Regen und Sonne lassen das Grün an den Straßen zurzeit besonders stark sprießen

Kreis Pinneberg. Der Arbeitsplatz von Torsten Berg ist mit Technik vollgestopft. Im Unimog des Rellinger Bauhofs ist der Gemeindemitarbeiter seit Wochen fast täglich unterwegs, um das wuchernde Grün an den Fahrbahnrändern und Radwegen kurzzuhalten. Zu Bergs Revier gehören aber nicht nur sämtliche Gemeindestraßen, sondern auch Flächen wie Regenrückhaltebecken und öffentliche Grünanlagen.

Der Motor des etwa 200.000 Euro teuren Spezialfahrzeugs ist zugleich Antriebseinheit für einen Mähbalken. Ein vielfach bewegliches Gestänge dient dazu, den überdimensionalen Rasenmäher fast präziser als einen Elektrorasierer führen zu können. Hinter der Abkürzung Unimog verbirgt sich die Bezeichnung Universal-Motor-Gerät. Torsten Berg, der auch Gerätewart der Freiwilligen Feuerwehr Rellingen ist, stellt die Schnitthöhe über ein Display im Führerhaus ein und steuert mit einem Joystick den Kurs des seitlich vorausratternden Schneideapparats. Vor unliebsamen Überraschungen ist die Mähmaschine durch einen Sensor geschützt, der bei kleinen Hindernissen das Gerät ausweichen lässt.

In dieser Saison sprießt das Straßenbegleitgrün, wie es im Amtsdeutsch heißt, besonders heftig. Das haben auch die Kollegen der Straßen- und Autobahnmeisterei Elmshorn festgestellt, die ebenfalls alle verfügbaren Maschinen und Mitarbeiter im Einsatz haben. Dienststellenleiterin Wiebke Tönsing und ihr Team sorgen auf allen Landes- und Bundesstraßen im Kreis Pinneberg, Teilen des Kreises Steinburg sowie auf der Autobahn 23 zwischen der Hamburger Landesgrenze und dem Nord-Ostsee-Kanal dafür, dass die begrünten Seitenstreifen nicht zu sehr ins Kraut schießen. Drei Unimogs und diverse Kleinfahrzeuge sind auf dem rund 200 Kilometer umfassenden Straßennetz unterwegs, um auch Radwege, Gräben und Abflüsse freizuhalten. Wiebke Tönsing führt den starken Graswuchs auf das zunächst feuchte und dann sehr sonnige Frühjahr zurück. „Besonders heftig sprießen Gräser und auch Reet in der Marschregion, weil dort der schwere Boden fruchtbarer und feuchter ist.“

Kein verstärktes Wachstum hat dagegen Hans Gerd Kögebehn von der Kreisstraßenmeisterei in Moorrege registriert. Acht Mitarbeiter sind mit drei Fahrzeugen sowie Motorsensen unterwegs, um das Grün an etwa 100 Kilometern Kreisstraßen zu stutzen.

Wenn wie jetzt auf der Landesstraße 99 zwischen Rellingen und Hamburg die Randstreifen gemäht werden, sind am Unimog der Elmshorner Straßenmeisterei zwei Schnittmaschinen installiert. Doch die Grasflächen und Böschungen sind so ausgedehnt, dass stets doppelte Durchläufe erforderlich sind.

Bei den Einsätzen lassen sich Verkehrsbehinderungen nicht vermeiden. Denn gemäht wird im Schritttempo. Um so verärgerter sind die Fahrer der grellorange lackierten und zusätzlich mit Blinklichtern und Hinweisschildern ausgestatteten Fahrzeuge, wenn genervte Autofahrer hupen oder zu gewagten Überholmanövern ansetzen. Torsten Berg hat dafür kein Verständnis. „Die Arbeiten dienen ja auch der Sicherheit im Straßenverkehr.“

Erheblich ruhiger geht es dagegen zu, wenn der Rellinger mit der Mähmaschine am Regenrückhaltebecken an der Straße In de Wischen unterwegs ist. Dort mäht er mit seinem Allround-Fahrzeug die Wiese, um eine Feuerwehrzufahrt freizuhalten. Auch zu kräftig sprießende Äste werden fachmännisch gekürzt. Dann hilft moderne Technik allerdings nicht mehr. Berg greift zur Astschere, um die in die Fahrspur ragenden Zweige abzuzwacken.

Die Kommunen sollten auch den Schilderwald im Auge behalten, empfiehlt Michael Zisack, Leiter des Fachdienstes Straßenbau und Verkehrssicherheit des Kreises. Manchmal seien Verkehrszeichen kaum noch zu erkennen, weil Blätter von Bäumen, Hecken und Sträuchern die Sicht beeinträchtigten. Und auch private Grundstückseigner sollten das sprießende Grün am Gehwegrand im Blick haben.