Katy ackert: Die Gemüsepflanzen auf dem Appener Acker wachsen und gedeihen prächtig. Leider aber auch das Unkraut

Sonntagabend gegen 18 Uhr: Auf dem Appener Acker in der Nähe des Schäferhofs wird noch fleißig gearbeitet. Die Städter, die sich hier ein Gemüsefeld teilen, schleppen Gießkannen voll mit Wasser heran, bringen die am Wochenende von den Initiatoren ausgegebenen Jungpflanzen wie Kohlrabi, Kopfsalat und Grünkohl in die Erde.

Überhaupt ist das Feld vier Wochen nach Saisonstart kaum wiederzuerkennen. Viele Besitzer haben ihrer etwa 40 Quadratmeter großen Parzelle eine persönliche Note gegeben. Bunte Räder drehen sich im Wind. Ein paar Schritte weiter lächeln zwei große Schnecken. Die Deko ist auch praktisch: Das jeweilige Beet ist schnell zu finden.

Meines lässt sich auch leicht entdecken. Es ist das ohne Figuren und mit dem vielen Unkraut. Was eine Menge Regen und anschließender Sonnenschein so „anrichten“ können, ist erstaunlich. Angefeuert durch das Wetter haben sich viele der kleinen Samenkörner schnell zu prächtigen Pflanzen entwickelt. Der Salat hat einen Kopf bekommen und sieht äußerst schmackhaft aus. Die Radieschen braucht man sich nicht von unten anzusehen, einige rote Knollen linsen schon aus der Erde und wollen mitgenommen werden. Aber ich hatte auf Ernte gehofft und einen Korb dabei. Der ist am Ende voll. Der fürs Unkraut allerdings auch.

Zum schönen grünen Feldton trägt eben auch das Kraut bei, das mich in den Wahnsinn treiben will. Disteln und Löwenzahn lassen sich gut erkennen und ausrupfen. Aber es gibt noch einen Haufen mehr Gewächse, die wohl nicht auf den Acker gehören, sich aber vehement wehren, ihn zu verlassen. Und als Anfängerin in der Garten- und Gemüseanbauszene fehlt mir die Sachkenntnis.

Was ist die gewünschte Jungpflanze, die ich einmal ernten will, und was das ungeliebte Unkraut, das den Wuchs der Gemüsesorten behindern könnte? Fast eine Million Ergebnisse wirft die Suchmaschine aus. Das Internet ist voll von Tipps, wie man wieder Herr oder Frau über seinen Garten wird, wie man das Unkraut bekämpft und verbannt. „So geht’s dem Unkraut an den Kragen“: Angesichts solcher Sätze bekommt man doch fast wieder Mitleid. Meine Problemfälle kann ich auf den Bildern nicht erkennen. Alles sieht gleich aus. Allerdings entdecke ich auch ein biblisches Gleichnis. Darin heißt es: Man solle das Unkraut im Weizenfeld ruhig stehenlassen. Am Ende aller Tage wird es aussortiert. Bitte, ich werte das als Zeichen. Bei mir bleibt stehen, was nicht stört.

Nach knapp zwei Stunden Arbeitseinsatz macht sich am Abend eine wohltuende Müdigkeit breit. Am Tag darauf folgt der Muskelkater. Trotzdem: Das Projekt würzt mir den Alltag. Ich kann Radieschen sonst nicht ausstehen. Doch die Cherry Belles vom Feld sind saftig und scharf. Ich mag das. Sind sie zu scharf, kann man sie über Nacht in Sahne oder Wasser einlegen. Das erfahre ich aus dem kulinarischen Küchenkalender der Erntezeit-Gemeinde. Dort finde ich auch den Tipp, sie in der Pfanne mit Gemüse und Hühnchen zu dünsten. Die nächste Mahlzeit ist gesichert.