Beim RT 27 Comedy Club am 22. Mai blödeln vier erfolgreiche Spaßmacher zugunsten der Schenefelder Tafel

Schenefeld. Sie blödeln, was das Zwerchfell hält, aber sie halten der Gesellschaft auch einen Spiegel vor. Mit scharfem Blick für skurrile Situationen und noch schärferen Pointen sezieren sie Vorurteile und Klischees, kehren das Unterste nach oben, jagen Lachsalven durch volle Säle. Sie gewannen Comedypreise, erreichten mit Auftritten im Quatsch Comedy Club, in Fernsehsendungen wie „Nightwash“ oder der WDR-„Ladies’ Night“ bundesweite Bekanntheit.

Aber noch nie standen die Kabarettisten und Vollblut-Comedians Andrea Volk, Heino Trusheim, Kerim Pamuk und „Der Tod“ – der seinen echten Namen streng geheim hält – gemeinsam auf einer Bühne. Bis jetzt. Bis der Schenefelder Roman Reinert, 38, Past President und Pressesprecher des Round Table 27 Pinneberg, die 17 anderen Mitglieder des Verbands für die Idee gewann, diese Bühnenprofis für einen guten Zweck in seine Heimatstadt an der Düpenau zu holen. Was dabei herausgekommen ist, zeigt sich an diesem Donnerstag, 22. Mai. Von 19.30 Uhr an gestaltet das spitzzüngige Quartett den zweiten RT 27 Comedy Club im Jugend- und Kommunikationszentrum Schenefeld (Juks), Osterbrooksweg 25. Es gibt noch einige Restkarten zu jeweils 25Euro an der Abendkasse.

Angesichts der sehr unterschiedlichen Profile der vier Spaßmacher dürfte der Abend so lustig wie abwechslungsreich werden. Der Wahl-Hamburger Trusheim, der auch an jedem zweiten Montag im Monat zum Open Mike Hamburg in die Bar 227 unter der Altonaer Sternbrücke bittet, persifliert in der Tradition seiner britischen und US-amerikanischen Vorbilder Alltagssituationen. Sein deutsch-türkischer Kollege Pamuk, ebenfalls in Hamburg zu Hause, spielt mit Stereotypen der nationalen Eigentümlichkeiten und gibt dabei sowohl den Deutschen als auch den Türken gnadenlos Saures. Die Kölnerin Andrea Volk nimmt in ihren Soloprogrammen die Absonderlichkeiten des Teleshoppings auf die Schippe, wirft gern mal einen satirischen Blick in die Dinkelmehl-Hölle der Spätgebärenden-Ghettos oder thematisiert Höhen und Tiefen des Paarlebens mit Frank.

Nur auf den ersten Blick düster kommt der Vierte im Bunde daher. Als „Der Tod“ hat der geheimnisvolle, sächselnde Künstler, der Gesicht und Gestalt konsequent unter einer schwarzen Kutte verbirgt und mit Konfetti, Blockflöte und „Sense-to-go“ über die Bühnen der Republik zieht, Preise gewonnen und Säle zum Kochen gebracht. Als „Sensenmann zum Totlachen“ bezeichnete ihn die Süddeutsche Zeitung.

Wer keine Karte mehr für die Comedy-Party ergattern konnte, hat im kommenden Jahr vielleicht mehr Erfolg. Denn angesichts der starken Nachfrage überlegt Reinert, den Club im Mai 2015 ins doppelt so große Forum zu verlegen. Dabei ist es eigentlich gar nicht zum Lachen, welcher Anlass hinter der Initiative der 18 Round Tabler steckt. Im Gegenteil. Es sind Menschen in Not, denen Reinert und seine Mitstreiter helfen wollen. Den gesamten Erlös des Comedy Clubs werden sie der Schenefelder Tafel spenden. Sämtliche Einnahmen aus dem Verkauf der mehr als 200 Karten, Speisen und Getränke investieren sie ohne Umwege in den guten Zweck. Nur die Honorare der Künstler, die wegen des Benefizcharakters der Veranstaltung zu Freundschaftsgagen auftreten, und die Kosten für den Einkauf werden abgezogen.

Alle 18 Table-Mitglieder packen mit an, ehrenamtlich. Sie verkaufen Karten, kaufen ein, braten Frikadellen und schnitzen Käse-Trauben-Spieße als Pausensnacks, versorgen die Künstler im Backstage-Raum hinter der Bühne, räumen auf. Bei der ersten Ausgabe des Clubs im vergangenen Jahr kamen auf diese Weise 2000 Euro zusammen. Sie gingen je zur Hälfte an das Freiwilligen Forum Schenefeld und die Pinneberger Migranten-Initiative „Brücke der Kulturen“.

Die Schenefelder Tafel versorgt bedürftige Bürger mit Nahrungsmitteln. Und die Not ist groß im wohlhabenden Hamburger Speckgürtel. Das erlebte Reinert hautnah, als er die Tafel bei laufendem Betrieb besuchte. „Ich habe einen Kloß im Hals gehabt, als ich die lange Menschenschlange sah“, sagt er. „Hinter jedem einzelnen stehen Schicksale, da wird einem sehr deutlich, dass die Sonne nicht immer scheint, dass man selbst viel Glück hatte.“ Regelrecht umgehauen habe ihn, dass er zwei der Wartenden kannte. Sie waren mit ihm zur Schule gegangen. „Ich hätte nicht im Traum erwartet, sie bei der Tafel wiederzusehen, als Bedürftige.“

Reinert, der den Abend gemeinsam mit Thorsten Köhler, RT-Vizepräsident, moderieren wird, ergriff die Initiative. Anpacken liegt ihm – wie jedem anderen Tabler auch. Er schätzt am Round Table gerade dieses Konkrete, das unbürokratische soziale Engagement für die Region mit regelmäßigen Benefiz-Aktionen wie dem Getränkeausschank beim Open-Air-Kino auf dem Pinneberger Drosteiplatz, der Mystery Movie Night oder dem Glühweinausschank auf dem Rellinger Weihnachtsmarkt.

„Oft helfen wir Menschen aber auch einfach mit unseren Kontakten und dem Wissen unserer Mitglieder weiter.“ Denn darunter sind Anwälte ebenso wie Handwerker und Angestellte. „Wir sind nicht elitär, der Berufsstand ist uns ziemlich egal“, sagt Reinert. Die Begegnungen mit Menschen, denen es nicht so gut geht, hätten sein Leben verändert, sagt der Vater eines siebenjährigen Sohns. „Man betrachtet vieles nicht mehr als selbstverständlich, man wird sensibler. Die Arbeit für den Table erdet einen.“