. Nach Rücksprache mit seinem Stellvertreter sei entschieden worden, sich trotz Nominierung nicht zu beteiligen. „Am Anfang war das ganz witzig“, sagt Groth. Dann sei das ganze jedoch zunehmend aus dem Ruder gelaufen. „Einige Wehren haben das übertrieben, da waren Sachen dabei, die waren gegen alle Regeln“, sagt Kreiswehrführer Bernd Affeldt. Er betont, dass die Entscheidung für oder gegen eine Teilnahme alleine beim jeweiligen Wehrführer liege. „Ich befürworte das nicht, aber verbieten tue ich es auch nicht“, sagt der Kreiswehrführer. Und fügt hinzu: „Ich gehe aber davon aus, dass sich die Sache inzwischen totgelaufen hat.“