Uetersener Friedrich-Ebert-Schule benötigt mehr Platz. Benachbartes Jugendzentrum könnte umfunktioniert werden

Uetersen. Die angestrebte Inklusion förderbedürftiger Kinder an Grundschulen stellt einige Kommunen im Kreis vor Herausforderungen. Zum einen wird mit steigenden Schülerzahlen bei einer sinkenden Zahl von Grundschulen gerechnet, zum anderen seien laut Schulen wegen der Inklusionsklassen zum Teil mehr Räume notwendig, um eine sinnvolle Gruppenarbeit und Betreuungen zu ermöglichen.

Die Kreisverwaltung kann den Ruf von Schulen nach mehr Räumen für den Unterricht nachvollziehen. „Die Forderungen sind legitim“, sagt Michael Doppke vom Kreis Pinneberg. Alles, was einen besseren Unterricht ermöglicht, sei grundsätzlich zu begrüßen. Und je kleiner die Gruppen sind, desto besser könne eine Betreuung von Schülern geboten werden. „Jeder zusätzliche Raum ist nötig und hilfreich“, sagt er. Wenn Schulen daher mehr Schulraum fordern, so sei das aus deren Sicht nachvollziehbar.

Auch Tornesch schließt Engpässe für die Zukunft nicht mehr aus

In Elmshorn beispielsweise sind die Schulen gut ausgelastet. Ein Platzproblem sei zwar noch nicht da, doch Wünsche von Seiten der Grundschulen nach mehr Betreuungsräumen bestünden, so Amtsleiterin Heike Rosemann. Dass es zu gegebener Zeit Gespräche auf politischer Ebene geben wird, sei daher zu erwarten. Alleine schon deshalb, weil nicht alle Schulen in Elmshorn behindertengerecht sind. In der Stadt Tornesch reichen die Kapazitäten an den Schulen laut der Stadtverwaltung derzeit noch aus, Engpässe seien aber auch hier für die Zukunft nicht auszuschließen. In der Nachbarstadt Uetersen ist die Zukunft bereits Gegenwart. So wirkt es zumindest.

Die Friedrich-Ebert-Schule an der Berliner Straße wünscht sich zusätzliche Räume, um ihr Angebot einer offenen Ganztagsschule mit täglichen Betreuungsgruppen und Mittagsverpflegung für die Schüler auch künftig in adäquater Form anbieten zu können. Schulleiterin Karen Schlüter rechnet mit deutlich steigenden Schülerzahlen für die Schule. Dies, weil es nur noch zwei Grundschulen in Uetersen gibt und am benachbarten Förderzentrum Geschwister-Scholl-Schule keine Förderklassen für Schulanfänger mehr angeboten werden.

Schülerzahlen könnten in Zukunft deutlich steigen

Etwa 270 Schüler besuchen derzeit die Friedrich-Ebert-Schule. An den Tagen, an denen ein Ganztagsunterricht stattfindet, werden zwischen 40 und 50 Kinder mit Essen versorgt, hinzu kommen die Betreuungsgruppen, sodass fast 70 Essen pro Tag ausgegeben werden. Diese Zahlen könnten signifikant steigen. Laut Doppke ist die Zahl der Kinder in den Klassen auskömmlich. Etwa 23 Kinder würden in jeder der ersten Klassen künftig sitzen, von den insgesamt 68 Kindern wären 17 Präventivkinder. Der Inklusionsanteil stelle somit nicht ein Problem dar. Er gibt aber auch zu: „Ab 23 oder 24 Schülern wird es eng in einem Klassenraum. Das kann man durchaus so sehen.“ Die Uetersener Schulleiterin hat angesichts der Raumenge Kontakt zur Stadtverwaltung aufgenommen, die sich nun um die Suche nach neuen Räumen gekümmert hat.

Das jetzt vorliegende Ergebnis ist, dass es keine Lösung gibt, die sich einfach umsetzen lässt. Es könnte sogar sein, dass die Stadt etwa 100.000 Euro investieren müsste, um den Bedarf der Schule zu decken. Der Bildungsausschuss der Stadt Uetersen wird sich auf seiner Sitzung am Donnerstag, 22. Mai, mit den erarbeiteten Optionen befassen und dann womöglich eine Empfehlung abgeben, wie der Schule geholfen werden könnte.

Drei Lösungsvarianten stehen derzeit zur Verfügung. Die erste Option ist eine Auslagerung von Aktivitäten in das benachbarte Jugendzentrum. Dort könnte ein Essraum mit Küchenbereich eingerichtet werden. Zwei weitere Räume könnten zusätzlich für Betreuungsklassen genutzt werden. Der Umbau des Jugendzentrums würde die Stadt nach ersten Berechnungen des Bauamtes mehr als 100.000 Euro kosten. Doch der Nutzung des Jugendzentrums stehen nicht nur die Kosten im Weg, sondern auch, dass der Sozialausschuss seit Jahren plant, dort ein Jugendcafé einzurichten. Das Projekt ist seit 2011 in Arbeit, aber auch umstritten. Die Parteien konnten sich bislang nicht auf eine eindeutige Marschrichtung einigen. Die Folge: Seit Mai 2012 liegt das Projekt im Grunde auf Eis.

Sollte das Jugendzentrum umgebaut werden, könnte die Friedrich-Ebert-Schule ihre vorhandenen Räume teilweise anders nutzen. So könnten Examens- und Besprechungsräume geschaffen werden, eine Bibliothek eingerichtet und Werk- und Kleingruppenunterrichtsräume geschaffen werden. Ein solcher Umbau könnte nochmals 16.500 Euro kosten.

Bildungsausschuss beschäftigt sich am Donnerstag mit der Situation

Eine Alternative bestünde aus Sicht der Schule darin, die Räume der Altentagesstätte der Arbeiterwohlfahrt zu nutzen. Da dort aber die Räume täglich von 13 Uhr an für Senioren und Seniorenangebote genutzt werden und zusätzlich eine Krabbelgruppe dort angesiedelt ist, ist eine Nutzung der Räume nach Ansicht der Awo und der Stadtverwaltung im Grunde nicht möglich.

Die dritte Option besteht in einer Nutzung der Stadthalle an der Berliner Straße. Aber auch die ist Problembehaftet: Die Halle wird von verschiedenen Vereinen und Gruppen regelmäßig genutzt, freitags werden dort oftmals Veranstaltungen für das Wochenende vorbereitet und am Nachmittag nutzt der TSC Uetersen ohnehin die Halle. Die Stadthalle ist damit laut der Stadt keine verlässliche Option. Auch eine Mittagsverpflegung ist dort zeitlich so gut wie nicht möglich. Einziger positiver Aspekt: Eine Küche ließe sich in der Stadthalle realisieren, sie würde die Stadt lediglich 3300 Euro kosten.

Überlegt wird auch, eine Kooperation mit der Geschwister-Scholl-Schule an der Birkenallee in die Wege zu leiten. Doch auch hier überwiegen die Nachteile: Die Wege zwischen den beiden Grundschulen wären nicht unerheblich, zudem steht die Geschwister-Scholl-Schule vor einer ähnlichen Situation wie die Friedrich-Ebert-Schule: Auch hier wird mit steigenden Schülerzahlen gerechnet, sodass eigentlich keine Räume abgegeben werden können. Somit wird das Jugendzentrum von der Stadtverwaltung als einzig praktikable Lösung angesehen.

Ob die Politik das ebenso sieht, das wird sich auf der Sitzung des Bildungsausschusses am Donnerstag, 22. Mai, im Uetersener Rathaus, Wassermühlenstraße 7, zeigen. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr und ist für die Öffentlichkeit frei.