Der VfL Pinneberg bietet psychomotorisches Inklusionsturnen für drei- bis 15-jährige Kinder und Jugendliche

Pinneberg . Kinder und Jugendliche bewegen sich eigentlich gerne. Aber sie bewegen sich in Zeiten von Smartphone, Playstation, Computer und Fernseher immer weniger. Diesem Trend wollen auch zwei Turngruppen beim VfL Pinneberg entgegenwirken. Die eine Gruppe ist für Kinder von drei bis sieben Jahren und trifft sich jeden Mittwoch in der Turnhalle der Hans-Clausen-Schule an der Friedenstraße von 15.50 Uhr bis 16.50 Uhr. Die zweite Gruppe ist für Kinder und Jugendliche von acht bis 15 Jahren und trifft sich mittwochs von 16.50 Uhr bis 17.50 Uhr.

Das Besondere an den beiden Pinneberger Turngruppen: Hier klettern, rutschen, balancieren, werfen, schießen und laufen Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam – „psychomotorisches Inklusionsturnen“ nennt der VfL Pinneberg das Bewegungsangebot.

An diesem Nachmittag haben die Anleiterinnen Marielle Kessels, 46, und Jasmine Meis, 24, eine schräge Ebene aus einem rotem Tuch aufgebaut, auf dem die Kinder das Klettern üben können. Dazu können sie sich an Reckstangen probieren, zwischen Matten in einer „Gletscherspalte“ hindurchkrabbeln, auf Kästen klettern, Seile und Sprossen hochklettern, mit dem Mattenwagen herumfahren oder einfach nur mit einem Ball spielen.

In der zweiten Gruppe sind an diesem Tag auch ein Kind mit Trisomie 21, ein autistisches Kind, ein lernbehindertes Kind und ein Kind, das eine Behinderung wegen Sauerstoffmangels bei der Geburt hat. Sie turnen und bewegen sich gemeinsam mit nicht behinderten Kindern.

Jasmine Meis studiert Lehramt an Sonderschulen. „Das gemeinsame Turnen ist für nichtbehinderte wie behinderte Kinder fördernd“, sagt die Trainerin. „Die behinderten Kinder lernen von den nicht behinderten Kindern und die nicht behinderten Kinder von den behinderten Kindern. Man braucht ja keine Angst vor behinderten Kindern zu haben. Aber für wirkliche Inklusion muss noch ein gesellschaftliches Umdenken stattfinden.“

„Behinderte Kinder erfahren in der Gruppe mit nicht behinderten Kindern, dass sie einfach akzeptiert werden und nicht irgendwie schräg angeguckt werden“, sagt Trainerin Marielle Kessels, die als Erzieherin in der evangelischen Kindertagesstätte Zu den zwölf Aposteln in Hamburg-Lurup tätig ist. „Und nicht behinderte Kinder lernen, dass behinderte Kinder mit all ihren Schwächen ein ganz normaler Teil der Gesellschaft sind. Das ist ein großes Gut, dass wir den Kindern mitgeben können.“

Maximal zwölf Kinder bewegen sich in den beiden Inklusions-Gruppen mit zwei Trainerinnen. „Die Kinder suchen sich ihre Ziele umd Anreize selbst aus“, sagt Marielle Kessels. „Sie entscheiden selbst, wie viele Sprossen sie an der Kletterwand hochklettern wollen. Wir Betreuerinnen geben keine Order, bis zur fünften Sprosse hochzukommen. Es ist auch vollkommen in Ordnung, wenn ein Kind nur bis zur zweiten oder dritten Sprosse kommt.“

Der Ansatz beim psychomotorischen Inklusionsturnen: Bei dem bewegungstherapeutischen Angebot werden die Körperkoordination, die motorische Planung, der Gleichgewichtssinn, die Wahrnehmung und die Konzentration geschult. „Eine gute Wahrnehmung“, sagt Marielle Kessels, „ist eine gute Voraussetzung fürs Lernen, für Handlungs- und Bewegungsabläufe und für die Koordination im Alltag.“

Früher, sagt Marielle Kessels, seien die Kinder auf Bäume geklettert und hätten sich und ihre Kräfte ausgeprobt. „Jetzt bauen wir Klettermöglichkeiten in der Turnhalle auf, damit die behinderten und die nicht behinderten Kinder sich da nach ihren Fähigkeiten bewegen können.“ Anmeldungen und Informationen gibt es telefonisch bei Marielle Kessels (04101/513 130) und Karin Meis (040/819 97 100).