Nach einem Arbeitsjahr liegen bei manchem Anwohner die Nerven blank. Verwaltung bietet Besichtigung an, um für das Stadthafenprojekt zu werben

Wedel. Seitdem Ingenieur Frank Spickermann für die Überwachung von Wedels größter Baustelle zuständig ist, hat er einiges an Post erhalten. Allerdings handelte es sich weniger um Fanzuschriften als vielmehr um zahlreiche Beschwerden. Denn die aufwendigen und lautstarken Arbeiten am Hafen stoßen besonders bei Anwohnern auf wenig Gegenliebe. „Wie werden als Störenfriede wahrgenommen“, sagt Spickermann. Dabei arbeiten er und sein 30-köpfiges Team aus Ingenieuren und Handwerkern daran, aus dem in die Jahre gekommenen Stadthafen eine Elbperle mit Sogwirkung für Besucherströme zu machen.

Das allerdings geht nicht laut- und reibungslos. Der nächste Krach steht bereits bevor. Voraussichtlich vom 7.Juli an beginnen erneut Rammarbeiten. Diese sind nötig, um die neue Pierplatte an der Nordseite auf feste Gründungspfähle zu stellen und dadurch das Hafenbecken zu verkürzen. Gerade wenn nachts geackert werden musste, gab es in der Vergangenheit Ärger. Doch die nächtlichen Überstunden seien nötig gewesen, denn die Arbeiter müssten sich nach den Gezeiten richten, wirbt Spiekermann um Verständnis. Durch Ebbe und Flut konnten die Arbeiter meist nur vier Stunden am Stück an der neuen Westmole baggern, bis die Baustelle wieder überflutet wurde. Dabei soll im Oktober 2015 die neue Perle fertig sein.

Doch nicht nur Spickermann hat mit Kritikern zu tun. Auch Bauamtsleiter Klaus Lieberknecht weiß, dass viele Wedeler dem Millionen-Euro-Projekt an der Hafenkante noch sehr kritisch gegenüberstehen. Das hat auch mit den gestiegenen Kosten zu tun. Statt einst 14 Millionen schlagen nun 18 Millionen Euro zu Buche. Schuld sind aufwendige Kampfmittelsondierungen sowie das Abtragen von kontaminiertem Boden und Bauschutt an der Westseite.

Die neue Quermole soll dafür sorgen, dass sich weniger Schlick ansammelt

Um die positiven Seiten des Projekts zu betonen, gehen Stadtverwaltung und Bauunternehmen jetzt in die Offensive. Zusammen wollen sie über die Sanierungsarbeiten aufklären, so um mehr Verständnis werben und natürlich für das Projekt begeistern. Dafür ist eine Besichtigung von Wedels derzeit größter Baustelle geplant. Am Donnerstag, 5. Juni, informieren Spickermann und sein Kollege Torsten Jäger Besucher über den Stand der Arbeiten.

Zu sehen gibt es Einiges. Das alte Hafenbecken ist kaum noch wiederzuerkennen. Der asphaltierte Weg an der Seite zum Strandbaddamm hin ist verschwunden und hat einer Sandlandschaft Platz gemacht. Im Osten, parallel zum Strandweg, wird derzeit abschnittsweise die alte Beckenseite zurückgebaut und die neuen Stahlbetonbalken hinter der Spundwand im Wasser versenkt. Am meisten hat sich aber auf der Westseite getan. Dieser Bauabschnitt musste allerdings auch vorgezogen werden. Denn an der Nordseite, dem neuen Hafenkopfplatz, gab es Probleme mit der nötigen Pfahlgründung im schlickrigen Boden. Die Stadtverwaltung musste eine zusätzliche Untersuchung in Auftrag geben, um das Bauwerk an dieser Stelle zu verstärken. Jetzt ist laut Lieberknecht eine Lösung gefunden.

Durch die zeitliche Verzögerung an dieser Stelle ging es dafür mit der neuen Quermole umso schneller voran. Sie ist fast fertig. Auf einem Ponton im Wasser schwimmt ein Bagger, der Sand und Schutt über den äußeren Teil des Fangedamm wirft und ihn so stützen soll. Fast vollautomatisch bewegt sich dabei die Schaufel mit Hilfe von GPS-Daten.

Dabei arbeitet der Bagger an Wedels größter Hoffnung. Denn die neue Quermole soll das schlickrige Hafenproblem dauerhaft lösen oder zumindest verbessern. Bislang musste das Becken laut Verwaltung alle zwei Jahre ausgebaggert werden. Allein im vergangenen Jahr wuchs der Schlickberg um 1,50 Meter an. Das soll sich ändern.

Das Interesse möglicher Hafenbetreiber ist gering, es gibt nur einen Bewerber

Angesichts der schwer einzuschätzen Elbströmungen gibt es laut Verwaltung allerdings keine Studie, die diese Hoffnung untermauert, nur Erfahrungswerte. Ein weiteres Problem: Ein Hafenbetreiber wird gesucht. Die Resonanz auf die europaweite Ausschreibung ist allerdings sehr mau. Laut Verwaltung meldete sich nur ein Interessent, der nicht aus der Umgebung stammt. Die Bewerbungsfrist läuft noch etwa zwei Monate.

Treffpunkt für die Besichtigung am 5. Juni ist vor dem Bauschild am Strandweg um 16Uhr. Um Anmeldung per E-Mail an s.bossen@stadt.wedel.de oder unter Telefon 04103/707222 wird gebeten.