Klaus Michaelis ist Vorsitzender der Halstenbeker Turnerschaft. Er kämpft unermüdlich dafür, dass die Sportler im eigenen Gebäude trainieren können

Halstenbek. Man kann es pathetisch beschreiben, mit Sätzen wie „Ein Mann geht seinen Weg”. Oder auch vom „langen Atem” und dem „Bohren dicker Bretter” sprechen. Doch Klaus Michaelis, 69, amüsiert sich eher über solche Einschätzungen. Wahr ist allerdings, dass der Vorsitzende der Halstenbeker Turnerschaft (HT) seit nunmehr 13 Jahren sein Ziel fest vor Augen hat: Die HT braucht eine eigene Halle.

Im April 2001 wurde Michaelis zum Nachfolger des bereits zu Lebzeiten legendären und kürzlich verstorbenen Edgar Klaeger gewählt. „Da war das Hallenprojekt schon in den Köpfen der Handballer”, entsinnt sich der HT-Chef. Kein Wunder: Hatte Halstenbek doch damals noch mit den Folgen des zweimaligen „Knick-Ei“-Einsturzes 1997 und 1998 zu kämpfen. Der doppelte Zusammenbruch des futuristischen, gläsernen Sporthallen-Eis machte die Gemeinde bundesweit bekannt.

Allerdings gab es wegen der jahrelangen Auseinandersetzungen um den Abriss oder Neubau der längst zum Millionengrab gewordenen Ruine – 2007 wurde sie abgerissen – permanent Engpässe bei der Verteilung der ohnehin zu knappen Trainings- und Spielzeiten in den Halstenbeker Sportstätten für Schulen und Vereine. Inzwischen steht eine konventionelle kommunale Sporthalle auf dem „Knick-Ei“-Grab.

Vor diesem Hintergrund wirkte der Wunsch nach einer vereinseigenen Halle damals wie ein Weckruf bei den knapp 1800 Mitgliedern der Turnerschaft. Dass sich der neue Vorsitzende gleich voller Engagement an die Spitze der Bewegung setzte, ist ebenfalls bemerkenswert. Denn der Vereinschef hatte und hat eigentlich mit Sport nichts am Hut. „Ich gehe mit dem Hund spazieren oder mal schwimmen”, beschreibt er seine sportlichen Aktivitäten. Michaelis gehörte damals nicht einmal der Turnerschaft an. Um, wie vorgeschlagen, zum Vorsitzenden gewählt werden zu können, musste der freiberuflich tätige Maschinenbauingenieur erst dem Verein beitreten.

In den folgenden Jahren tauchte das Hallenprojekt immer wieder auch in den Schlagzeilen dieser Zeitung auf. Ob es um den Grundsatzbeschluss zur Planung einer Dreifeldhalle mit Gastronomie, Büro und Versammlungsraum ging oder die später positiv beschiedene Bauvoranfrage. Stets votierten die HT-Mitglieder mit großer Mehrheit für die Halle auf dem Gelände der Skating- und Beachsportanlage des Vereins. Sogar einen Entwurf für die Sportstätte gab es bereits, den die Architektin Caroline Michaelis, Tochter des Vorsitzenden und Mitglied der Planungsgruppe, erstellt hatte.

Die Zeichnungen hat der Vereinsboss immer noch in seinen Unterlagen. Dass das Bauvorhabens bis heute nicht umgesetzt wurde, lag vor allem an den explodierenden geschätzten Baukosten. Gingen die Hallen-Enthusiasten zunächst noch von rund einer Million Euro aus, war zuletzt schon fast die Zwei-Millionen-Grenze erreicht.

Zudem lähmten Auseinandersetzungen um Bau- und Ausführungsmängel bei der Errichtung der Skating- und Beachsportanlage jahrelang den Verein. Erst kürzlich endete der durch mehrere gerichtliche Instanzen geführte Kampf um Schadensersatz und Nachbesserungen mit einem Vergleich.

Damit hat nun auch der HT-Chef wieder den Kopf frei für eine neue Hallenplanung. Mittlerweile gehören Halstenbeks größtem Sportverein mehr als 2000 Mitglieder an. „Doch wir wollen weiter wachsen”, gibt Michaelis die Marschrichtung vor. Denn während anderswo die Sportvereine oft unter Mitgliederschwund zu leiden haben, kann sich die Turnerschaft über mangelnden Zulauf nicht beklagen. Vielleicht liegt es am Mix der Sportarten: Im Angebot sind neben den klassischen Gymnastiksparten unter anderem Boxen, Eisschnelllauf, Speed-Skating, Inline-Hockey, Handball, Basketball, Volleyball, Badminton und Tischtennis.

In der Hallenplanung ist der Vorsitzende nun allerdings bescheidener geworden. Eine schlichte Zweifeld-Anlage, vergleichbar mit einer Industriehalle, würde auch genügen, um für Trainingszwecke und den Spielbetrieb das Angebot erweitern zu können. Auf eine Gastronomie könne der Verein verzichten, meint Michaelis. Und die Geschäftsstelle soll im HT-Heim, dem Hauptquartier der Turnerschaft, verbleiben.

Der Vorsitzende kennt seinen Verein gut genug, um zu wissen, dass die meisten Mitglieder weiterhin für einen Hallenbau sind. Notwendig wären eine neue Arbeitsgruppe für die Rahmenplanung sowie ein Grundsatzbeschluss der Mitgliederversammlung. Dann könnte in der Halle nach einem halben Jahr Bauzeit der Sportbetrieb aufgenommen werden.

Die Baukosten kalkuliert der HT-Vorsitzende auf 1,4 Millionen Euro. Dass die neue Halle einstürzt wie einst das „Knick-Ei“ gilt als unwahrscheinlich. Denn ein gläsernes Kuppeldach ist bislang nicht vorgesehen.