Stichtag ist der 1. Juli dieses Jahres. Wie die Menschen im Kreis Pinneberg darauf vorbereitet sind

Kreis Pinneberg. Was bereits in vielen europäischen Ländern Pflicht ist, gilt bald auch in Deutschland: Ab dem 1. Juli 2014 muss in jedem in Deutschland zugelassenen Fahrzeug mindestens eine Warnweste mitgeführt werden. Nach einem Unfall oder einer Panne muss das Fahrzeug abgesichert und somit auch verlassen werden – dabei schützt eine Warnweste.

Björn Seelig, Leiter der TÜV-Station Pinneberg, weiß um die Gefahren. „Eine Person ohne Warnweste wird von Autofahrern im Dämmerlicht nur bis zu einer Entfernung von etwa 80 Metern vor dem Auto gesehen. Das ist zu wenig, um auf Landstraßen und Autobahnen noch rechtzeitig anhalten zu können“, so Seelig weiter. Mit einer Warnweste bekleidet erkenne man eine Person bereits aus einer Entfernung von mehr als 200 Metern. Seelig: „Durch das Tragen einer Warnweste verbessert man somit die eigene Sicherheit deutlich.“

Gerade in der dunkleren Jahreszeit seien Autofahrer im Fall einer Panne oder eines Unfalls einer besonderen Gefahr ausgesetzt. Durch das Tragen einer Warnweste könnten sie sich beim Verlassen des Fahrzeugs zusätzlich absichern. „Aus diesem Grund ist die Weste eine wichtige Investition in die eigene Sicherheit“, sagt der 33-Jährige, der die TÜV-Station an der Flensburger Straße seit Dezember 2012 leitet.

Für die zugelassenen Warnwesten existiert eine europaweit einheitliche Norm mit dem Kontrollzeichen EN 471. Um die Weste im Ernstfall sofort parat zu haben, rät der Fachmann, diese im Innenraum und dort in der Nähe des Fahrersitzes aufzubewahren, also etwa im Handschuhfach. Keinesfalls sei der Kofferraum als Aufbewahrungsort zu empfehlen, weil dann erst das Fahrzeug verlassen werden muss, um an das Utensil zu gelangen.

„Wir empfehlen nicht nur eine Weste für den Fahrer dabei zu haben, sondern für jeden Insassen im Auto eine. Auch sollte man die Weste nicht als eine lästige Pflicht betrachten, sondern als einen Schutzengel für die eigene Sicherheit.“ Deshalb bekommen an der TÜV-Station Pinneberg alle Kunden, die sich bis Ende Juni für die Hauptuntersuchung anmelden, als Dankeschön eine Warnweste geschenkt. Im Handel kostet eine Weste zwischen drei und fünf Euro.

„Das ist gut investiertes Geld“, sagt Jens-Uwe Friedrichsen, Leiter des Polizeiautobahn- und Bezirksreviers Pinneberg. Er hält die Warnwesten-Pflicht für sinnvoll – und auch für überfällig. „In den meisten europäischen Ländern gilt das bereits, nur in Deutschland noch nicht“, so Friedrichsen weiter.

Er hat beobachtet, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der Personen, die nach Unfällen oder Pannen auf der Autobahn zur Warnweste greifen, deutlich gestiegen ist.

Es seien jedoch noch zu wenige, so der Erste Polizeihauptkommissar. „Nur zu appellieren reicht einfach nicht.“ Daher werde die Polizei ab dem 1. Juli bei Fahrzeugkontrollen ein Bußgeld verhängen, wenn die vorgeschriebene Warnweste fehlt. Die Höhe des Bußgeldes betrage 15 Euro – analog zu Warndreieck oder Verbandskasten.

Wie eine Abendblatt-Umfrage ergab, gehen viele Bürger davon aus, dass auch in Deutschland längst eine Warnwestenpflicht besteht. „Wir haben in jedem Auto unserer Familie mindestens eine Warnweste“, sagt etwa Ariane Schirle, 44, aus Pinneberg. Sie spricht sich dafür aus, dass auch Radfahrer einen solchen Gegenstand mitführen müssen. Das hat der Gesetzgeber nicht vorgesehen – und auch Motorradfahrer sind von der Regelung ausgenommen.

Für gewerblich genutzte Fahrzeuge gilt in Deutschland bereits seit längerem eine Warnwestenpflicht. Sie hält auch Abdullah Erbil, 46, aus Hamburg ein, der auf dem Pinneberger Wochenmarkt Obst und Gemüse verkauft. In seinem Transporter ist natürlich eine Weste vorhanden.

Gerd Ofterdinger, 65, aus Pinneberg geht mit besonders gutem Beispiel voran. In seinem Privatwagen führt er gleich zwei der Lebensretter mit sich. Die ab 1. Juli geltende Mitnahmepflicht ist Ofterdinger bekannt. Barbara Jonas, 71, und ihre Freundin Elke Wulf, 75, kannten diese Regelung nicht. Allerdings setzen sie sich auch nicht mehr hinter das Steuer. „Aber unsere Kinder und Enkelkinder haben in ihren Autos Warnwesten mit dabei.“