Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Mein Phone ist smart, ich bin blöd. Der kurze Nenner, auf den sich meine Beziehung mit dem Kommunikations-Monstrum in meiner Tasche bringen lässt. Es macht laufend Töne, die ich nicht verstehe und die ich nicht abschalten kann. Die bei der Telekom sagen, das muss so. Ich finde, das darf nicht. Aber wen interessiert in der digitalen Gesellschaft schon die Meinung eines Abgehängten.

In der S-Bahn nach Hamburg steigt in Pinneberg eine Dame ein. Oma hätte man sie liebevoll noch vor Jahren genannt. Heute heißen alle Menschen jenseits der 50 Best Ager. Ich bleibe bei Oma (wenn ich 50 bin, dürfen Sie mich Opa nennen). Oma also setzt sich. Plötzlich macht’s „Miiep!“. Ein krächzendes, fieses Miiep, eines, das in den Ohren weh tut, weil hier angeschlagene Bauteile eines Lautsprechers aufeinanderscheppern.

Oma zieht eine Leihgabe des deutschen Mobiltelefon-Museums aus der Handtasche. In diesem Moment macht mein Smartphone „PfiffeldiPfiffPfiff!“, teilt mir mit, dass ich irgendein dummes Dingsda-Programm jetzt wieder nutzen kann (was ich nie tue und nie tun werde, verdammt noch mal!). Oma und ich schauen uns kurz in die Augen – Bruder und Schwester im Geiste.

Während ich mein Telefon ignoriere, fängt Oma nun an, auf ihrem Knochen aus der digitalen Steinzeit herumzudrücken. An der Haltestelle Krupunder hat der halbe Waggon keine Nerven mehr. In Ein-Sekunden- Abständen miiept es, fiese und krächzend. Ein Herr mit Abendblatt (Print!) verlässt den Waggon und steigt einen Wagen hinter uns wieder ein. Zwei Mädchen drehen sich immer wieder mit tadelndem Blick zu Oma um.

Die lässt sich nicht beirren. Bis Altona tippt und tippt und tippt sie weiter. Miiiiiep! „Soll ich mal versuchen, den Tastenton an ihrem Telefon auszuschalten?“, frage ich, ehe andere Fahrgäste übergriffig werden. Sagt sie: „Was glauben Sie, was ich hier die ganze Zeit versuche?“