Eine Glosse von Rainer Burmeister

„Ou, ou, ou, ou – ou“, macht es immer wieder mit Betonung auf dem letzten „ou“. Das Geräusch ist ebenso durchdringend wie beständig und stört meine sonnige Mittagsruhe im Garten. Nein, es handelt sich bei den Lauten nicht um jenen legendären Comic-Sketch von Loriot, in dem ein Hundehalter seinen Liebling als sprechenden Groß-Wauwau vorzuführen versucht. Auch ein echter Uhu kommt nicht in Betracht. Er würde sich bei diesen radebrechenden Imitationsversuchen schleunigst und beleidigt (Achtung, Kalauer!) in seine Tube zurückziehen.

Quelle der Ruhestörung ist eine Taube, wobei es sich auch um einen Täuberich handeln kann. Der fette Vogel hockt aufgeplustert auf der Dachrinne meines bescheidenen Häuschens und gurrt scheinbar völlig sinnlos vor sich hin. Ab und zu setzt er kurz aus, um dann wenig später mit noch mehr Inbrunst seine banale Litanei fortzusetzen. Bei einer Castingshow wie „Deutschland sucht den Super-Pieper“ hätte das früher auch im Postdienst tätige Geflügel (Brieftaube) wohl keine Chance. Jede Amsel ist mit ihren geistreichen Gesängen, kräftigen Koloraturen und schmissigen Arrangements den Taubendödeln meilenweit voraus.

Auf Applaus reagieren Tauben zickig. Wenn ich in die Hände klatsche, flüchtet der ungebetene Gast nur kurz auf das nächste Dach, um dann wenig später wieder seinen Stammplatz bei mir einzunehmen. Meine Suche im Internet ergibt, dass beide Geschlechter als Teil des ritualisierten Balzverhaltens gurren und sich so zur Paarung animieren. Also nix als Sex im Kopf haben die Viecher. Aber bitte nicht in meiner Dachrinne. Sonst werde ich mal nach leckeren Brattauben-Rezepten suchen.