Ergebnis der ersten Klimakonferenz in Wedel: Wirtschaft ist stärkster CO2-Verursacher. Elmshorn dient als Vorbild

Wedel. Wedels Bürgermeister Niels Schmidt hatte sich für das Jahr 2014 ein besseres Klima in seiner Heimatstadt gewünscht. Wobei er vor allem auf die im Vorjahr so vergiftete politische Atmosphäre in der Stadt abzielte. Am Mittwochabend wurde seinem Wunsch in gewissem Sinne entsprochen. Etwa 50 Konferenzteilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung sowie engagierte Bürger arbeiteten gemeinsam im Rathaus intensiv daran, dass zumindest 2035 das Klima in der Stadt deutlich besser sein wird.

Für die dicke Luft in Wedel sorgt vor allem die Wirtschaft und nicht das hohe Verkehrsaufkommen. Das war das überraschende Ergebnis der Energie- und CO2-Bilanz, die das Hamburger Unternehmen Baum Consult für die Stadt angefertigt hat und am Mittwoch erstmals vorstellte. Hinzukommt: Das Wedeler Steinkohlekraftwerk am Tinsdaler Weg und dessen Ausstöße wurden aufgrund der Bedeutung als überregionaler Versorger aus der Rechnung sogar noch ausgeklammert.

„Im Bereich Wirtschaft muss Wedel etwas tun“, gab Cord Röpken die Richtung vor, der der für die Baum Group die Ergebnisse präsentierte. Das Unternehmen hat für mehr als 20 Städte Klimakonzepte erstellt, zu denen die Energie- und CO2-Bilanz zwingend gehört. Unter anderem ist die Baum Group derzeit in Neumünster aktiv. Ein so dominanter Wirtschaftsfaktor wie in Wedel ist Röpken dabei so noch nicht untergekommen.

Betrachtet man nur einmal den Energiebedarf, dann liegt in Wedel der Anteil der Wirtschaft mit 52 Prozent (26 Prozent Verkehr, 21 Prozent private Haushalte, Rest öffentliche Gebäude) deutlich über dem Durchschnittswert von 39 Prozent. „Das Wedel so stark industrialisiert ist, war uns zuvor nicht bewusst“, so Röpken. Aufgrund des überdurchschnittlichen Ergebnisses wird das Thema jetzt näher beleuchtet. „Wir kennen zwar in etwa den Bedarf, wissen aber nicht genau, wofür die Energie gebraucht wird“, erklärt Röpken. Um das herauszufinden, wurden etwa 250 Wedeler Unternehmen angeschrieben, mit der Bitte, einen zweiseitigen Fragebogen auszufüllen.

In den vergangenen Monaten hatte das Beratungsunternehmen für Umweltmanagement die Daten zum Strom- und Wärmeverbrauch der kommunalen und privaten Haushalt und von Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft sowie regionale Verkehrsdaten erfasst. Das Ergebnis: Wedel hat einen jährlichen Energieverbrauch von etwa 1000 Gigawattstunden. Mit 9,1 Tonnen CO2-Ausstoß pro Kopf liegt die Stadt zwar unter dem Bundesdurchschnitt von 11,2 Tonnen. Im Vergleich zu Elmshorn (7,3 Tonnen) steht Wedel allerdings sehr viel schlechter da. Elmshorn hat als einzige Stadt im Kreis Pinneberg bereits 2011 ein Klimakonzept erstellt und mit Markus Pietrucha einen Vollzeit-Klimaschutzbeauftragten. Wedel will 2014 nachziehen. In den anderen Städten und Gemeinden gibt es derzeit keine solchen Pläne.

Aus Sicht des Expertenteams gibt es in Wedel Möglichkeiten, mit denen man den Emissions-Ausstoß um 34 bis 43 Prozent bis 2035 senken könnte. Dabei geht es nicht nur um den Ausbau von Photovoltaik- und Solarthermieanlagen beziehungsweise die Nutzung von Wärmepumpen, sondern auch um Leitprojekte. Gerade was das Thema E-Mobilität angeht, kennt sich Wedel mit der Vorreiterrolle aus. So entstand Anfang 2010 dank der Stadtwerke auf dem Parkplatz an der Gorch-Fock-Straße die erste kostenlose Stromtankstelle. Dafür müssen sich die Nutzer lediglich einmal registrieren lassen. Laut dem Chef der Stadtwerke, Adam Krüppel, ist die Resonanz mit elf Nutzern ausbaufähig.

Während der Klimakonferenz kam auch die Idee auf, dass die Verwaltung und Stadtwerke die E-Mobilität in Unternehmen fördern könnten. Zudem könnte die Wirtschaftsförderung aktiv auf Firmen zugehen, sie in Sachen Steigerung der Energieeffizienz beraten und Fördermöglichkeiten aufzeigen.

In Elmshorn ist dies durch Pietrucha Alltag, er bietet die Leistung auch für Privathaushalte an. 19 Maßnahmen umfasst der Aktionsplan der Stadt, unter anderem wurden Dienstfahrräder und ein Job-Ticket für Rathaus- und Stadtwerkemitarbeiter eingeführt. Pietrucha entwickelt ein nachhaltiges Energiekonzept für das Sanierungsgebiet Vormstegen. Ein Klimaschutzatlas ist in Arbeit, Energienachbarschaften werden geschmiedet, ein Veloroutenkonzept ist fertig und das Umweltfest Nachhaltica ist längst etabliert.