Sieben Verletzte nach Schlauchboot-Unglück. Bootsführer einer Event-Firma schätzt Heckwelle eines Frachters falsch ein

Wedel. Sieben verletzte Personen, davon drei schwer: Das ist die Bilanz eines Schlauchbootunfalls auf der Elbe vor Wedel. Der Vorfall hatte sich am Mittwochabend um kurz nach 19 Uhr ereignet. Die Regionalleitstelle Elmshorn schickte ein Großaufgebot an Rettungskräften zum Anleger Willkomm Höft, wo die Verletzten an Land gebracht wurden. „Das ist der erste Unfall in unserer Firmengeschichte. Wir bedauern das sehr und sind alle erschüttert“, sagt Hans-Christoph Klaiber, Geschäftsführer der Firma Nord Event.

Das Hamburger Unternehmen bietet seit 2001 exklusive Segelevents auf traditionellen Segelschiffen an und besitzt den 52 Meter langen niederländischen Windjammer Mare Frisium, der für Firmen- und Privatfeiern von der Hansestadt aus die Elbe befährt. So auch am Mittwochabend, als sich 50 Gäste einer geschlossenen Veranstaltung an Bord befanden. „Wir bieten für die Veranstaltungen ein Beiprogramm. Die Passagiere steigen auf ein Sportboot um und unternehmen eine Rundfahrt um den Windjammer“, sagt Klaiber.

Für diese Touren hat die Firma ein sogenanntes Festrumpfschlauchboot, auch RIB-Boot genannt, in Schweden gekauft. Es ist 7,60 Meter lang und 2,90Meter breit, verfügt über einen Antrieb von zweimal 150 PS. Die Nord-Event Sea Rocket liegt im Wedeler Yachthafen. „Wir haben das Boot 2013 extra für unsere Zwecke bauen lassen und darauf geachtet, dass es besonders sanft auf den Wellen aufsetzt. Es entspricht den höchsten Sicherheitsstandards“, betont der Geschäftsführer.

Am Mittwochabend steuerte ein 48-Jähriger die Nord Event Sea Rocket, laut dem Geschäftsführer „ein erfahrener Skipper“. Es war windstill, Wellengang gab es keinen. „Er wollte den Passagieren einen höheren Spaßfaktor bieten“, beschreibt Klaiber, was dann geschah. Der 48-Jährige steuerte das kleine Speedboot laut Polizeiangaben mit „hoher Geschwindigkeit“ in die Heckwelle des seewärts fahrenden Containerschiffs „Ain Snan“, das 366 Meter lang und 48 Meter breit ist. „Er hat die Welle komplett falsch eingeschätzt“, so der Nord-Event-Chef, der die Geschwindigkeit der Sea Rocket mit 25 bis 30 Knoten als langsam angibt.

Die Folge: Das RIB-Boot hob aus dem Wasser ab und setzte hart im Wellental auf. Anschließend klagten alle sieben Boots-Passagiere über Schmerzen im Rückenbereich. Daraufhin brach der Schiffsführer die Tour ab und kehrte zum Windjammer zurück. Der steuerte den Anleger am Wedeler Willkomm Höft an. Dort wartete ein Großaufgebot an Rettungskräften. Fünf Rettungswagen und mehrere Notarzteinsatzfahrzeuge parkten vorm Schulauer Fährhaus, auch die Wedeler Feuerwehr wurde für die Tragehilfe alarmiert. Notärzte untersuchten die sieben Bootspassagiere und entschieden, dass fünf ins Krankenhaus müssen. Die anderen Passagiere, zwei Männer im Alter von 50 und 53 Jahren, begeben sich selbstständig in ärztliche Behandlung.

Aufgrund der vermuteten Rückenverletzungen legten die Ärzte den fünf schwerer verletzten Personen Halskrausen an und sorgten für einen schonenden Abtransport. Zwei Verletzte kamen ins Asklepios-Klinikum Rissen, drei weitere ins Klinikum Pinneberg.

Von dort musste noch am Abend eine Frau zur Weiterbehandlung ins UKE transportiert werden. Bei den fünf Menschen handelt es sich um vier Frauen und einen Mann im Alter zwischen 35 und 59 Jahren, alle sollen aus Hamburg stammen. Zwei Frauen konnten nach ambulanter Behandlung die Klinik wieder verlassen, zwei Frauen und ein Mann bleiben aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen in stationärer Behandlung.

„Wir halten normalerweise einen großen Abstand zur Verkehrsschifffahrt. Dass wir mit dem Boot in die Heckwelle eines Frachters einfahren, ist nicht vorgesehen“, betont Klaiber. Er will die Schulungen für seine Mitarbeiter noch einmal verschärfen. „Unsere Firma steht nicht für risikoreiche Events. Im Gegenteil, uns liegen hohe Sicherheitsstandards und das Wohlergehen unserer Gäste besonders am Herzen. So ein Vorfall wie dieser ist das Schlimmste, was uns passieren konnte.“ Gegen den 48-jährigen Mitarbeiter ermittelt nun die Wasserschutzpolizei wegen fahrlässiger Körperverletzung und Gefährdung des Schiffsverkehrs.