Bewohner geben in einer Studie nur die Note Drei für ihre Stadt. Sie schätzen ihre Heimat, lieben sie aber nicht

Elmshorn. Leerstände in der Innenstadt, mangelnde Qualität der City-Geschäfte, Schlaglöcher, viel Verkehr, verdreckte Straßen, marode Radwege, Dauerbaustellen. Der Bahnhof ist ein Schandfleck, die Krückau und der Hafen schlickig, hässlich, stinkend. Wenn es darum geht, die negativen Seiten der Stadt Elmshorn zu benennen, sind die Antworten, die für eine aktuelle Studie gesammelt wurden, ganz eindeutig.

Hingegen werden die positiven Aspekte der Krückaustadt eher abstrakt formuliert, zum Beispiel mit Begriffen wie Heimat, praktisch, man kann hier gut wohnen, überschaubare Kleinstadt, nette, schöne, gepflegte, gemütliche Stadt. Die viel konkreter benannten negativen Wahrnehmungen wirkten jedoch ungleich stärker und überlagerten die Vorteile, so Lars Binckebanck von der Nordakademie. Der Professor der Wirtschaftshochschule hat die Studie zum Image Elmshorns geleitet, die von der Stadt in Auftrag gegeben wurde.

Die Ergebnisse sollen genutzt werden, um junge Familien aus dem Umland sowie neugegründete oder umsiedelnde Unternehmen von den Vorzügen der Stadt zu überzeugen, damit sie sich dauerhaft dort niederlassen. Beide Zielgruppen wurden 2013 befragt. Unternehmen wurden 1100 Fragebögen per Post zugeschickt. Allerdings waren nur 86 Antworten auswertbar. 55.000 Fragebögen für Privatpersonen wurden über Regionalzeitungen verbreitet. Auch hier kamen lediglich 617 zurück und flossen in die Auswertung ein.

Die Befragten schätzen Elmshorn vor allem wegen der grünen Parks, des attraktiven Umlands und der guten Anbindung an Hamburg. „Als Bürgermeister zu lesen, dass die Nähe zu Hamburg als großer Vorteil für das Leben in Elmshorn empfunden wird, ist natürlich erst einmal hart“, sagt Volker Hatje. Als gebürtiger Elmshorner wisse er jedoch, dass die Stadt eine Liebe auf den zweiten Blick ist. Wer sich hier niederließe, wüsste, dass es sich in Elmshorn gut leben ließe. „Allerdings trägt das kaum jemand nach außen weiter.“

Das spiegelt auch die Umfrage wider. Viele Befragte gaben an, es ließe sich gut in der Stadt leben, man lerne sie aber nur schwer lieben. Viele wohnen hier nur wegen ihrer Kinder und damit aus rationalen, nicht emotionalen Motiven. Als positiv empfinden sie das Bildungsangebot, Arbeitsplätze und Infrastruktur, als problematisch die Lebensqualität und Familienfreundlichkeit.

Auch Unternehmer sehen Elmshorn als Stadt mit Potenzial, welches jedoch aus ihrer Sicht nicht voll ausgeschöpft wird. Sie freuen sich über qualifizierte Arbeitskräfte, Wirtschaftsfreundlichkeit, niedrige Kosten, das Angebot an Kitas und Schulen. Problematisch seien die Bereiche Innenstadt, IT-/Kommunikationsinfrastruktur, Lebensqualität und Genehmigungsverfahren. Sowohl Unternehmer als auch Privatpersonen bewerten Elmshorn insgesamt mit der Schulnote Drei – also eher ein mittelmäßiges Image.

„Viele Kritikpunkte hat die Stadt bereits adressiert“, sagt Binckebanck, verweist auf die Begrünung der Fußgängerzone und das Sanierungskonzept Vormstegen. Bürgermeister Hatje führt Gespräche mit der Deutschen Bahn über den Bahnhof. Auch der Hafen rückt durch verschiedene Maßnahmen stärker in den Fokus der Öffentlichkeit.

Die Stadt sei auf dem richtigen Weg, so der Studienleiter. Das werde von der Bevölkerung aber kaum wahrgenommen. Es sei schizophren. Die Leute wüssten eigentlich, dass Elmshorn viel zu bieten habe. „Viele Elmshorner haben einen Minderwertigkeitskomplex“, meint Binckebanck. Dabei habe Elmshorn das beste Preis-Leistungs-Verhältnis im Norden zu bieten. „Wedel liegt zwar an der Elbe, ist aber teuer. Pinneberg ist Kreisstadt, hat aber nicht so ein attraktives Kulturangebot.“ Und Glückstadt habe eine attraktive Innenstadt, sei aber weit entfernt von der nächsten Großstadt.

Der Hochschulprofessor empfiehlt, das Stadtmarketing zu verstärken und darüber hinaus allen gesellschaftlichen und politischen Gruppen den Auftrag zu geben, die Stadt voranzubringen. „Ein schickes Logo oder ein schmissiges Motto allein reichen nicht, um die negative Grundhaltung zu ändern.“