Sieben Monate nach tödlichem Unfall in Barmstedt ist klar: Bahnübergang wird später als erhofft besser gesichert

Barmstedt. Mehr als 1900 Unterschriften hat die Familie des am 3.Oktober 2013 tödlich verunglückten Thorsten N. innerhalb kurzer Zeit gesammelt, um eine Beschrankung des Todesübergangs am Bornkamp durchzusetzen. Nicht einmal drei Wochen nach dem Unglück gab die Barmstedter Stadtvertretung grünes Licht, den Übergang am Bornkamp und die wenige Hundert Meter entfernte Querung Beim Reihergehölz mit Halbschranken zu sichern. Seitdem sind sieben Monate vergangen – und noch immer warnt an beiden Bahnübergängen lediglich eine Lichtzeichenanlage vor herannahenden AKN-Zügen.

Das wird sich auch so schnell nicht ändern. „Mit einer Beschrankung beider Übergänge ist frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2015 zu rechnen“, sagt Diplom-Ingenieur Jürgen Wulf, der bei der Barmstedter Stadtverwaltung für Tiefbau zuständig ist. Ursprünglich hatte die Verwaltung gehofft, die Anlagen in diesem Jahr errichten zu können. Doch die Sache erwies sich als komplizierter als gedacht.

Weil Fördermittel in erheblicher Höhe fließen, sind auch diverse Stellen in das Verfahren einzubinden. „Wir rechnen damit, dass wir Ende 2014 die Mittelfreigabe erhalten. Wir könnten dann die Bauleistungen ausschreiben und Mitte 2015 mit den Arbeiten beginnen“, so Wulf weiter. Die Inbetriebnahme wäre im günstigsten Fall für den Herbst nächsten Jahres vorgesehen.

Dann muss die Stadt einige zusätzliche Flächen in ihren Besitz gebracht haben. „Alle Personen, von denen wir Grundstücksteile erwerben müssen, haben dem grundsätzlich auch zugestimmt.“ Im Bereich Beim Reihergehölz gehöre die eine Seite zu Barmstedt, die andere jedoch zur Gemeinde Bokholt-Hanredder. Wulf: „Dort muss die Gemeinde noch Flächen erwerben.“

Die Maßnahme am Bornkamp kostet 245.000 Euro, für die Beschrankung des Übergangs Beim Reihergehölz sind 275.000 Euro eingeplant. Laut Eisenbahnkreuzungsgesetz übernehmen die Stadt, die AKN als Verkehrsträger und das Land jeweils ein Drittel der Summe.

„Auf uns als Stadt entfallen 175.000Euro“, sagt Wulf. Weil es auch für diese Summe eine Förderung gibt und die Gemeinde Bokholt-Hanredder ebenfalls einen finanziellen Beitrag zu der Maßnahme leisten muss, werde der Barmstedter Etat nach letzten Planungen mit 43.750 Euro belastet.

Entgegen der ursprünglichen Pläne wird die Straße Beim Reihergehölz nicht verschwenkt, sodass der jetzige Straßenverlauf erhalten bleibt. Allerdings wird die Fahrbahn auf einer Länge von 25 Metern beidseitig des Übergangs auf 5,50 Meter verbreitert und eine Schutzplanke zwischen der Straße und dem Privatweg errichtet, der kurz hinter dem Bahnübergang einmündet.

Der Straßenverlauf des Bornkamps bleibt ebenfalls in der jetzigen Form erhalten. Auf der Ostseite erfolgt eine Verbreiterung auf 5,50 Meter. Zusätzlich soll auf der Westseite ein Fußweg angelegt werden, der an den nördlich der Gleise vorhandenen Weg anschließen soll. Die Gehwege werden ebenfalls mit Halbschranken von den Gleisen abgetrennt.

„Zurzeit werden die Entwurfs- und Genehmigungsplanungen sowie die Planungen der Sicherungstechnik vorgenommen. Die Unterlagen werden im Paket abschließend durch die Gemeinde bewertet und anschließend bei der Planfeststellungsbehörde eingereicht“, sagt AKN-Sprecherin Christiane Lage. Sie geht davon aus, dass die Unterlagen bei der Planfeststellungsbehörde noch vor den Sommerferien eingehen werden. Lage: „Die Behörde entscheidet dann, ob ein Planfeststellungsverfahren oder ein Plangenehmigungsverfahren durchgeführt wird.“

Der städtische Tiefbau-Spezialist Jürgen Wulf geht von einem Plangenehmigungsverfahren aus. „Bisher sind keine Widersprüche von Betroffenen absehbar.“ Sollte einer oder mehrere betroffene Anlieger oder ein Träger öffentlicher Belange (TöB) einen Widerspruch einlegen, müsste ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden. „Das würde zu einer Verzögerung von einem Jahr führen, sodass wir die Beschrankung beider Bahnübergänge erst 2016 umsetzen könnten“, so der Diplom-Ingenieur weiter. Danach sehe es jedoch derzeit nicht aus.

Thorsten N. hatte am Nachmittag des Tages der Deutschen Einheit bei tiefstehender Sonne das Rotlicht der Lichtsignalanlage übersehen und war von einem Richtung Elmshorn fahrenden Triebwagen der AKN erfasst worden. Bereits 1987 starben an dieser Stelle zwei Teenager, die ebenfalls mit einem Mofa den unbeschrankten Bahnübergang überqueren wollten.